Effiziente Sprühbeölung für den Korrosionsschutz im Kaltwalzprozess
von Angelika Albrecht
Schutz vor Korrosion während der Coil-Lagerung & Transport ist der Garant für eine hohe Produktqualität für die Weiterverarbeitung von Kaltbändern. Schon in den Kaltwalzprozessen setzen Hersteller daher auf die Auftragung eines effektiven Korrosionsschutzes mittels spezieller Öle. Um sie dabei möglichst effizient zu gestalten, bedürfen Beölungseinrichtungen in den Kaltwalzanlagen einer präzisen Auslegung auf die jeweiligen Gegebenheiten. technotrans entwickelte für mehrere Produktionslinien der BILSTEIN GROUP maßgeschneiderte und nachhaltige Konzepte für die Sprühbeölung.
Neues Beölungskonzept für Null-Fehler-Prinzip
Aufgrund der zunehmenden Anforderungen an die Produktqualität und Nachhaltigkeit durch ihre Kunden, vor allem in der Automobilindustrie, erkannte die BILSTEIN GROUP mit Sitz in Hagen einen steigenden Bedarf nach einer effektiven Beölung ihrer Kaltbänder gegen Korrosionsbildung. Denn bei der kilometerweisen Herstellung seiner Produkte verfolgt das Unternehmen in der Produktion ein striktes Null-Fehler-Prinzip entlang der gesamten Prozesskette. Über Jahre hatte der Stahlverarbeiter bereits auf bekannte Beölungs-Lösungen eines langjährigen Lieferanten gesetzt. Doch die Gruppe wollte die Prozesse auf eine neue Ebene heben.
Bisher sorgten technisch vergleichsweise einfache Anlagen für die Beölung. Auf der Suche nach einem neuen Lösungsanbieter stieß BILSTEIN auf die Flüssigkeiten-Kompetenz von technotrans. Bisher insbesondere in der Druckindustrie sowie der Stanz- und Umformtechnik aktiv, übertrug der Hersteller aus Sassenberg sein Know-how und die etablierte Technologie für die druckluftlose Sprühbeölung auf die Anforderungen von Kaltwalzprozessen. Nach einer erfolgreichen Testphase erhielt technotrans den Zuschlag für die Ausstattung von zwei Anlagen am Standort im US-amerikanischen Bundesstaat Kentucky – und später noch an weiteren Anlagen in Deutschland.
Gestiegene Kosten- und Prozesseffizienz sowie Flexibilität zugleich
„Dank der technotrans-Technologie haben wir die Beölungsprozesse für einen hochwertigen Korrosionsschutz unserer Kaltbänder auf ein neues Qualitätsniveau gehoben“, betont Eugen Schitz, Verantwortlicher für Anlagen- und Verfahrenstechnik bei der BILSTEIN GROUP. „Wir sparen Kosten, reduzieren Instandhaltungsmaßnahmen bei der Peripherie und sind weiter extrem flexibel bei der Verarbeitung beölter und unbeölter Kaltbänder auf nur einer Anlage.“
Die technotrans-Beölung kommt an verschiedenen Standorten der BILSTEIN GROUP sowohl beim Nachwalzen als auch beim Längsteilen sowie an der Verpackungslinie zum Einsatz. Für die unterschiedlichen Einsatzbereiche konzipierte technotrans die maßgeschneiderte Lösung auf Grundlage seiner spray.xact-Technologie. Im Fokus stand dabei insbesondere ein möglichst hohes Maß an Effizienz und Nachhaltigkeit.
Als vorteilhaft für die BILSTEIN-Bedürfnisse entpuppte sich dabei die druckluftfreie Sprühbeölung des Beölungssystems. „Im Gegensatz zu herkömmlichen Lösungen öffnen und schließen sich die technotrans-Ventile in einer vorgegebenen Taktung durch elektrische Impulse“, erklärt Schitz. „Weil keine Druckluftströme vorhanden sind, erlangen wir eine gleichmäßige und zugleich nebelarme Beölung“ – und das trotz der hohen Verarbeitungsgeschwindigkeiten beim Kaltwalzen von bis zu 16 m/s.
BILSTEIN erzielt für den Korrosionsschutz dadurch ein homogenes Ergebnis und spart dank der Effizienz der technotrans-Lösung zudem Kosten ein. Dank der nebelarmen Beölung und minimierten Aeorosolmenge kann der Stahlverarbeiter komplett auf den Einsatz von Absauganlagen verzichten, die bei bisherigen Beölungsprozessen nötig waren. Das schützt aktiv die Gesundheit der Mitarbeiter und verhindert zudem ungewünschte Ablagerungen in der Umgebung. Die Einhaltung von Wartungsintervallen für die Filter spielt daher für BILSTEIN keine Rolle mehr. Zudem spart das Unternehmen das teure Medium Druckluft ein.
Seitlich verfahrbar für den Trockenlauf
Die Sprühbalken in den Nachwalzlinien sind seitlich elektrisch oder pneumatisch verfahrbar und so nicht wie bisher starr in der Anlage integriert. Das ergibt für die BILSTEIN GROUP folgenden Vorteil: Der Stahlverarbeiter kann die Kaltbänder je nach Kundenanforderung sowohl mit als auch ohne Sprühbeölung verarbeiten. Weil bei unbeölten Produkten die technotrans-Komponenten nicht über den Förderbändern liegen, besteht nicht die Gefahr, dass im Trockenlauf Öltropfen auf die Bänder gelangen. „Solche Unsauberkeiten auf unseren Bändern wären für die Weiterverarbeitung – zum Beispiel bei der Lackierung – ein absoluter Nachteil“, sagt Schitz. „Dank der technotrans-Idee sichern wir unseren Kunden eine hohe Produktqualität zu.“
Beim Nachwalzen sorgt die beidseitige Positionierung der Sprühleisten darüber hinaus für zusätzliche Flexibilität. Die BILSTEIN GROUP ist in der Lage, ihre Prozesse gemäß den jeweiligen Anforderungen anzupassen. Denn unterschiedliche geforderte Blechstärken ziehen unterschiedliche Walzintervalle nach sich.
„Am Ende ist es egal, ob die Linie in einer geraden oder ungeraden Anzahl walzt“, erklärt Hary Kosciesza, Business Development Manager bei technotrans. „Je nach Bedarf tragen hinter oder vor dem Walzstuhl befindliche Sprühdüsen das Korrosionsschutzmittel auf.“
Damit die Sprühbalken die benötigte Menge bei den hohen Geschwindigkeiten der Kaltwalzprozesse überhaupt liefern können, integrierte technotrans teilweise doppelte Sprühreihen mit hintereinanderliegenden Sprühdüsen pro Anlage. So ist die BILSTEIN GROUP in der Lage, Öl in einer Menge zwischen 0,5 bis 2,5 g/m² aufzutragen. Dass die Maschinenführer die gewünschte Ölmenge sehr leicht einstellen und präzise regeln können, erleichtert zudem die Arbeit.
Von erstem Auftrag zu enger Partnerschaft
Den Auftakt für die Zusammenarbeit, die sich über mittlerweile acht gemeinsame Projekte erstreckt, machte der Aufbau eines neuen BILSTEIN-Standortes in Kentucky in den USA. Bei der neu gegründeten BILSTEIN Cold Rolled Steel LP entwickelte technotrans ein Sprühsystem entlang der Längsteillinie, das Ende 2017 in Betrieb ging. Darüber hinaus besprüht die Beölungseinheit innerhalb der angeschlossenen Verpackungslinie die Stirnflächen der Coils mit Korrosionsschutzmittel.
Von der Lösung für die beiden Prozesse war die BILSTEIN GROUP so überzeugt, dass sie sich die technotrans-Kompetenz auch bei weiteren Prozessen zu Nutze machte. Bereits an mehreren Standorten, unter anderem am Stammsitz in Hagen und beim Tochterunternehmen Hugo Vogelsang, sorgen technotrans-Sprühsysteme beim letzten Stich direkt am Walzstuhl innerhalb des Nachwalzens in unterschiedlichen Sprühbreiten ab 500 mm für optimale Beölungsergebnisse. Zuletzt ging im September eine neue Nachwalz-, Längsteilanlage und die dazugehörige Verpackungslinie im Hagener Stammwerk mit einer 1.350 mm breiten Sprühbeölung in Betrieb.
BILSTEIN will weiter auf technotrans setzen
„Je nach Anforderungen der speziellen Kaltwalzanlage und den Bedürfnissen der BILSTEIN-Kunden hinsichtlich Auftragsmengen konstruieren wir unsere Lösungen in die Maschinen hinein“, betont Kosciesza. Für die BILSTEIN GROUP entwickelte technotrans passgenaue Sprühsysteme für Bestandsanlagen oder für komplett neue Anlagen in enger Abstimmung mit den OEM-Partnern. Die Nachrüstung erfolgte dabei in den ohnehin vorgesehenen Stillstandzeiten der Anlagen im Rahmen der regelmäßigen Wartungsintervalle.
BILSTEIN will seinen Modernisierungskurs in Zukunft nicht nur aufgrund der technischen Umsetzung mit der technotrans-Technologie fortsetzen. Auch die harmonische und zielgerichtete Projektabwicklung von der Entwicklung der passgenauen Lösung bis zur Inbetriebnahme spreche für die Sassenberger, sagt Schitz: „Für uns steht eines fest: Benötigen wir neue Lösungen bei der Kaltband-Beölung, ist technotrans unser erster Ansprechpartner.“
Die technotrans SE ist ein global agierender Technologie- und Dienstleistungskonzern mit Hauptsitz in Sassenberg im Münsterland. Die Kernkompetenz des Unternehmens sind anwendungsspezifische Lösungen aus dem Bereich des Thermomanagements. Das umfasst die energetische Optimierung und Steuerung des Temperaturhaushalts anspruchsvoller technologischer Anwendungen. Mit 17 Standorten ist das Unternehmen auf allen wichtigen Märkten weltweit präsent. Die technotrans SE ist unter anderem in den Branchen Plastics, Energy Management (inklusive Elektromobilität, High Power Ladestationen und Rechenzentren), Healthcare & Analytics, Print sowie Laser & Machine Tool Industry tätig. Darüber hinaus verfügt technotrans über ein breites Portfolio an Serviceleistungen, welches unter anderem Baustelleninstallationen, Wartungen, Reparaturen und 24/7-Ersatzteilbereitstellung umfasst. Seit dem Jahr 2021 treten die einzelnen Konzerngesellschaften technotrans SE, gwk Gesellschaft für Wärme Kältetechnik mbH, termotek GmbH, klh Kältetechnik GmbH, Reisner Cooling Solutions GmbH unter der gemeinsamen Dachmarke technotrans auf. Eine Ausnahme bildet die gds GmbH mit Sitz in Sassenberg, welche als Full-Service-Anbieter rund um die Technische Dokumentation weiterhin als eigene Marke Teil des Konzerns ist. Die technotrans SE ist im Prime Standard gelistet (ISIN: DE000A0XYGA7 / WKN: A0X YGA) und beschäftigt weltweit mehr als 1.400 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2020 wurde ein Konzernumsatz in Höhe von 190,5 Mio. € erzielt
Die BILSTEIN GROUP ist ein Hersteller präziser und leistungsfähiger Kaltbänder für unterschiedliche Anwendungsbereiche. Die Produkte aus weichen Stählen eignen sich als Vormaterial zum Kaltumformen für alle Biege-, Stanz-, Zieh-, Streck- und Tiefziehanwendungen. Dabei zeichnet es sich durch folgende Eigenschaften aus: gute Kaltumformbarkeit, homogene, mechanische Eigenschaften, hohe Oberflächenqualität, gute Planlage, enge Abmessungstoleranzen sowie gute Schweißbarkeit. Zum Produktionsprogramm gehören neben den nach DIN EN 10139 genormten Kaltbandsorten auch eine Reihe von Werkssondersorten für anspruchsvolle Anwendungen. Die Bilstein Gruppe wurde 1911 als Familienunternehmen gegründet. Heute fertigt sie an vier Produktionsstandorten in Deutschland, Tschechien und in den USA. Das Unternehmen beschäftigt aktuell rund 1.600 Mitarbeiter.
Quelle und Bilder: technotrans SE