Tarifexperte rät: Mindestlohn für Flüchtlinge beibehalten

von Hans Diederichs

An billigen Arbeitskräften herrscht derzeit in Deutschland kein Mangel. Ein Problem besteht dagegen in der oft mangelhaften Qualifizierung. Der Ökonom Hagen Lesch, Tarifexperte beim Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln, rät daher, den Mindestlohn auch für Flüchtlinge zunächst beizubehalten. Nur so lasse sich der Fachkräftemangel wirksam bekämpfen.

"Deswegen muss das Ziel sein, Flüchtlinge nicht in den Niedriglohnsektor reinzupressen, sondern zu Fachkräften weiterzuentwickeln", sagte Lesch gegenüber dem Deutschlandfunk. Hier könne ein Mindestlohn sogar hilfreich sein, weil es den meisten Leuten klar sei, dass für einen Flüchtling mit bestimmten Qualifikations- und Sprachdefiziten bei einem Lohn von 8,50 Euro gar keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt bestehen dürften, so der Wirtschaftsforscher weiter. Wenn der Flüchtling für weniger Geld aber nicht arbeiten dürfe, erhöhe sich der Zwang zur Qualifizierung.

Zwar sieht der Wirtschaftsexperte bei einer großen Zahl der Zuwanderer Bildungsdefizite, die eine weitergehende Qualifizierung erschweren dürften. "Auf der anderen Seite sind es Menschen, die noch in einem Alter sind, gerade auch in den frühen 20ern, bei denen ich schon noch die Hoffnung habe, dass die Lernfähigkeit hoch ist", sagte Lesch. Langfristig könnten somit sowohl die Flüchtlinge als auch der Standort Deutschland profitieren.

Das volle Interview mit Hagen Lesch können Sie auf der Webseite des IW Köln nachlesen.

Quelle: IW Köln; Vorschau-Bild: fotolia

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