Zuviel Öl, Goldpreis gestiegen, Lithiumpreis gefallen

Frankfurt/M. - Energie: Brentöl wieder unter 60 USD, Gasöl-Crackspread massiv unter Druck

Wie die Commerzbank meldet rutschte der Brentölpreis am Freitag unter 60 USD je Barrel. Zudem meldete Reuters einen Anstieg der OPEC-Ölproduktion im Oktober um 690 Tsd. auf 29,6 Mio. Barrel pro Tag, da Saudi-Arabien seine Produktion im September wieder normalisieren konnte. Die OPEC-Fördermenge liegt damit ca. 1,4 Mio. Barrel pro Tag über dem von der IEA geschätzten Bedarf im 1. Halbjahr 2020, was die Notwendigkeit einer weiteren Produktionskürzung unterstreicht.

Der Gasöl-Brent-Crackspread in Europa ist laut Commerzbank am Donnerstag, 31.10., zeitweise bis auf 15 USD je Barrel gefallen. Der Gasölpreis ist zuletzt deutlich stärker gefallen als der Brentölpreis. Gasöl kostete zu Beginn letzter Woche noch ca. 600 USD je Tonne, am Donnerstag waren es nur noch 565 USD. Damit liegen die Gasölvorräte in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) auf dem niedrigsten Stand seit Ende Mai und 6% unter dem 5-Jahresdurchschnitt.

Ab Anfang 2020 gelten für Schiffskraftstoffe verschärfte Schwefellimits (IMO 2020), die einen Wechsel zu schwefelärmeren Kraftstoffen wie Marinegasöl erfordern. Russland hatte vor einigen Tagen jedoch verlauten lassen, IMO 2020 in den eigenen Binnengewässern erst vier Jahre später einführen zu wollen.

Eine überraschende Meldung kam aus Brasilien. Am vergangenen Donnerstag, 31.10., hatte Brasiliens Präsident Bolsonaro - auf einer Konferenz in Riad - mit der Aussage verblüfft, sein Land wolle der OPEC beitreten. Für die OPEC wäre es - gemessen an Brasiliens Produktionsmenge von mittlerweile 3 Mio. Barrel pro Tag - der seit langem bedeutendste Beitritt. Wie die Commerzbank meldet, sei jedoch zu berücksichtigen, dass Brasiliens Ölverbrauch ebenfalls bei rund 3 Mio. Barrel liegt. Und selbst wenn davon wiederum rund 500 Tsd. Barrel pro Tag durch Ethanol gedeckt würden, relativiert sich somit Brasiliens Bedeutung als Exporteur gewaltig. Da laut Commerzbank das Land seine Produktion ausweiten will, stellt sich die Frage, ob Brasilien sich selbst einen Gefallen tut mit einem Beitritt zur OPEC. Schließlich bedeutet OPEC-Mitgliedschaft derzeit Begrenzung der Produktion. Ein Beitritt Brasiliens zur "OPEC+"-Gruppe bei der nächsten Sitzung Anfang Dezember sei dennoch vorstellbar, damit bekäme die OPEC+ ein deutlich stärkeres Gewicht.

Edelmetalle: Goldpreis gestiegen

Wie zu erwarten war, ist mit der jüngsten Zinssenkung der US-Notenbank Fed der Goldpreis gestiegen, auf 1.515 USD je Feinunze. Der Markt scheint den Aussagen der Fed, die Zinsen nicht weiter zu senken, nicht zu glauben. Die Volkswirte der Commerzbank gehen zwar davon aus, dass die ISM- und Arbeitsmarktdaten in den USA positiv überraschen. Da jedoch auch in Europa eine lockere Geldpolitik betrieben wird, wird Gold wohl als sicherer Hafen und als Mittel zum Kapitalerhalt betrachtet. Die Commerzbank rechnet deshalb mit einem weiteren Preisanstieg bei Gold in den kommenden Monaten und Jahren.

Industriemetalle: Caixin Einkaufsmanagerindizes (PMI) im Oktober auf 51,7 gestiegen

Am Freitag ist laut Commerzbank in China der (inoffizielle) Caixin Einkaufsmanagerindizes (PMI) für das Verarbeitende Gewerbe im Oktober auf 51,7 und damit auf den höchsten Stand seit Februar 2017 gestiegen. Sowohl der chinesische Aktienmarkt als auch die LME-Metallpreise erholten sich daraufhin. Die Commerzbank meint, diese Zahl könne dennoch nicht über die Konjunkturschwäche in China hinwegtäuschen. Sie glaubt, dass China keine großen Konjunktur-Stützungsmaßnahmen plane, sondern mehr Wert auf eine nachhaltige konjunkturelle Entwicklung lege. Das bedeutet, dass die Durststrecke für die Industriemetalle weiter anhalten wird.

Lithiumpreis trotz Elektromobilität stark gefallen

Der Lithiumpreis ist nach Angaben der Commerzbank extrem gefallen: Nach Daten von Asian Metal und Bloomberg sind die Preise für Lithiumkarbonat (99,5%) in China von umgerechnet über 25.000 USD je Tonne zu Jahresbeginn 2018 auf zuletzt rund 8.300 USD je Tonne gefallen. Obwohl die meisten Autoproduzenten in emissionsfreien Elektroautos die Zukunft sehen, scheint der Lithiummarkt überversorgt zu sein.

Es gab zuletzt weniger Zulassungen für Elektroautos als erwartet: Im August wurden in China und den USA mit 158 Tsd. Autos 9% weniger Elektrofahrzeuge (einschl. Plug-in-Hybride) verkauft als vor einem Jahr. Doch ist die Anzahl reiner Elektroautos gegenüber dem Vorjahr um 8% gestiegen. Auch dürfte sich der Anstieg an Elektrofahrzeugen in den kommenden Monaten und Jahren fortsetzen und beschleunigen. Die Commerzbank sieht den Markt als langfristig überversorgt und geht deshalb davon aus, dass sich der Preisrückgang bei Lithium trotz guter Nachfrageaussichten fortsetzen wird.

Quelle: Commerzbank AG/ Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: fotolia

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