Weniger Lieferengpässe lassen Produktion im Februar leicht steigen
von Hubert Hunscheidt
Das teilte der US-amerikanische Finanzdienstleister S&P Global mit. Die anhaltende Nachfrageflaute und die erneut schwachen Auftragseingänge sorgten dafür, dass der saisonbereinigte S&P Global/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) von 47,3 im Vormonat auf 46,3 Punkte im Februar nachgab. Der deutsche PMI sank damit auf den tiefsten Wert seit drei Monaten.
„Wann kehrt der EMI in seine Erfolgsspur zurück? Denn auch im Februar blieb er wieder einiges schuldig“, betonte BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov am Montag in Eschborn. Trotz leicht gestiegener Produktion bewege sich der deutsche PMI bereits seit acht Monaten deutlich unter der 50-Punkte-Wachstumsschwelle. „Positiv: Die Engpässe in den Lieferketten lassen nach, die Einkaufspreise sind erstmals wieder gesunken und die Geschäftsaussichten in den Unternehmen werden besser. Negativ schlagen die erneut geschrumpften Auftragseingänge zu Buche“, so Frau Melnikov abschließend.
„Die Corona-Krise war durch einen Angebotsschock bedingt: Lieferkettenprobleme und Betriebsschließungen führten zu einem Nachfrageüberhang und deshalb zu Preissteigerungen“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Montag auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Nunmehr baue sich das Angebot wieder auf, die Nachfrage schwächele aber aufgrund der hohen Inflationsraten. „Diese werden im Laufe des Jahres aber sukzessive zurückgehen, weil es nunmehr einen Angebotsüberhang gibt. Bis dahin wird das Wachstum verhalten bleiben. Die Rezession wird Deutschland aber bereits im zweiten Quartal hinter sich lassen“, fügte die Helaba-Bankdirektorin in ihrem Statement für den BME hinzu.
„Die Umfragewerte sind kompatibel mit der Konjunkturdiagnose einer milden Winterrezession“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am Montag dem BME.
„Die pessimistische Stimmung der Wirtschaft hat sich zwar etwas aufgehellt, jedoch hält sich der Optimismus sehr in Grenzen. Die Industrie tritt nach wie vor auf der Stelle. Zwar zeigt sich seitens der wieder besser laufenden Lieferketten eine Entspannung auf der Angebotsseite, aber angesichts der schwachen Weltkonjunktur und der noch gefüllten Lager sinken die Aufträge. Die Ungewissheit bleibt hoch“, teilte DIHK-Konjunkturexperte Dr. Jupp Zenzen am Montag dem BME mit.
Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise gab Dennis Rheinsberg, Direktor - Energy & Industrials der IKB Deutsche Industriebank AG, am Montag dem BME folgende Einschätzung: „Der geringe Auftragseingang und verstärkter Lagerabbau der Unternehmen sind aktuell wesentliche Treiber der Einkaufspreise. Die schwache Nachfrage spiegelt sich auch in der Seitwärtsbewegung der Rohstoffpreise; lediglich bei einzelnen Industriemetallen und Stahlprodukten kam es im Februar zu nennenswerten Aufschlägen. Die Energiepreise stützen ebenfalls den Trend bei den Einkaufspreisen: Die Gaspreise notieren aufgrund guter LNG-Verfügbarkeit und hoher Speicherstände mit rund 50 Euro je MWh deutlich unter Vorjahresniveau, belasten aber im internationalen Wettbewerb weiterhin die deutsche Industrie.“
Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:
Produktion: Der saisonbereinigte Teilindex durchbrach im Februar erstmals seit neun Monaten wieder – wenn auch nur sehr knapp – die Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten. Das Plus fiel deshalb so marginal aus, weil die Zuwächse sowohl im Konsum- als auch im Investitionsgüterbereich fast vollständig vom anhaltenden (obgleich langsameren) Rückgang im Vorleistungsgüterbereich überkompensiert wurden.
Auftragseingang: Die Auftragseingänge schrumpften im Berichtsmonat ein weiteres Mal. Einbußen wurden in allen drei Teilbereichen verbucht, am stärksten fielen diese jedoch im Vorleistungsgüterbereich aus, wo viele Befragte berichteten, dass die Kunden aufgrund hoher Lagerbestände Aufträge reduziert oder storniert hätten. Ein weiterer Faktor war die abwartende Haltung vieler Unternehmen angesichts der nach wie vor großen Unsicherheit in den Märkten und der anhaltenden geopolitischen Spannungen. Immerhin, das Minus hat sich den vierten Monat in Folge abgeschwächt und fiel so geringfügig aus wie seit Mai 2022 nicht mehr.
Auftragseingang Export: Der saisonbereinigte Teilindex sackte auf den tiefsten Stand seit November 2022 und büßte damit praktisch all seine Zugewinne aus den vergangenen zwei Monaten wieder ein.
Geschäftsaussichten: Der Optimismus unter den deutschen Produzenten wächst, wenn auch vergleichsweise langsam. Im Hinblick auf ihre zukünftigen Produktionsraten knüpfen viele Befragte ihre Hoffnungen an eine Belebung der Nachfrage, eine abklingende Inflation und weniger Lieferunterbrechungen. Nichtsdestotrotz bleibt die Zuversicht im Vergleich zur Situation vor etwas mehr als einem Jahr kurz vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine eher gedämpft.
Beschäftigung: Trotz rückläufiger Neuaufträge setzten die Industrieunternehmen ihren Jobaufbau fort, um offene Stellen zu füllen und dringend benötigte Fachkräfte einzustellen. Die Zuwachsrate beschleunigte sich zwar etwas im Vergleich zum Vormonat, war aber dennoch die zweitschwächste in der seit zwei Jahren andauernden Wachstumsphase.
Einkaufspreise: Nach fast zweieinhalb Jahren kontinuierlicher Steigerungen mit Rekordwerten 2022 gingen die Einkaufspreise im Februar erstmals zurück. Niedrigere Rohstoffpreise infolge der rückläufigen Nachfrage wurden von vielen Befragten als Hauptgrund für den Rückgang angegeben.
Verkaufspreise: Die Verkaufspreise wurden abermals angehoben, da viele Unternehmen nach wie vor versuchen, ihre höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben. Zwar schwächte sich die Inflationsrate von den Rekordhochs 2022 auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren ab, sie notierte aber weiterhin über ihrem Langzeit-Durchschnitt. Am deutlichsten hoben die Hersteller von Investitionsgütern ihre Preise an, am geringfügigsten jene von Vorleistungsgütern.
Quelle: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) / Foto: Fotolia