Wirtschaft gegen Grenzkontrollen
von Alexander Kirschbaum
Die innereuropäischen Grenzen müssen offen bleiben. Das fordern die Union europäischer Industrie- und Handelskammern (UECC), die am heutigen Freitag im Rheinhotel Dreesen das „Europäische Wirtschaftsforum Verkehr“ ausgerichtet haben. Die UECC ist ein Verbund von 60 Kammern in Europa, zu deren Hauptaufgabengebiet die Verkehrs- und Infrastrukturpolitik zu Lande, zu Wasser und in der Luft zählen. „Die EU hat uns den freien Warenverkehr gebracht – wir brauchen gerade heute ein starkes und solidarisches Europa“, sagte Dr. Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg. „Flächendeckende Kontrollen an den Grenzen würden das Wirtschaftswachstum bremsen und Arbeitsplätze gefährden. Knapp 60 Prozent des deutschen Außenhandels entfallen auf Europa. Davon werden 80 Prozent mit dem Lkw befördert. Alleine im Grenzverkehr zwischen den Niederlanden, Deutschland, Österreich und Polen sind das insgesamt 13,5 Millionen Lkw jährlich, die seit Schengen die Grenzen frei passieren können.“
Nach einer Studie der Prognos AG werden die Transportmärkte in Europa bis 2040 weiter um 30 Prozent wachsen. „Gerade im Transportsektor hat die EU noch einen riesigen Harmonisierungsbedarf“, stellte Dr. Christian Moser, Präsident der UECC, mit Blick auf eine aktuelle, europaweit durchgeführte Unternehmensumfrage fest: „Unsere Unternehmen beklagen sich vor allem über die in den einzelnen Mitgliedstaaten teilweise sehr unterschiedliche Durchsetzung geltender Regelungen."
Europas Unternehmer sind mit dem Gütertransport via Flugzeug oder Binnenschiff zufrieden – gute Organisation, Planbarkeit und Zuverlässigkeit sprechen für diese Verkehrsträger. Schlecht schneidet dagegen die Bahn ab. Angesichts europaweit unterschiedlicher technischer Systeme und Spurweiten gerät der europaweite Gütertransport immer noch zum Hindernislauf. Beim Lkw ist laut Umfrageergebnis nicht das Transportmittel der Engpassfaktor, sondern die Verkehrsinfrastruktur, sprich die Straße.
Quelle: IHK Bonn/Rhein-Sieg Vorschau-Foto: Fotolia