Verbände mahnen konsequenten Handelsschutz an

von Hans Diederichs

Am Freitag, den 27. November 2015 tagt der Rat der EU-Außenminister in Brüssel. Themen des Treffens sind unter anderem Internationaler Handel und Zoll. Im Vorfeld der Ministerratssitzung mahnte die Wirtschaftsvereinigung Stahl, konsequent auf die gravierenden Verwerfungen auf den globalen Stahlmärkten zu reagieren.

„Die Importsituation der EU hat sich 2015 dramatisch zugespitzt“, sagte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl am Donnerstag in Düsseldorf. Es gehöre zu den grundlegenden Verpflichtungen der EU und ihrer Mitgliedsstaaten, ihre Industrie vor unfairen Handelspraktiken von Drittländern zu schützen. Die Bundesregierung müsse sich bei dem Treffen dafür einsetzen, Schaden von der Stahlindustrie abzuwenden.

Bereits im dritten Quartal 2015 seien die Auftragseingänge in der Stahlindustrie in Deutschland um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen, so der Stahlpräsident. Zu Beginn des vierten Quartals habe sich die Schwäche im Bestelleingang fortgesetzt. Ursache sei vor allem der dramatische Anstieg der chinesischen Exporte zu Dumpingpreisen.  „Wir befürchten, dass sich die Überkapazitäten in China im kommenden Jahr weiter vergrößern und dann die 400 Millionen Tonnen-Grenze überschreiten werden“, so Kerkhoff. Er mahnte daher die konsequente Anwendung des bestehenden Handelsschutz-Instrumentariums an.

Auch Eurofer ist besorgt

Ähnlich hatte sich bereits am Dienstag der Präsident des Europäischen Stahlverbandes Eurofer, Axel Eggert, geäußert: “Die Sondersitzung des Rates für Wettbewerbsangelegenheiten hat eine ganze Zahl bedeutender Schlüsse gezogen. Diese betreffen die Wettbewerbsfähigkeit des Stahlsektors in ganz Europa; insbesondere Handelsschutzmaßnahmen, die EU-Klimapolitik und die hohen Energiekosten." Es komme nun darauf an, konkrete Schritte einzuleiten, um die angesprochenen Maßnahmen auch umzusetzen, so Eggert weiter.

Am Donnerstag legte Eggert nach: Der tags zuvor dem EU-Parlament vorgelegte Report der Beratungsfirma Ecofys komme zum Ergebnis, dass die gegenwärtigen Pläne der EU-Kommission zum Emissionshandel die Stahlindustrie bis zum Jahr 2030 mit 34 Milliarden Euro an zusätzlichen Kosten belasten würden. “Angesichts des scharfen globalen Wettbewerbs und der steigenden Importe, die von den weltweiten Überkapazitäten herrühren, kann die Stahlindustrie diese einseitigen Kosten nicht weitergeben", so Eggert.

Die von den Verbandsspitzen angesprochenen Punkte dürften auch auf der nächsten turnusgemäßen Tagung zur EU-Wettbewerbspolitik Anfang kommender Woche sowie auf dem Klimagipfel in Paris eine Rolle spielen. 

Quelle: WV Stahl, Eurofer, marketSTEEL; Vorschau-Foto: fotolia

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