Tarifpartner verschärfen die Tonlage

von Hans Diederichs

Für die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie bringen sich die Verhandlungspartner in Stellung. Südwest-Metall-Chef Stefan Wolf sagte im Interview mit der Stuttgarter Zeitung: "Die IG Metall blendet alle Fakten aus." Wolf verlangte "sehr moderate Abschlüsse", da sich viele Betriebe hohe Lohnsteigerungen derzeit nicht leisten könnten. Selbst gewerkschaftsnahe Forschungsstellen sähen eine Rezessionsgefahr. Nur durch maßvolle und intelligente Tarifverträge ließe sich das Interesse der Unternehmen an Tarifbindung aufrecht erhalten, so Wolf. 

IG Metall fordert mehr Ausbildungsplätze

IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban beklagte demgegenüber in der Zeitung "Die Welt", dass gerade die Politik der großen Unternehmen vor allem von kurzfristigen Gewinninteressen geprägt sei. Es werde zu wenig investiert und zu wenig ausgebildet.Während im mittelständisch geprägten Maschinenbau eine Ausbildungsquote von 6,6 Prozent erreicht werde, käme die von großen Konzernen beherrschte Automobilindustrie gerade mal auf 4,1 Prozent. Urban forderte, die Quote im Maschinenbau als Benchmark zu nehmen, denn das würde 60.000 zusätzliche Ausbildungsplätze bedeuten. Damit ließe sich auch der Fachkräftemangel wirkungsvoll entschärfen.

Lohnforderung von 5 Prozent festgelegt

In seiner außerordentlichen Sitzung am 29. Februar 2016 hat der IG-Metall-Vorstand die abschließende Forderung für die anstehende Tarifrunde auf 5 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 12 Monaten festgelegt. Bereits im Vorfeld hatte der Vorstand eine Forderung nach 4,5 bis 5 Prozent höheren Löhnen empfohlen

Beim geforderten Plus von fünf Prozent orientiert sich die IG Metall nach eigenen Angaben an der Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank (zwei Prozent) und dem mittelfristigen Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Trendproduktivität (etwa 1,1 Prozent). Hinzu komme eine Umverteilungskomponente, um die Beschäftigten fair an der wirtschaftlichen Entwicklung zu beteiligen.

Die Bedenken der Arbeitgeber teilt der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann nicht: "Die Ertragssituation ist auf einem ebenso hohen Niveau, wie die Beschäftigung. Eine stabile Lohnentwicklung stärkt nachhaltig die Binnennachfrage und damit das Wachstum", so Hofmann am Montag in Frankfurt. Die Entgelttarifverträge laufen am 31. März 2016 aus, die Friedenspflicht endet in der Nacht zum 29. April 2016.

Quelle: marketSTEEL, IG Metall; Bild: IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban (Foto: IG Metall)

Update vom 29.02.16 um 21:30 Uhr: Ergänzung der endgültigen Lohnfestlegung der Gewerkschaft

Zurück