thyssenkrupp verkauft brasilianisches Problemwerk
von Alexander Kirschbaum
thyssenkrupp verkauft das Stahlwerk CSA Siderúrgica do Atlântico (CSA) in Brasilien für 1,5 Mrd. € an Ternium. "Mit dem Verkauf von CSA trennen wir uns endgültig von Steel Americas. Das ist ein wichtiger Meilenstein beim Umbau von thyssenkrupp hin zu einem starken Industriekonzern", sagte Dr. Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG. "Inzwischen erzielen wir mehr als 75 Prozent unseres Umsatzes mit unseren profitablen Industriegüter- und Dienstleistungsgeschäften."
Im vergangenen Jahr hatte thyssenkrupp das brasilianische Stahlwerk komplett übernommen, um eine besser Basis für einen Verkauf zu schaffen. Hohe Baukosten, Probleme bei der Produktion und mit Umweltschutzauflagen haben das Projekt in Brasilien von Anfang an belastet. Durch die Transaktion kann der Konzern seine Netto-Finanzschulden nach eigenen Angaben deutlich reduzieren. Obwohl eine Wertberichtigung auf CSA in Höhe von rund 0,9 Mrd € mit dem Signing notwendig ist wird sich das Verhältnis von Netto-Finanzschulden zu Eigenkapital mit Abschluss der Transaktion verbessern. Der Verkauf steht unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden. Beide Parteien streben einen Abschluss der Transaktion bis zum 30. September 2017 an.
Verlustreiches Amerika-Kapitel
thyssenkrupp hatte sich 2005 dazu entschieden, mit der Stahlsparte nach Amerika zu expandieren. Die ursprüngliche Planung sah vor, in Brasilien zu niedrigen Kosten Stahlbrammen zu erzeugen und diese in den USA und Europa weiterzuverarbeiten und zu vermarkten. Nach einem deutlichen Anstieg der Baukosten für die Anlagen in Brasilien und im US-Bundesstaat Alabama sowie technischen Problemen beim Hochfahren der Anlagen und in Folge hoher Anlaufverluste, stellte thyssenkrupp unmittelbar nach dem Amtsantritt Heinrich Hiesingers das Gesamtprojekt auf den Prüfstand. Bis heute hat der Konzern für Steel Americas über 12 Mrd € für Investitionen und Anlaufverluste ausgegeben. Auch nach Abzug der Verkaufserlöse für die Werke in den USA und Brasilien und der Finanzierungsbeteiligung von Vale verbleibt unter dem Strich ein Verlust von rund 8 Mrd €. Die Auswirkungen sind bis heute in der Bilanz sichtbar. Das Weiterverarbeitungswerk in den USA konnte thyssenkrupp bereits im Jahr 2014 erfolgreich an ein Konsortium um ArcelorMittal und Nippon Steel verkaufen.
Ternium ist ein führender lateinamerikanischer Stahlhersteller mit Produktionsanlagen in Mexiko, Argentinien, Kolumbien, den südlichen Vereinigten Staaten sowie Guatemala. Bei einem Versand von 9,8 Mio t Walzstahl hat Ternium 2016 ca. 3,7 Tonnen Brammen von Dritten zugekauft. Mit der Übernahme von CSA erwirbt Ternium zusätzliche Produktionskapazitäten von bis zu 5 Mio t Brammen jährlich. Davon liefert CSA auch künftig gemäß dem bis 2019 gültigen Brammenliefervertrag 2 Mio t an das Stahlwerk von ArcelorMittal/Nippon Steel in die USA.
Quelle und Vorschau-Foto: thyssenkrupp