Umwidmung des Max-Planck-Instituts für Eisenforschung

von Hubert Hunscheidt

Die  350  Forschenden am Max Planck Institut für Eisenforschung haben sich seit über 100 Jahren mit den Grundlagen von Eisen, Stahl und verwandten metallischen Legierungen befasst. Es  wurden natur- und ingenieurwissenschaftliche Grundlagen für unzählige Produkte erarbeitet. Viele dieser Forschungsleistungen haben zu neuen Schlüsselwerkstoffen
und Technologien für Industrie, Energie, Transport, Infrastruktur und Gesundheit geführt, die unser modernes Leben erst ermöglichen und zur Basis unseres Wohlstandes geworden sind.

Beispiele sind höchstfeste Stähle und Aluminiumlegierungen für sichere und gewichtsreduzierte Mobilität, körperverträgliche und belastbare Implantate aus Titan,  korrosionsbeständige Materialien welche die Langlebigkeit und Sicherheit von Produkten erhöhen, sowie Werkstoffe welche die Effizienz von Energieumwandlungsprozessen     verbessern.

Diese Arbeiten haben das MPI zu einem der weltweit bedeutendsten Forschungsinstitute auf diesem Gebiet gemacht, wie zahlreiche Auszeichnungen belegen: Beispiele sind 2 Leibniz Preise (der höchste Deutsche Forschungspreis), 9 Förderungen durch den Europäischen Forschungsrat (ERC Grants, die höchsten Europäischen Forschungspreise), dreifacher  Spitzenplatz im Alexander von Humboldt Ranking für die Grundlagen der Ingenieurwissenschaften oder die über 30 Berufungen von Forschenden auf Professuren vom MIT bis zur RWTH Aachen allein in den letzten Jahren.

Heute haben sich die globalen Anforderungen an moderne Materialien aber grundlegend verändert und dieser Entwicklung tragen wir mit der Umwidmung des Institutes Rechnung: Materialien dienen zur Versorgung von heute 8 und demnächst 12 Milliarden Menschen mit allen Produkten und Bauwerken die uns umgeben. Sie  stellen das Rückgrat unserer Zivilisation dar. Ihre Herstellung und Bearbeitung hat Materialien allerdings zur größten Einzelursache von Umweltverschmutzung und globaler Erwärmung gemacht, mit fast 20% des gesamten globalen Treibhausgasaufkommens und einem vergleichbaren Anteil am Energieverbrauch. Zudem stehen manche Materialien nur in geringer Menge zur Verfügung, sodass die Erforschung neuer Recycling Methoden essentiell ist.

Die   Lösung dieser drängenden Probleme vom Recycling der Elemente in einem Mobiltelefon oder einer Windkraftanlage über die Bereitstellung nachhaltiger Produkte für Gebäude und Mobilität bis hin zur neuen magnetischen und Funktions-Materialien ​für die Energiewende erfordert grundlegend neue Ansätze, die durch Forschung erarbeitet und Anwendungen zugeführt werden müssen. Jedes Element und jedes einzelne Atom das in Materialien verwendet wird, muss in Zukunft nachhaltig hergestellt und Teil einer Kreislaufwirtschaft werden. Die Beantwortung dieser Fragen erfordert ein komplettes Umdenken sowie neue grundlagenwissenschaftliche Ansätze, die weit über den heutigen Stand   der Wissenschaft hinausgehen. Dies umfasst Themen wie die Nutzung der künstlichen Intelligenz zur Erhöhung der Effizienz bei der Materialherstellung und -nutzung, neue Materialien für die Elektrifizierung und die Energiewende, Erhöhung der Langlebigkeit von Materialien, die Ertüchtigung von Werkstoffen für die Wasserstoff-Wirtschaft, Materialien  für eine unendliche Wiederverwendung, Recycling komplexer Materialmischungen und  CO2-freie Herstellung von Materialien.

Mit dieser Forschungsausrichtung werden am umgewidmeten MPI für Nachhaltige Materialien somit in Zukunft die Grundlagen dafür erarbeitet, dass die Nachhaltigkeit in  allen ihren  Kategorien integraler Bestandteil für die gesamte  Materialentwicklung und somit auch aller Produkte wird.

Das MPI in Düsseldorf hat die Kompetenz dazu und wird diese in Richtung  nachhaltiger Materialien massiv weiterentwickeln und so zum globalen Vorreiter der Grundlagen einer neu erdachten Industriegesellschaft werden.  Es gibt zu diesem Themenfeld gegenwärtig weltweit noch kein Institut mit einer so konsequenten und systematischen Ausrichtung auf die Grundlagenforschung auf diesem Gebiet und die Max Planck Gesellschaft sowie das Düsseldorfer Institut nehmen damit eine globale Vorreiterrolle und Schlüsselposition ein, für Wissenschaft, Gesellschaft und Industrie.

Geschäftsführung: G. Dehm, J. Neugebauer, D. Raabe, K. de Weldige

Quelle und Foto: Max-Planck-Institut für Eisenforschung/Nachhaltige Materialien

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