ZEW: Konjunktur-Ausblick schwächer

von Hans Diederichs

Der ZEW-Index für die Konjunkturerwartungen in Deutschland verlor im Februar gegenüber dem Vormonat 9,2 Punkte und steht jetzt bei 1,0 Punkten (langfristiger Mittelwert: 24,6 Punkte). "Die sich abzeichnende Abschwächung der Weltkonjunktur und die ungewissen Folgen des Ölpreisverfalls belasten die ZEW-Konjunkturerwartungen", sagte Sascha Steffen, Leiter des Forschungsbereichs "Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement" am ZEW. Auch die Bewertung der konjunkturellen Lage in Deutschland verschlechterte sich. Der Index fiel um 7,4 Punkte und steht nun bei 52,3 Punkten. 

Bankensektor leidet unter Unterkapitalisierung

"Angesichts dieser Entwicklungen hat die Sorge um erhöhte Kreditausfallrisiken bereits Aktien- und Anleihenkurse vieler Banken in Europa, den USA und Japan in die Knie gezwungen", fuhr Steffen fort. Als Ursache sieht er maßgeblich die strukturellen Probleme im Bankensektor. Vor allem sei die Kapitalisierung europäischer Banken nach wie vor nicht auf dem von der EZB angestrebten Niveau.

Da Politiker in Europa mehr und mehr versuchten, die für ihre Budgets vorgesehen Sparauflagen aufzuweichen, sei mittelfristig zudem mit einem Auseinanderdriften bei den jeweiligen Renditeaufschlägen zu rechnen, so der ZEW-Wirtschaftsforscher weiter. Sofern Steffen mit dieser Einschätzung richtig liegt, könnten die gedanklich bereits zu den Akten gelegten Themen Banken- und Staatsschuldenkrise wieder aufflammen.

Ölpreis-Auswirkung schwer abschätzbar

"Die Auswirkungen des niedrigen Ölpreises auf die Konjunktur sind schwer abzuschätzen", ergänzte ZEW-Ökonom Dominik Rehse. Während die deutsche Exportindustrie unter der Schwäche der Schwellenländer zu leiden haben dürfte, beflügele der Ölpreisverfall den privaten Konsum. Das hilft der Investitionsgüterindustrie jedoch kaum. "Die deutsche Wirtschaft befindet sich zwar im Moment in einem ganz ordentlichen Zustand, aber der Ausblick ist eher durchwachsen. Was wir derzeit sehen, ist eine Stagnation auf recht hohem Niveau", fasste Rehse zusammen.

Die Erwartungen der Finanzmarktexperten an die Konjunkturentwicklung in der Eurozone verschlechtern sich ebenfalls. Der Erwartungsindikator geht um 9,1 Punkte auf 13,6 Punkte zurück. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum hat sich im Februar 2016 um 0,5 Punkte auf minus 8,0 Punkte verschlechtert.

Quelle: ZEW, marketSTEEL; Vorschau-Foto: fotolia

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