Verband erwartet leichten Anstieg der Rohstahlproduktion

von Alexander Kirschbaum

Die Wirtschaftsvereinigung Stahl hat heute ihre Stahlprognose für 2017 bekannt gegeben. So hat sich die Stahlmengenkonjunktur in Deutschland laut dem Verbandspräsidenten Hans Jürgen Kerkhoff in den vergangenen Monaten stabilisiert, auch die Auftragseingänge sind gestiegen. Zudem befänden sich die stahlverarbeitenden Branchen in Deutschland ungeachtet der schwachen Weltkonjunktur in einer robusten Verfassung: Vor diesem Hintergrund rechnet der Verband im laufenden Jahr mit einem Anstieg der Rohstahlproduktion um rund 1 Prozent auf 42,7 Millionen Tonnen zulegen.

Trotz der hohen Auslastung sieht die Wirtschaftsvereinigung Stahl erhebliche Risiken für die Stahlkonjunktur. „Globale Überkapazitäten, Dumpingstahl aus China und anderen Ländern und die industriefeindliche Politik beim europäischen Emissionsrechtehandel bedrohen weiterhin die Substanz unserer Stahlindustrie. Ein zentrales Risiko sehen wir darin, dass sich protektionistische Tendenzen auf den globalen Stahlmärkten noch weiter ausbreiten“, sagt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

Globale Strukturkrise beim Stahl

Die globale Strukturkrise beim Stahl ist der Wirtschaftsvereinigung Stahl zufolge weiter ungelöst. Dies zeigt sich laut Kerkhoff insbesondere an der niedrigen weltweiten Kapazitätsauslastung, die sich trotz der konjunkturellen Stabilisierung im vergangenen Jahr bei 71 Prozent und damit unverändert nahe historischen Tiefständen befand. Auch für dieses Jahr sei keine wesentliche Besserung zu erwarten, da die globale Stahlnachfrage nur schwach zulegen dürfte und ein spürbarer Abbau von Kapazitäten auf globaler Ebene nicht in Sicht ist.

Für die Strukturkrise macht der Verband hauptsächlich China verantwortlich. So seien die chinesischen Überkapazitäten mit rund 360 Millionen Tonnen weiterhin auf einem extrem hohen Niveau. Laut Einschätzung der Wirtschaftsvereinigung Stahl werden die Überkapazitäten in der chinesischen Stahlindustrie auch 2020 noch deutlich über der 300 Millionen-Tonnen-Marke liegen. Besonders kritisch sei, dass China keine Rückführung der hohen Nettoexporte von gegenwärtig knapp 100 Millionen Tonnen plane.

„Das G20-Forum zu Stahlüberkapazitäten muss konkrete Schritte vereinbaren, die zu einer größeren Fairness im internationalen Wettbewerb beitragen. Hier könnte unter deutscher Präsidentschaft ein Schritt nach vorn gemacht werden“, hofft Kerkhoff. „Gleichwohl können diese multilateralen Gespräche kein Ersatz für die Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen durch einen effektiven Handelsschutz der EU sein.“

Sorgen um Handelspolitik

Wachsende Unsicherheiten gehen laut Wirtschaftsvereinigung Stahl von einer möglichen Hinwendung zu einer stärker protektionistischen Handelspolitik in der Welt aus. Aktuell stehen dabei die USA besonders im Fokus. Deutschlands Außenhandel ist mit den USA im Stahlbereich besonders intensiv verflochten: Die USA stehen mit 700.000 Tonnen für rund ein Viertel der deutschen Stahlexporte außerhalb der EU. Zudem sind sie hinter Großbritannien der größte Abnehmer von stahlintensiven Gütern aus Deutschland. Diese indirekten Stahlexporte übersteigen mit 2,5 Millionen Tonnen die direkten Stahleinlieferungen um mehr als das Dreifache.

Hinzu kommt, dass die Vereinigten Staaten mit 31 Millionen Tonnen der mit Abstand größte Stahlimporteur in der Welt sind. Rund 30 Prozent der Einfuhren entfallen dabei auf Lieferungen aus dem NAFTA-Raum bzw. aus Asien. Für Kerkhoff birgt eine handelspolitische Konfrontation mit diesen Ländern die Gefahr, dass der Handel in die offenen und ungeschützten Märkte umgelenkt wird.

Beim Emissionsrechtehandel fordert der Verband eine konsequente Haltung der Bundesregierung. Die Bundesregierung vertritt in ihrem Klimaschutzplan die Position, dass die 10 Prozent effizientesten Anlagen eine zu 100 Prozent freie Zuteilung von Zertifikaten erhalten sollen, ohne weitere Kürzungen. Zudem unterstützt die Bundesregierung eine weitere Kompensation emissionshandelsbedingter Strompreissteigerungen. Kerkhoff fordert, dasss die Bundesregierung diese Position am 28. Februar im EU Umweltrat umsetzt.

Quelle und Grafiken: Wirtschaftsvereinigung Stahl

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