VW USA: Horn muss gehen

Die Volkswagen Group of America hat am Mittwoch mitgeteilt, dass ihr CEO und Präsident Michael Horn (54) mit sofortiger Wirkung seine Ämter niederlegt. Das Ausscheiden erfolge im gegenseitigen Einvernehmen, hieß es. Als Interims-Chef der US-Aktivitäten wurde Hinrich J. Woebcken benannt. Woebcken war erst vor Kurzem zum Leiter der Region Nordamerika und zum Vorsitzenden (Chairman) der Volkswagen Group of America berufen worden. 

Michael Horn hatte den Posten als Chef der Amerika-Tochter von VW erst zum Januar 2014 übernommen. Er war über 25 Jahre in verschiedenen Positionen für den Wolfsburger Autokonzern tätig, unter anderem als Leiter der Vertriebsaktivitäten in Nordwesteuropa und später als Vertriebschef Europa. In Horns Amtszeit fiel der Skandal um manipulierte Abgaswerte, wegen der VW-Chef Winterkorn bereits im September seinen Posten hatte räumen müssen.

US-Justizministerium weitet laut WSJ-Bericht Untersuchung gegen VW aus

Derzeit laufen in den USA mehrere Sammelklagen gegen den Wolfsburger Autohersteller. Die zu erwartenden Strafen könnten nach Ansicht von Rechtsexperten mehrere Milliarden US-Dollar umfassen. Wenige Stunden vor Horns Rücktritt hatte das Wall Street Journal (WSJ) berichtet, dass das US-Justizministerium die Untersuchungen gegen VW ausgeweitet hat und nun auch wegen Finanzbetrug und Steuervergehen ermittelt.

Ermöglicht wird dieses Vorgehen durch eine sehr weite Definition von Finanzbetrug unter dem Financial Institutions Reform, Recovery, and Enforcement Act (Firrea). Dieses Gesetz kam schon unter der Obama-Regierung im Zuge der Finanzkrise zum Einsatz. Seine Besonderheit ist, dass es in Fällen von schwerem Finanzbetrug nur eine Beweislast wie im Zivilverfahren verlangt ("nach Würdigung aller Umstände") statt wie sonst dem strengeren Grundsatz des Strafrechts genügen zu müssen ("über jeden berechtigten Zweifel erhaben"). Laut WSJ handelt es sich im VW-Fall um das erste Mal, dass das US-Justizministerium ein Bankenkontrollgesetz außerhalb des Finanzsektors anwendet.

Quellen: Volkswagen Group of America, marketSTEEL; Foto: marketSTEEL