Tata Steel bestätigt Gespräche mit thyssenkrupp

von Dagmar Dieterle

Nachdem es schon seit Monaten entsprechende Gerüchte gegeben hatte, bestätigte der indische Stahlkonzern Tata am Freitagabend erstmals offiziell, dass man auch Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss mit thyssenkrupp führe. Es soll geklärt werden, ob eine Bündelung der Aktivitäten in Europa Sinn ergebe. Die Gespräche befinden sich laut Tata in einem frühen Stadium; es gebe keine Garantie für einen positiven Ausgang.

Den Anstoß lieferte der Verkaufsprozess für britische Tata-Werke

Am 29. März hatte Tata Steel angekündigt, strategische Alternativen für seine britischen Aktivitäten zu prüfen, unter ausdrücklicher Option auf einen teilweisen oder vollständigen Verkauf. Das Unternehmen nahm daraufhin über seine Berater Kontakt zu rund 200 potenziellen Investoren aus Finanzwelt und Industrie auf, um deren Interesse am zur Disposition stehenden Geschäft zu testen. Auch die Regierungen von Wales und dem Vereinigten Königreich waren intensiv in diesen Prozess eingebunden.

Am 9. Mai konnte für sieben Interessenten, die bis dahin Gebote abgegeben hatten, die nächste Stufe des Bieterprozesses angestoßen werden und die Bieter erhielten Zugang zu wichtigen Geschäftsunterlagen. Seitdem wurden weitere intensive Diskussionen geführt, um die Zukunftsperspektiven für das UK-Geschäft auszuloten. Der Brexit und die Verhandlungen über die Rentenzahlungen in der britischen Stahlbranche führten dazu, dass die Gebote von den Interessenten erneut überprüft wurden.

Umfangreichere Portfolio-Lösung im Gespräch

In Anbetracht der Gesamtsituation hat sich Tata entschlossen, auch über größere Umstrukturierungen seines europäischen Portfolios nachzudenken. Entsprechend seien auch Gespräche mit strategisch wichtigen Wettbewerbern in der Stahlbranche geführt worden, so Tata. Das schließe, wie verschiedentlich berichtet, ausdrücklich auch die thyssenkrupp AG mit ein.

"Wir haben Gespräche über eine strategische Zusammenarbeit unserer europäischen Geschäftstätigkeit aufgenommen. Eine mögliche strategische Kombination im Walzstahlgeschäft ermöglicht unserer Ansicht nach die besten Möglichkeiten, um ein weltweites Premiumgeschäft in diesem Segment aufzubauen, dass genug Größe und Erfahrung mitbringt, um sich auf globaler Ebene behaupten zu können", sagte Koushik Chatterje, Group Executive Director und Executive Director für Tata Steel Europe. Chatterje wies aber auch darauf hin, dass es unter anderem von den Verhandlungen über die Pensionspläne für die britische Stahlindustrie abhänge, ob die britischen Aktivitäten Teil eines umfassenderen Jointventures werden können.

Thyssen-Betriebsrat war bisher nicht informiert

Der Betriebsrat von thyssenkrupp hatte Ende Juni noch jedes Wissen um mögliche Gespräche mit Tata Steel gegenüber dem Handelsblatt verneint. Auch thyssenkrupp leidet im Stahlgeschäft unter den weltweiten Überkapazitäten und hatte im Mai einen umfangreichen Konzernumbau angekündigt. Unter anderem werden die Bereiche Downstream- und Upstream-Aktivitäten organisatorisch getrennt. Den Zusammenschluss von Teilen der Downstream-Aktivitäten mit einem Mitbewerber wie Tata würde diese Struktur jedenfalls erleichtern.

"Ich halte das alles für eine willkommene Entwicklung — nicht nur für Tata Steel, sondern den gesamten europäischen Stahlsektor", sagte Hans Fischer, CEO von Tata Steel Europe. "Auch wenn noch viel Arbeit zu erledigen bleibt, bis irgendweine Form von strategischer Zusammenarbeit möglich ist, bin ich zuversichtlich, dass wir uns in die richtige Richtung bwegen."

Quelle: Tata Steel, marketSTEEL; Vorschau-Bild: Produktionsanlage. Bild oben rechts: Hans Fischer, CEO Tata Steel Europe (Fotos: Tata Steel Europe)

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