Technologiesprung im Hochregallager

von Alexander Kirschbaum

Unitechnik führt Retrofit bei C.D. Wälzholz durch

Technologiesprung von 1994 bis heute in nur vier Tagen: Das war der Auftrag der C.D. Wälzholz KG an die Unitechnik Systems GmbH. Die Modernisierung des Hochregallagers hinsichtlich Steuerungs- und Automatisierungstechnik inklusive Sensorik und Schaltschränken sowie Lagerverwaltungssystem und eines neuen ausfallsicheren Servers galt es in maximal 96 Stunden umzusetzen.

Bislang erfolgte die Lagerverwaltung beim Bandstahlhersteller C.D. Wälzholz mit Sitz in Hagen noch papiergebunden über ein Karteikastensystem. Jede Ein- und Auslagerung musste manuell in das System eingegeben werden, weil das alte System, eine Insellösung, nicht mit dem ERP-System des Unternehmens vernetzt war. Dabei arbeitete C.D. Wälzholz mit papiergebundenen Belegen. Diese Prozesse waren nicht nur zeitaufwendig, sondern boten auch ein erhöhtes Fehlerpotenzial. Zudem konnten Lagerplätze nicht optimal ausgenutzt werden. 

Auch die Simatic-S5-Steuerung entsprach nicht mehr der heute typischen Benutzerergonomie. Ihre Bedienung war zum einen kompliziert, zum anderen gestattete sie keine detaillierte Fehlerdiagnose. Im schlimmsten Fall war das HRL für mehrere Stunden außer Gefecht gesetzt, bis der Fehler gefunden und schließlich behoben werden konnte. Hinzu kam, dass Siemens die Baugruppe S5 seit Jahren abgekündigt hatte. Die Ersatzteilversorgung und mögliche Reparaturen konnten künftig somit nicht mehr gewährleistet werden. „Bei all diesen Herausforderungen war das Retrofit des Lagers für uns eine logische Konsequenz“, erklärt Dr. Ernst-Martin vom Bovert, Leiter Logistik bei C.D. Wälzholz.

C.D. Wälzholz machte sich auf die Suche nach einem Anbieter, der die komplette Steuerungs- und Automatisierungstechnik inklusive Sensorik, Schaltschränken, Server, Lagerverwaltungssystem und die Datenbank auf den neuesten Stand bringen würde. Da das Hagener Unternehmen einen Intralogistikpartner bevorzugte, der alles aus einer Hand anbietet und projektiert, fiel die Entscheidung auf Unitechnik und deren Lagerverwaltungssystem (LVS) UniWare.

Umbau und Inbetriebnahme in vier Tagen

Im Rahmen des Retrofits galt es, die S5-Steuerungen gegen die Simatic S7 auszutauschen sowie die Steuerungsstruktur und das Kommunikationsnetzwerk neu zu strukturieren. In diesem Zusammenhang musste das LVS an das ERP von C.D. Wälzholz angebunden werden. Weiterhin wurde die Antriebstechnik der Regalbediengeräte ausgetauscht. Die wesentliche Herausforderung des Projektes: Sämtliche Umrüstprozesse mussten innerhalb von maximal vier Tagen durchgeführt werden, damit aus dem HRL bereits am vierten Tag wieder Auslagerungen stattfinden konnten.

Die Voraussetzungen für eine so kurze Inbetriebnahmephase wurden im Vorfeld definiert: Die gesamte Steuerungstechnik und das LVS wurden bei Unitechnik in einer Simulation zusammengeschaltet und die Lagerprozesse getestet. Zusätzlich fand vor dem Umbau ein Verbundtest zwischen dem LVS und dem ERP-System von C.D. Wälzholz statt. Durch ein Zusatzmodul von UniWare wird die physische Anlage nachgebildet. Dies ermöglicht es, eine virtuelle Inbetriebnahme durchzuführen. Steuerungstechnik, Anlagenvisualisierung, Materialflussrechner und Lagerverwaltungssystem werden vorab als Gesamtsystem am Computer getestet. Die Umbauarbeiten vor Ort betreffen so in erster Linie die Hardware.

„Vor Ort wollen wir nicht mehr programmieren, sondern die Mechatronik justieren und in Betrieb nehmen“, so Projektleiter Groß von Unitechnik. Dazu wurde das HRL auf einen Minimalbestand reduziert, und Unitechnik begann mit der Demontage der Steuerungs- und Antriebstechnik. Zwei Tage später konnten bereits Teile der Anlage wieder genutzt werden. Am vierten Tag nahm die Anlage ihren Betrieb dann wieder komplett auf. Richtig still stand das Lager somit nur für einen Tag. Die Spielzeit der Regalbediengeräte wurde durch die moderne Steuerungstechnik verringert, und infolgedessen wurden die Ein- und Auslagerzeiten um 25 Prozent beschleunigt.

Intelligentes Hochregallager

C.D. Wälzholz verfügt nun über ein vollautomatisiertes und papierloses Versandlager mit einem LVS, das sowohl die Logistikprozesse strafft als auch für eine optimale Auslastung der Lagerkapazitäten sorgt. So nutzt UniWare beispielsweise Ruhephasen, um die Fachbelegung eigenständig zu optimieren. Die Lagerkapazität wird somit optimal nutzbar gemacht. Dadurch konnte C.D. Wälzholz die Lagerausnutzung um bis zu zehn Prozent erhöhen.

Im Mittelpunkt der Anlagenvisualisierung bei UniWare steht die stufenlose Zoomfunktion. Je nach Verwendung am PC oder auf einem mobilen Endgerät kann der Anwender per Schieber oder 2-Finger-Geste von der Gesamt- in die Detailansicht eintauchen. Ein Klick auf eine Position führt automatisch zur 100-prozentigen Vergrößerung der Darstellung sowie zu einer Zentrierung der Bildposition. Fehlerdiagnosen erfolgen somit bereits binnen weniger Sekunden. „In UniWare ist jeder Schalter, jeder Sensor dargestellt“, erläutert Groß. „Wenn an irgendeiner Stelle ein Problem auftritt, wird es auf dem Bildschirm angezeigt und die Ursache identifiziert.“ Fahraufträge kann der Stahlverarbeiter nun priorisieren und somit beispielsweise Zeit bei der Verladung sparen. „Die Software erleichtert die Arbeit automatisch, aber wir können dennoch an vielen Stellen eingreifen“, berichtet Dr. vom Bovert.

Quelle: Unitechnik Artikelfoto: Die stufenlose Zoomfunktion von UniWare 4.0 (Foto: Unitechnik), Bildtext: Das Hochregallager der C.D. Wälzholz KG am Standort Hagen (Foto: C.D. Wälzholz)

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