Ukraine: Chancen und Herausforderungen für deutsche Unternehmen

von Hubert Hunscheidt

Mehr als 1.000 Tage nach Beginn der russischen Invasion kämpft die Ukraine gegen die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schäden des Krieges. Energieknappheit, zerstörte Infrastruktur, ein Mangel an Arbeitskräften und ständige Bedrohung durch militärische Angriffe prägen die Lage. Dennoch erscheint die ukrainische Wirtschaft vergleichsweise widerstandsfähig: dank der Exportwege über das Schwarze Meer verzeichnet das Land ein moderates Wirtschaftswachstum. Der bilaterale Handel mit Deutschland entwickelt sich zuletzt wieder positiv – auch wenn die Rahmenbedingungen weiter schwierig sind. Dies zeigt: Trotz aller Herausforderungen bleiben Kooperationen wichtig.

Bilateraler Handel trotz schwieriger Bedingungen

Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Ukraine hat weiter zugenommen. Exportkreditversicherungen und Investitionsgarantien erleichtern es deutschen Unternehmen, unter den erschwerten Bedingungen in der Ukraine aktiv zu bleiben. Auch in den deutschen Industrie- und Handelskammern stößt das Thema auf großes Interesse. Positiv hervorzuheben ist, dass die Ukraine trotz der schwierigen Lage gezielt daran arbeitet, ihre Wirtschaft zu stabilisieren. Fortschritte wie der Ausbau der Stromimportkapazitäten und die Modernisierung der Logistik verdeutlichen, dass das Land auch in der Krise handlungsfähig bleibt. Auch Reformen zur Annäherung an die EU sind wichtige Rahmenbedingungen für deutsche Unternehmen, die in dem Land investieren oder dort ihre Präsenz ausbauen möchten.

Wachstumsbranchen und Innovationspotenziale

In der Ukraine bieten vor allem der Energiesektor, das Bauwesen, die Agrarwirtschaft sowie technologische Entwicklungen Möglichkeiten für Kooperationen. Der Wiederaufbau der zerstörten Energieinfrastruktur, verbunden mit einer stärkeren Integration in das europäische Stromnetz, eröffnet Chancen für langfristige Partnerschaften. Eine Dezentralisierung der Energieversorgung und die Modernisierung von Gebäuden durch energieeffiziente Technologien können weitere Märkte entstehen lassen. Gleichzeitig stärken die Diversifizierung in der Landwirtschaft sowie Investitionen in moderne Verarbeitungstechnologien die Exportfähigkeit des Landes.

Besonders dynamisch zeigt sich die Zusammenarbeit in technologischen Bereichen wie künstlicher Intelligenz und Cybersicherheit. Deutsche Unternehmen können hier von der Innovationskraft der Ukraine profitieren, die trotz – teils auch wegen – des Krieges ihre Kapazitäten in diesen Bereichen ausbaut.

Was Unternehmen jetzt beachten sollten

Für deutsche Unternehmen gilt es, die Entwicklung der Ukraine genau zu verfolgen und die Chancen einer stärkeren Annäherung des Landes an die EU aktiv zu nutzen. Eine solche EU-Orientierung bietet nicht nur eine langfristige Perspektive für das Land, sondern ermöglicht es deutschen Betrieben, an einer künftigen wirtschaftlichen Dynamik des Landes teilzuhaben. Gleichzeitig sind klare politische Rahmenbedingungen notwendig, um Investitionsrisiken zu minimieren.

Die Deutsch-Ukrainische Industrie- und Handelskammer und das Kompetenzzentrum Wiederaufbau Ukraine der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) stehen als Anlaufstellen für Unternehmen zur Seite. Sie unterstützen durch Vernetzung und gezielte Informationen bei der Identifizierung von Chancen und der Minimierung von Risiken. Dies ist besonders in einem Umfeld wichtig, das weiterhin von Unsicherheiten geprägt ist.

Chancen für Kooperationen: 7. Deutsch-Ukrainisches Wirtschaftsforum

Das 7. Deutsch-Ukrainische Wirtschaftsforum der DIHK am 11. Dezember in Berlin bietet deutschen Unternehmen eine Plattform, um neue Partnerschaften und Kooperationen zu beginnen. Unter dem Motto „Stronger together. Securing the future“ werden Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Politik – darunter Bundeskanzler Olaf Scholz und der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal – Perspektiven der bilateralen Zusammenarbeit diskutieren. Im Fokus stehen die Themen wirtschaftliche Resilienz, Energieversorgung und Sicherheit. Gerade in diesen Schlüsselbereichen können deutsche Unternehmen durch Investitionen zur Stabilisierung der Ukraine beitragen und eigene Marktchancen nutzen.

Quelle: DIHK | Deutsche Industrie- und Handelskammer / Foto: marketSTEEL

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