Wirtschaftswachstum nur oberflächlich robust
von Alexander Kirschbaum
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist derzeit von Optimismus geprägt. Auch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) erwartet in seiner aktuellen Konjunkturprognose, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr wachsen wird, und zwar um 1½ Prozent. Doch die Wissenschaftler mahnen: Die konjunkturellen Probleme in den Schwellenländern und steigende Energiepreise drohen das Wachstum abzubremsen.
Die Deutschen können derzeit viel Geld ausgeben, der starke Arbeitsmarkt, niedrige Energiepreise und Zinsen steigern den Konsum. Auch der Staat nimmt mehr Geld in die Hand. Vor allem für die Unterbringung und Integration der Flüchtlinge wird er bis 2017 rund 50 Milliarden Euro ausgeben, prognostiziert das IW Köln. Die Zahl der Erwerbstätigen steigt in dieser Zeit auf einen neuen Rekordwert von 43,8 Millionen. Einzig aufgrund des Flüchtlingszustroms wird sich die Arbeitslosenquote zugleich leicht auf 6½ Prozent erhöhen.
Export schwächelt
Trotz der positiven Anzeichen verdüstern sich laut der IW-Forscher die wirtschaftlichen Aussichten. So schwächelt der traditionell starke deutsche Export – unter anderem aufgrund der unsicheren Lage in vielen Schwellenländern. Zudem steigen die Lohnstückkosten in der Industrie, damit nimmt die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen ab. Insgesamt werden die deutschen Exporte 2016 nur um 2¼ Prozent zulegen, deutlich weniger als in den Vorjahren. Laut IW-Konjunkturumfrage erwarten lediglich 27 Prozent der befragten Firmen steigende Ausfuhren in diesem Jahr, 15 Prozent rechnen mit einem Rückgang. Auch im kommenden Jahr springt der Exportmotor nicht richtig an. Zudem dürften sich die positiven Effekte wie der niedrige Ölpreis abschwächen. Dadurch sinkt das Wirtschaftswachstum 2017 dem Institut zufolge auf gut 1¼ Prozent.
Um die Wirtschaft zu stärken, raten die IW-Konjunkturforscher der Politik zur Vorsicht. Die öffentlichen Haushalte dürften keine neuen Schulden machen. „Die komfortable Budgetsituation könnte schneller vorbei sein, als viele denken, sollten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechtern“, so IW-Direktor Michael Hüther.
Quelle: IW Köln Vorschau-Foto: Fotolia