Tata Steel knipst in Großbritannien das Licht aus
von Dagmar Dieterle
Der Verwaltungsrat von Tata Steel prüft laut einer Mitteilung des Unternehmens die Abspaltung der Aktivitäten in Großbritannien. Man habe die abnehmende finanzielle Leistungsfähigkeit der UK-Tochtergesellschaft in den letzten 12 Monaten mit Sorge beobachtet, hieß es. In Europa und insbesondere in Großbritannien hätten sich die Geschäftsbedingungen durch strukturelle Faktoren nachhaltig verschlechtert, teilte das Unternehmen weiter mit. Es sei nicht damit zu rechnen, dass sich das in naher Zukunft ändere.
Das Unternehmen hat in den vergangenen fünf Jahren nach eigenen Angaben die finanzielle Unterstützung für die UK-Aktivitäten ausgedehnt und musste insgesamt mehr als 2 Milliarden Pfund Sterling (rund 2,6 Milliarden Euro) an Abschreibungen auf Anlagegüter vornehmen. Dennoch habe sich die Leistungsfähigkeit nicht nachhaltig verbessert. Das Management in Indien hat die Londoner Führung nun angewiesen, "alle Schritte für eine Restrukturierung von Tata Steel UK zu prüfen, einschließlich eines vollständigen oder teilweisen Verkaufs".
Erwerb zum ungünstigen Zeitpunkt
Tata Steel hatte die UK-Werke als Teil der niederländisch-britischen Corus-Gruppe auf dem Höhepunkt des letzten Stahlzyklus' im Jahr 2007 übernommen. Da die Stahlnachfrage im Jahr darauf einbrach und sich bisher nicht nachhaltig erholen konnte, konnte Tata Steels Investition nicht den erhofften Erfolg verbuchen. Der Plan für eine Restrukturierung der Bandstahlaktivitäten, die das Unternehmen mit einer Beratungsfirma zuletzt durchgespielt hat, habe sich nicht als tragfähig herausgestellt, so Tata Steel.
Das Unternehmen befindet sich nach eigenen Angaben seit geraumer Zeit in Verhandlungen mit der britischen Regierung, um eine möglichst gute Lösung für alle Beteiligten zu finden. Bis zu 15.000 Jobs stehen auf dem Spiel, alleine 4.000 am gebeutelten Standort Port Talbot in Wales. Die britische Regierung hat bereits Finanzhilfen in Aussicht gestellt, um die Restrukturierung abzufedern. Eine Teilverstaatlichung schloss Wirtschaftsministerin Anna Soubry (Conservative) in einem Radiointerview mit dem britischen Sender Radio 4 jedoch kategorisch aus.
Quelle: Tata Steel Europe, marketSTEEL; Bild: Mitarbeiter von Tata Steel am britischen Standort Scunthorpe/ Lincolnshire (Foto: Tata Steel Europe)