Zahl der Beschäftigten auf den Werften leicht gestiegen

von Hubert Hunscheidt

Das ist das Ergebnis der jährlichen Schiffbauumfrage der IG Metall Küste. Demnach ist die Zahl der Stammbeschäftigten auf den norddeutschen Werften 2024 um 5,3 Prozent auf 15.824 gestiegen (2023: 15.028 Beschäftigte). Besonders stark war das Wachstum in Niedersachsen (+7,5 %), Bremen und Mecklenburg-Vorpommern (jeweils +7,2 %). Sowohl im Marineschiffbau als auch im Passagierschiffbau stieg die Zahl der Beschäftigten.

„Der Schiffbau ist von strategischer Bedeutung für die Energieversorgung, Handel und Sicherheit in Deutschland“, erklärte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Wir brauchen weiterhin die Kenntnisse und Fertigkeiten im Land und dürfen nicht in eine weitere Abhängigkeit zum Beispiel von China geraten.“ Entsprechend bräuchte man mehr Beschäftigte und Fachkräfte auf den Werften, um etwa Konverterplattformen für Windparks auf offener See zu bauen oder auch die Marine gut auszurüsten. Friedrich forderte eine aktive Industriepolitik der Politik und „Unternehmen, die in die Zukunft investieren“.

Der Fachkräftemangel hat sich in der gesamten Branche verschärft und schränkt teilweise bereits die Produktion ein. 78,3 Prozent der Betriebe haben Probleme, offene Stellen zu besetzen. „Die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe wird zukünftig stark davon abhängen, ausreichend Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Nur mit einer guten, eigenen Belegschaft, mit Tarifverträgen und Mitbestimmung lässt sich die Zukunft der Unternehmen und der Branche sichern“, erklärte Friedrich.

Die Lage auf den Werften sei sehr unterschiedlich. „Während einige Betriebe auf absehbare Zeit voll ausgelastet sind und die Beschäftigung weiter ansteigen soll, stehen andere Werften vor einer unsicheren Zukunft und einem möglichen Personalabbau.“ Aktuell sind die Kapazitäten der Werften im Durchschnitt zu 85,9 Prozent ausgelastet. Die Hälfte der Werften ist zu 100 Prozent ausgelastet, zwei Werften sind so gut wie gar nicht ausgelastet (0% bzw. 10% Auslastung).

Mit Sorge blickt die Gewerkschaft auf den Nachwuchs. “Die Ausbildungsquote hat mit 5,2 Prozent (2023: 5,7 %) einen neuen Tiefpunkt erreicht”, kritisierte Heiko Messerschmidt, Branchenbeauftragter Schiffbau der IG Metall. “Um ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern, müssen die Unternehmen gegensteuern und wieder mehr ausbilden. Gemeinsam mit der Branche müssen wir Maßnahmen entwickeln, die freigebliebenen Ausbildungsplätze zu besetzen. "

Einen Anstieg an Beschäftigung gab es auch bei Leiharbeit und Werkverträgen. „Die Situation bezüglich Werkverträgen bleibt in vielen Betrieben undurchsichtig und kaum reguliert“, erklärte Stefan Timm von der Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (AgS), die die Befragung im Auftrag der Gewerkschaft durchgeführt hat.

Die IG Metall sieht diese Entwicklung mit Sorge. „Die Stammbeschäftigung in der Produktion zu senken, ist der falsche Weg“, meinte Bezirksleiter Friedrich. „Nur mit einer guten, eigenen Belegschaft, mit Tarifverträgen und Mitbestimmung lässt sich die Zukunft der Unternehmen und der Branche sichern.“ Das müsse beispielsweise bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen berücksichtigt werden.

Der deutsche Schiffbau konzentriert sich im Wesentlichen auf drei große Werftengruppen (thyssenkrupp Marine Systems, Meyer und Lürssen), die über 70 Prozent aller Werftbeschäftigten stellen. Diese Gruppen dominieren die Segmente Kreuzfahrtschiffe, Yachten und Marineschiffe.

Die IG Metall Küste führte die Studie zum 34. Mal seit 1991 in den fünf norddeutschen Bundesländern Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein durch. Befragt wurden die Betriebsräte von 46 Werftbetrieben und Standorten, die sowohl den militärischen als auch den zivilen Schiffbau repräsentieren. Die Ergebnisse der Befragung diskutiert die Gewerkschaft auch auf der Fachmesse SMM. Zu der öffentlichen Veranstaltung am Mittwoch, 4.9., um 13.30 Uhr auf der Open Stage in Halle B2.OG wird der Maritime Koordinator der Bundesregierung, Dieter Janecek, erwartet.

Quelle: IG Metall / Foto: IG Metall Küste | Michael Seehase

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