thyssenkrupp errichtet 100 Meter hohen Industriekamin

von Alexander Kirschbaum

Spezialkran sichert Aufbau

Die Stahlsparte von thyssenkrupp hat Ende vergangenen Jahres mit dem Bau einer weiteren modernen Tuchfilteranlage begonnen. Diese wird künftig für eine zusätzliche Entstaubung sorgen und dadurch die Umweltsituation in Duisburg weiter verbessern. Die neue Abgasreinigung, die dann weltweit größte Filteranlage für den Sinterprozess, soll im Frühjahr 2017 in Betrieb gehen.

Mit der Errichtung eines fast 100 Meter hohen Kamins hat thyssenkrupp jetzt einen ersten Projektschritt verwirklicht. In den Tagen zuvor war der insgesamt rund 400 Tonnen schwere Koloss in vier Bauteilen über den Wasserweg angeliefert worden. Ein Spezialkran half, den mit blauen Streifen farblich gestalteten Turm aufzubauen. „Die Zusammenarbeit mit dem Kamin-Hersteller, der Kranbaufirma und den Transport-Unternehmen hat so gut funktioniert, dass wir den Aufbau termingerecht und ohne große Schwierigkeiten umsetzen konnten“, erzählt Henri Wetzling, für Verfahrenstechnik zuständiger Projektleiter bei thyssenkrupp in Duisburg. „Dadurch liegen wir bei diesem Großprojekt weiterhin in unserem Zeitplan.“

Vier Segmente kamen per Schiff

In den vergangenen Monaten waren schon einige Male Großkomponenten für die neue Entstaubungsanlage mit einem Gesamtgewicht von mehreren hundert Tonnen in Duisburg angeliefert worden. Diesmal wurde ein Kamin vom Emsland aus in vier Einzelteilen auf den Weg gebracht. Aufgrund der Größe der Segmente mit einer Länge von jeweils 27 Metern und einem Durchmesser von fast sechs Metern war ein Transport über die Straße nicht möglich. Selbst die Fahrt per Schiff stieß wegen der Brückenhöhen mitunter an ihre Grenzen.

Im Hafen Schwelgern angekommen wurden die aus Stahl gefertigten Bauteile des Turms entladen und vor Ort montiert. Wegen der enormen Höhe des Industriekamins musste dafür der Ausleger des 70 Meter-Spezialkrans zusätzlich verlängert werden. Der jetzt installierte Luftabzug gehört zur im Bau befindlichen Entstaubung für das größte der drei Sinterbänder im Werksbereich Schwelgern. Wenn die mit Tuchfiltern ausgestattete Anlage 2017 in Betrieb geht, ersetzt der neue Kamin, der von außerhalb des thyssenkrupp-Geländes kaum noch zu sehen ist, einen mehr als 250 Meter hohen Backstein-Turm im Norden Duisburgs.

Entstaubung verbessert Umweltsituation

Mit der modernen Tuchfilteranlage kann die Staubbelastung der Umwelt noch einmal verringert werden. Damit können nach Angaben von thyssenkrupp fast 99,99 Prozent des Sinterstaubs eingefangen werden, d. h. hinter den Filtern befindet sich wirklich saubere Luft und dementsprechend weniger Staub in Duisburg und Umgebung. Das umweltschützende Aggregat ist an die Sinteranlage auf dem Werkgelände gekoppelt. Darin werden feinkörnige Eisenerze mit Koks und anderen Stoffen wie Kalk vermengt, erhitzt und so zusammengebacken. Dieses Gemisch wird zerkleinert und danach abgekühlt. Der fertige Sinter ist unter anderem wegen seiner großen Gasdurchlässigkeit sehr gut für den Einsatz im Hochofen geeignet, wo er zusammen mit anderen Stoffen zu Roheisen erschmolzen wird.

Zur Herstellung des Erz-Koks-Kuchens ist Saugluft erforderlich, die danach Staub enthält. Dieser wird bislang schon durch mehrere herkömmliche Elektrofilter eingefangen und gelangt so nicht nach draußen. Bereits jetzt gibt es einen nachgeschalteten Gewebefilter für das kleinste der drei Bänder in der Sinteranlage Schwelgern. Dort fließt die Luft, die den Elektrofilter zuvor schon durchlaufen hat, noch einmal durch rund 15.000 etwa drei Meter lange, extrem feine Gewebeschläuche. In diesen bleibt auch Feinstaub hängen. Diese im Herbst 2011 in Betrieb gegangene Reinigungsanlage entstaubt stündlich bis zu 450.000 Kubikmeter Abluft. Bereits 2014 hatte der Stahlhersteller rund 20 Prozent weniger Staub ausgestoßen als im Jahr 2010.

Investition von rund 46 Millionen Euro

Nach den guten Erfahrungen mit dem ersten Gewebefilter installiert die Stahlsparte von thyssenkrupp nun Reinigungsanlagen mit derselben Technologie für die beiden anderen Sinterbänder. Die Errichtung der Anlage am größten Sinterband ist mit dem jetzt erfolgten Aufbau des Kamins einen wesentlichen Schritt vorangekommen. In die mit diesem Projekt verbundene Verringerung der Staub-Emissionen investiert thyssenkrupp rund 46 Millionen Euro. Zusätzlich soll bis zum Jahr 2020 auch der dritte Gewebefilter fertig sein.

Quelle und Fotos: thyssenkrupp Steel Europe

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