Tata Steel Diskussionsreihe „Let’s talk about the future“

von Hubert Hunscheidt

Die Stahlbranche hat in den letzten Monaten relativ unerwartet erhebliche Schwankungen bei Preisen und Nachfrage erlebt. Dass zukünftig immer häufiger das Unerwartete zu erwarten sei und Stahlnutzer daher mehr End-to-end-Transparenz benötigten, waren einige der Kernaussagen bei „Let’s talk about the future“. Zu dieser, in 2021 zum zweiten Mal veranstalteten, Live-Diskussionsrunde hatte Tata Steel wieder internationale Stahlexperten und Vordenker aus unterschiedlichen Branchen sowie erstmals auch Live-Publikum eingeladen.

Im Oktober 2020 war man sich unter den Panelteilnehmern von „Let’s talk about the future“ noch einig gewesen: Die Erholung der Stahlbranche nach Beginn der Corona-Krise wird zwar schneller statt finden als erwartet, es würde aber vermutlich bis zu 24 Monate dauern, das Nachfrage-Niveau von 2019 wieder zu erreichen. Nachdem sich die Stahlnachfrage nun tatsächlich viel schneller erholt hat, drehte sich die Diskussion zum Auftakt der diesjährigen Veranstaltung um die Frage, inwieweit die zukünftige Marktentwicklung überhaupt noch vorhersehbar sei.

Laut Einschätzung von Russel Codling, Director Markets and Business Development von Tata Steel, sei das einzig Vorhersehbare die Unvorhersehbarkeit und Volatilität der Märkte, ein „new Normal“ werde es wohl nicht geben. Gleichzeitig stünden Stahlproduzenten vor der Herausforderung, Stahl umweltverträglicher zu machen und entsprechend umfangreich in nachhaltige Technologien zu investieren. Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette sei daher in diesen Zeiten umso mehr gefragt, vor allem um mögliche Preisentwicklungen für Kunden nachvollziehbar zu machen: „Stahl wird dauerhaft teurer, dafür gibt es viele Anzeichen“, so Codling. „Somit müssen Stahlhersteller weiter in Nachhaltigkeit und grünen Stahl investieren, während sich der Nachfragedruck durch mögliche Investitionsanreize der Regierungen erhöhen könnte. Das Angebot hingegen wird nicht schnell genug nachziehen, davon müssen wir ausgehen. Da Preiserhöhungen immer für Unruhe auf dem Markt sorgen, halten wir es bei Tata Steel in diesen Zeiten für besonders wichtig, mehr Transparenz gegenüber unseren Kunden zu zeigen. Beispielsweise haben wir den CO2-Zuschlag eingeführt, um das Bewusstsein für Klimakosten und die Funktionsweise des ETS in unseren Märkten zu schärfen. Wir beginnen damit, den entprechenden Geldwert auf unseren Rechnungen auszuweisen. Das macht es hoffentlich leichter nachvollziehbar, dass der Weg hin zu grünem Stahl, den wir uns alle wünschen, für uns als Hersteller auch zusätzliche Kosten mit sich bringt.“

Dass die Wirtschaft – neben der Politik und sozialen Organisationen – den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit entscheidend mit voranreiben muss, betonte Paul Polman. Im „Sustainability“-Chat stellte der ehemalige CEO von Unilever sein neues Buch „Net Positive“ vor. Darin zeigt Polman auf, wie Unternehmen der Umwelt und Gesellschaft sogar mehr zurückgeben können, als sie von ihr nehmen, was für sie durchaus Vorteile bringt, so Polman: „Unternehmen, die aktiv Verantwortung für Nachhaltigkeit übernehmen, sind nicht nur besser für die Zukunft aufgestellt, sondern werden auf dem Finanzmarkt auch immer häufiger besser bewertet als Unternehmen, die diesen Weg nicht gehen. Die Kosten unseres Nichtstuns sind am Ende höher als die Kosten für unser aktives Handeln.“

Auch bei der Digitalisierung muss die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund stehen. Darüber waren sich Kees Gerretse, CIO von Tata Steel, und Laurence Janssens, Manufacturing Lead bei Microsoft, im „Digitalisation“-Chat einig. „Nachdem wir die Digitalisierung 2016 zu unserem strategischen Ziel gemacht hatten, mussten wir schnell erkennen, dass wir Digitalisierung integrierter denken müssen“, erklärte Kees Gerretse. „Investitionen müssen natürlich am Ende rentabel sein, aber uns nur auf die Kosten zu fokussieren, hat uns anfangs einfach blockiert. Wir zählen in der Stahlbranche bereits zu einem Vorreiter der Digitalisierung. Um uns weiter als Innovationsführer zu etablieren, müssen wir groß denken und weiterhin mit starken Partnern zusammenarbeiten.“

Am Ende der Veranstaltung gab es noch eine Live-Schaltung ins nahegelegene Tata Steel Werk in IJmuiden. Dort wurde die offizielle Inbetriebnahme einer neuen, dritten Stranggießanlage im Beisein von Arthur van Dijk, Repräsentant des Königshauses in der Provinz Nordholland, gefeiert. Mit 220 Millionen Euro ist es die bisher größte und wichtigste Investition von Tata Steel in diesem Stahlwerk seit der Jahrtausendwende. Die neue Anlage ermöglicht die Produktion eines noch breiteren Spektrums an innovativen Stählen, einschließlich hochfester und ultrahochfester Sorten. Automobilhersteller können mit diesen Stählen leichtere, kraftstoffeffizientere und sicherere Fahrzeuge bauen. Das Großbauprojekt wurde im laufenden Betrieb umgesetzt.

Über „Let’s talk about the future 2021”

Nach dem Start der Veranstaltungsreihe „Let’s talk about the future” von Tata Steel in 2020 diskutierten nun erneut Branchenexperten der Stahlindustrie und Entscheider aus verschiedenen Anwendermärkten live im TV-Studio und zugeschaltet per Video – dieses Jahr erstmals auch vor Live-Publikum. Neben Moderator und Journalist Emanuele Norsa von Kallendish Commodities waren vier Spezialisten als Talk-Gäste geladen: Dr. James Campbell, Principal Analyst bei CRU, Isobel Sheldon, Chief Stategy Officer von Britishvolt, Laurence Janssens, Western Europe Manufacturing Lead bei Microsoft Empowering, und Paul Polman, ehemaliger CEO von Unilever. Anders als im Vorjahr gab es verschiedene Einzelgespräche, die von Vertretern von Tata Steel moderiert wurden. Beim „Technology“-Talk diskutierten Basjan Berkhout, Electrification Transition Manager von Tata Steel, mit Isobel Sheldon von Britishvolt über Batterietechnik. Im Hintergrundgespräch zum Thema „Digitalisation“ moderierte Emma McKay, Director IT Enterprise Architecture von Tata Steel, ein Gespräch zwischen Laurence Janssens von Microsoft und Kees Gerretse, dem CIO von Tata Steel. Und im „Sustainability“-Chat interviewte Annemarie Manger, Director Sustainability von Tata Steel, Paul Polman.

Alle Mitschnitte von „Let’s talk about the future 2021“ finden sich hier.

Über Tata Steel Nederland

Tata Steel Nederland ist einer der führenden Stahlhersteller Europas. Das Unternehmen liefert hochwertige Stahlprodukte an die anspruchsvollsten Märkte, darunter Bauwirtschaft, Automobil, Verpackung und Maschinenbau. Tata Steel Nederland arbeitet eng mit seinen Kunden zusammen, um neue Stahlprodukte zu entwickeln, die ihnen einen Wettbewerbs­vorteil verschaffen. Tata Steel Nederland verfügt über Standorte in den Niederlanden, Belgien, Deutschland und anderen europäischen Ländern und ist Teil der indischen Tata Steel Group, einem der weltweit größten Stahlunternehmen. Tata Steel Nederland hat im vergangenen Geschäftsjahr zum 31. März 2021 einen Umsatz von 4,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Tata Steel Nederland arbeitet daran, bis 2050 kohlenstofffreien Stahl zu produzieren. Dazu wird die Stahlproduktion auf Wasserstoff statt Kohle umgestellt.

 

Bildtext (1): Tata Steel war in 2021 erneut Gastgeber für die hybride Paneldiskussion „Let’s talk about the future" – dieses Mal auch vor Live-Publikum.

Bildtext (2): Der ehemalige Unilver CEO und Vordenker Paul Polman erklärte, wie Unternehmen „net positive” werden können und stellte sein gleichnamiges druckfrisches Buch vor.

Quelle und Fotos: Tata Steel Nederland

 

 

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