„Wir brauchen ein Bekenntnis zum Mittelstand“

von Hubert Hunscheidt

Fehlende Planungssicherheit, mangelnde Orientierung durch die Bundespolitik und die weiter verschlechterten Rahmenbedingungen für den energieintensiven industriellen Mittelstand waren die wesentlichen Themen des 3. Zukunftstages der deutschen Gießereiindustrie (BDG) am 19. Juni in Düsseldorf.

„Wir brauchen die klare Aussage der Politik: Ihr seid unsere mittelständische Industrie, ihr seid das Wichtigste für unseren Wohlstand. Aber der Mittelstand wird in Berlin nicht genügend gesehen“, sagte BDG-Präsident Clemens Küpper und fordert: „Wir brauchen ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zum energieintensiven industriellen Mittelstand. Dazu gehört Planungssicherheit.“

Der Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie hatte das Format „Zukunftstag“ 2020 ins Leben gerufen, um über die technisch geprägten Tagungen der Branche hinaus allgemeingültige Themen aus Unternehmensführung und Rahmenbedingungen im offenen  Diskurs auch mit branchenfremden Experten sichtbar zu machen und zu etablieren. Auch das Programm der Drittauflage drehte sich am Vormittag um (wirtschaftspolitische) Rahmenbedingungen und am Nachmittag um die Fachkräfteansprache.

Zentral Themenblock war die Frage „Brauchen wir noch Guss aus Deutschland?“ Neben den beiden Gießern Dr. Christiane Heunisch-Grotz (Gießerei Heunisch) und Rolf Cramer (Druckguss Westfalen) diskutierten Dr. Klaus Bauknecht (Chefvolkswirt IKB, Deutsche Industriebank) sowie Carolin Schenuit (Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft). „Aus strategischen und Resilienzgründen sollten wir weiterhin Gießereiprodukte aus Deutschland haben wolllen,“ sagte Schenuit. Geschäftsführer Kramer sagte: „Wir müssen es hier produzieren – weil wir es hier brauchen.“

Ökonom Bauknecht hat Investitionen und internationale Wettbewerbsfähigkeit im Blick. „Der gehobene Mittelstand wandert nicht ab, er investiert zurzeit generell nicht“, so der Chefvolkswirt, „Wir erreichen Klimaziele durch Wertschöpfungsverlust, durch Abwanderung. Am Ende habe ich Abwanderung, aber keine Transformation“

Die Stichworte zu viel Bürokratie, zu hohe Energiekosten, immer schlechtere Rahmenbedingungen, mangelnde Industriestrategie sowie fehlende Planungssicherheit zogen sich als entscheidende Themen durch den dritten Zukunftstag. Bauknecht: „Der Mittelstand braucht absolute Planungssicherheit“. Schenuit und Bauknecht sind sich hinsichtlich der internationalen Strahlkraft der deutschen energieintensiven Industrie und ihrer Vorbildfunktion gerade in puncto Klima einig: „Abwanderung würde dem Klima schaden.“

Selbst bei Fachkräftegewinnung und Nachfolgeregelung wurde am Nachmittag immer wieder der Ruf nach weniger Bürokratie und mehr Handlungsfreiheit laut. Max Schumacher, Hauptgeschäftsführer des BDG konnte abschließend das Fazit des Zukunftstags auf eine Forderung reduzieren, die sich an die Politik richtet: „Schaffen Sie die richtigen Rahmenbedingungen und lassen Sie die Unternehmen machen. Wir brauchen Raum zum Arbeiten.“

Quelle und Foto: Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie e.V.

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