Unterstützung der Stahlindustrie trotz angespannter Haushaltslage bis 2024

von Hubert Hunscheidt

Der Einfluss der Eurozone als Exportziel für italienische Hüttenwerke ist zurückgegangen. Die deutschen Stahlproduzenten sind auf der Suche nach neuen Kunden zunehmend in Frankreich und Belgien präsent.

Marktteilnehmer in ganz Europa hoffen, dass sich die Ankündigung der deutschen Regierungskoalition, die Stahlindustrie mit 2,6 Milliarden Euro zu unterstützen, und die Einigung auf einen Haushalt für 2024 als positiver Schritt für die Eurozone erweisen werden.

Unterstützung für deutsche Stahlindustrie
  
Der Grobblechhersteller Dillinger Hütte, der Langprodukteproduzent Saarstahl und das gemeinsame Roheisenwerk Rogesa - Tochtergesellschaften der Saar-Holding Saar (SHS) - werden von den erwarteten Finanzmitteln profitieren. Sie werden den Bau einer DRI-Anlage und zweier Elektrostahlwerke in Dillingen und Völklingen unterstützen.

Die Dillinger Hütte und das Saarstahlwerk werden sich nach Angaben der SHS auf die Nutzung von Wasserstoff, die Elektrostahlerzeugung und das Recycling von Stahlschrott konzentrieren, um bis 2045 klimaneutral zu werden. Ab 2027/2028 sollen jährlich bis zu 3,5 Millionen Tonnen grüner Stahl produziert werden.

Die Nachricht über die Investition kommt nur wenige Tage, nachdem die deutsche Regierung bekannt gegeben hat, dass sie sich auf ihren Haushalt 2024 geeinigt hat, nachdem ein Gerichtsurteil eine Finanzierungslücke hinterlassen hatte, die eine Verhandlungsphase auslöste.

Im November entschied das Bundesverfassungsgericht, dass der Plan der Bundesregierung, 60 Milliarden Euro nicht verwendeter Schulden aus der Zeit der Pandemie in den Klima- und Transformationsfonds zu investieren, verfassungswidrig sei.

Dies stellte die Finanzierung des deutschen Fonds für die grüne Transformation in Frage. Damals erklärte die Bundesregierung auch, dass das Urteil sie zwingen würde, den 200 Milliarden Euro schweren Wirtschaftsstabilisierungsfonds aufzulösen, der die Energiepreise für Haushalte und Unternehmen subventioniert.

Später wurde bekannt, dass der Haushalt der deutschen Regierung für 2024, sollte er verabschiedet werden, eine Kürzung der Subventionen für die umweltschädlichsten Industrien des Landes, einschließlich der Stahlindustrie, um 3 Milliarden Euro vorsieht. Außerdem will die Regierung die Steuern auf Kohlenstoffemissionen für Unternehmen erhöhen.

Wachstumsaussichten

Das Finanzierungsdilemma der deutschen Regierung hat Analysten dazu veranlasst, die Prognosen für die Wirtschaftsleistung des Landes nach unten zu korrigieren.

Ebenso besorgniserregend für die Wachstumsaussichten der europäischen Stahlindustrie war das Ergebnis einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter 5.000 deutschen Unternehmen. Demnach haben sie ihre Investitionspläne angesichts der politischen Unsicherheit "erheblich reduziert".

Der Index misst die Differenz zwischen dem Prozentsatz der Unternehmen, die planen, ihre Investitionen zu erhöhen, und denen, die sie kürzen wollen. Die Bewertung der Nettoinvestitionspläne fiel von 14,7 % im März auf 2,2 % im November und 1,2 % für 2024.

Für die Stahlerzeuger ist dies ein besorgniserregender Hinweis auf die anhaltende mangelnde Nachfrage aus Europas größter Volkswirtschaft. Seit Mai hat Deutschland den niedrigsten PMI-Wert für das verarbeitende Gewerbe aller großen Volkswirtschaften der Welt. Der PMI für das Baugewerbe, der ebenfalls von der Hamburger Handelsbank berechnet und über FactSet bereitgestellt wird, hat den niedrigsten Wert seit Juni erreicht.

Die im Dezember erzielten Fortschritte im deutschen Haushalt und die fiskalische Unterstützung des Stahlsektors könnten sich als erster Schritt zur Entschärfung der Wirtschaftskrise des Landes erweisen.

Quelle: MEPS International Ltd. / Foto: Fotolia

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