Wie Unternehmen zu Solarstrom, Windkraft & Co. stehen, misst das Energiewende-Barometer
von Hubert Hunscheidt
Die Wirtschaft fährt ihre Aktivitäten für den Klimaschutz deutlich hoch – das zeigt eine aktuelle Untersuchung der IHK-Organisation. Jedes Jahr werden Unternehmen dazu befragt, wie sie die Energiewende bewerten, wie sich ihre Energie- und Stromkosten entwickeln und welche Energiewende- und Klimaschutzmaßnahmen sie in ihren Betrieben umsetzen. An der Umfrage haben sich in diesem Jahr knapp 2.600 Betriebe beteiligt. Sie ermöglichen mit ihren Antworten ein ausgewogenes Bild der Lage nach Branchen, Unternehmensgrößen und Regionen.
Unternehmen setzen auf betrieblichen Klimaschutz
Ein Drittel der Unternehmen hat bereits Energieeffizienzmaßnahmen abgeschlossen, im Vorjahr waren es noch 25 Prozent. Bei weiteren 50 Prozent läuft die Umsetzung, oder Effizienzmaßnahmen sind in Planung. Der Anteil der Unternehmen, die Ökostrom beziehen, ist binnen Jahresfrist um ein Drittel auf 31 Prozent gestiegen. Jedes vierte Unternehmen setzt auf eigene Anlagen zur Erzeugung von Ökostrom – vor allem Photovoltaik. Ein weiteres Viertel bereitet solche Projekte vor. Die Ermittlung des eigenen CO2-Fußabdrucks wird gleichzeitig allmählich zum Standard. Gut die Hälfte der Betriebe beschäftigt sich bereits damit, 14 Prozent haben sie bereits eingeführt. CO2-Vermeidung wird damit zunehmend zu einer Leitgröße unternehmerischen Handelns.
Gestärktes Bewusstsein für erneuerbare Energien
Insgesamt zeigt sich in der Umfrage, dass die Bedeutung von erneuerbaren Energien und betrieblichem Klimaschutz in den Unternehmen weiter gewachsen ist. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie bremsen zwar die Vorhaben bei einem Teil der Unternehmen: Bei 36 Prozent kommt es zu einer zeitlichen Verschiebung. 56 Prozent der Unternehmen sehen aber keine Effekte auf die Umsetzung eigener Maßnahmen im Bereich Klimaschutz und Energiewende, 7 Prozent setzen auf ein stärkeres Engagement. Mit dem gestärkten Bewusstsein für Klimaschutz und Energiewende haben sich auch die Erwartungen der Unternehmen an die Politik geändert: Die Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien zählt erstmals zu den Top-3-Empfehlungen der Unternehmen in Sachen Energiewende.
Herausforderungen bleiben
Insgesamt bewerten die Betriebe die Energiewende weiterhin eher als Herausforderung und weniger als Chance für die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Auf einer Skala von minus 100 ("sehr negativ") bis plus 100 ("sehr positiv") liegt der Barometerwert über alle Branchen hinweg 2020 bei minus 2,5. Bau (plus 10) und Dienstleister (plus 6) nehmen eine eher positive Einschätzung vor. Der Handel (minus 4) und vor allem die Industrie (minus 17) sind hingegen in ihrer Beurteilung kritisch. Hintergrund sind die hohen Energie- und vor allem Stromkosten in Deutschland. Sie bereiten den energieintensiveren Branchen im internationalen und europäischen Wettbewerb Schwierigkeiten. So sind die Stromkosten in den vergangenen zwölf Monaten bei 46 Prozent der Unternehmen noch einmal gestiegen und nur für 7 Prozent gefallen.
CO2-Bepreisung: geeignet, aber Entlastungsbedarf
Mit der CO2-Bepreisung werden ab dem 1. Januar 2021 die Kosten für Brennstoffe wie Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas steigen. Nichtsdestotrotz ist die CO2-Bepreisung nach Einschätzung vieler Unternehmen ein geeignetes Instrument, um den Klimaschutz in der Wirtschaft voranzubringen. Diese Meinung teilen 49 Prozent der Unternehmen, während 28 Prozent dem nicht zustimmen. Mehr als ein Drittel der Industrieunternehmen sehen aber zugleich eine Gefährdung ihrer Wettbewerbsfähigkeit (38 Prozent), für 46 Prozent ist Entlastung der eigenen Branche bei der CO2-Bepreisung erforderlich.
Hier können Unternehmen berechnen, wie sich die CO2-Bepreisung auf die eigenen Energiekosten auswirkt.
Quelle: Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V. / Foto: marketSTEELwww.dihk.de