Ungenutzte Potenziale bei der Drehbearbeitung

von Alexander Kirschbaum

Drehteilrohre nach EN 10294-1

Vor Einführung der EN 10294-1 im Jahre 2005 waren alle Vorgängernormen für vergleichbare Produkte aus der Perspektive der Rohrhersteller verfasst. Drehteilhersteller konnten alternativ entweder auf Vollmaterial oder Lagerrohre mit Standardabmessungen zurückgreifen, deren Liefermaße vom Reindrehmaß des Fertigteils mitunter weit entfernt lagen. Beide nach wie vor verbreiteten Vorgehensweisen erscheinen im Sinne der neuen Norm unökonomisch, da sie durch den hohen Materialabtrag mit erhöhtem Material- und Bearbeitungsaufwand verbunden sind.  

Einfach das richtige Bestellmaß

Die EN 10294-1 kehrt das Prinzip um: Die Norm verpflichtet nun den Rohrhersteller die Erreichbarkeit der Fertigmaße sicher zu gewährleisten und ein dafür passendes Rohr zu liefern. Aus den Fertigabmessungen des Drehteils kann der Anwender ohne Hilfe des Rohrherstellers die richtige Bestellabmessung bestimmen. Insgesamt 233 Vorzugsbestellabmessungen zwischen 30 mm und 250 mm sind in Tabelle 5 der EN 10294 enthalten. Die Bestellabmessungen beschreiben jeweils den größten erreichbaren Außendurchmesser sowie den kleinsten erreichbaren Innendurchmesser. Aus einem Drehteilrohr der Bestellabmessung AD = 30 mm x ID = 20 mm, lassen sich alle Drehteile mit einem maximalen Außendurchmesser von 30 mm und einem kleinsten Innendurchmesser von 20 mm fertigen.

Vallourec erweitert Abmessungsprogramm

Vallourec bietet ein deutlich erweitertes Abmessungsprogramm, das auch Nennaußendurchmesser jenseits der von der Norm erfassten 250 mm bis zu maximal 375 mm abdeckt. Zudem sind bei MECAPLUS-Drehteilrohren die Abstufungen von ≤ 5 mm (Norm) auf 1 mm reduziert, woraus sich ein stufenloses Abmessungsprogramm ergibt. Die damit verbundene Nähe der verfügbaren Bestellabmessungen zum erwünschten Reindrehmaß sorgt laut dem Unternehmen für einen deutlich reduzierten Materialeinsatz und maßgeblich verringerten Bearbeitungsaufwand gegenüber Vollmaterial oder einem Standardrohr. Darüber hinaus hat der Rohrhersteller für Drehteilrohre ein eigens auf gute Bearbeitbarkeit ausgelegtes Legierungskonzept mit Streckgrenzen von 355 bis 650 MPa entwickelt, das auch in Verbindung mit hohen Streckgrenzen weit über die Normanforderungen hinausgehende Zerspanungseigenschaften sicherstellt. In Normprüfungen haben Spirafort Güten nach Angaben von Vallourec bis zu 50 % höhere Schnittgeschwindigkeiten bei deutlich geringerem Werkzeugverschleiß bewiesen.

Durch die Bestellung nach EN 10294-1 weiß der Verarbeiter ohne weitere Rücksprache mit dem Hersteller, dass sein Drehteil aus dem normierten Halbzeug garantiert wirtschaftlich produziert werden kann. Aufgrund der Vielzahl an verfügbaren Abmessungen und der oft geringen Bestellmengen ist die wirtschaftliche Lagerhaltung für die meisten Rohrhändler problematisch. Bei Vallourec sind die 200 gängigsten Abmessungen des MECAPLUS Drehteilrohr-Programmss im  Lager verfügbar, zudem bietet der Rohrhersteller diese für den Endverwender auch in seinem „Online-Shop“ an.

Quelle: Vallourec Deutschland  Artikelfoto: Kurze Späne, höhere Schnittgeschwindigkeiten und verringerter Werkzeugverschleiß sind charakteristisch für das Legierungskonzept. (Foto: Vallourec)

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