Stahlverbände beraten über Umgang mit Überkapazität
von Hans Diederichs
Hochrangige Vertreter mehrerer Regierungen trafen sich am 18. April in Brüssel mit Repräsentanten der weltweiten Stahlindustrie, um sich dem Thema der Überkapazitäten zuzuwenden, die derzeit den Stahlsektor belasten. Die Veranstaltung war von der OECD einberufen worden; Gastgeber war der belgische König.
Communiqué veröffentlicht
Als Ergebnis des Treffens verabschiedeten die Regierungsvertreter von Kanada, der EU, Japan, Mexiko, Südkorea, der Schweiz, der Türkei und der USA ein Communiqué mit folgenden zwei zentralen Aussagen:
Erstens hätten "die Herausforderungen, denen sich die Stahlindustrie derzeit ausgesetzt sieht, eine bedeutende weltweite Dimension, die einen andauernden internationalen Dialog erfordert"; und, zweitens, hätten "auch unterstützende Regierungsmaßnahmen erheblich zur Überkapazität, unfairem Handel und Verzerrung der Handelsströme geführt, auch wenn die Herausforderungen der Branche auf zahlreiche Faktoren zurückzuführen sind, darunter strukturelle und konjunkturelle Einflüsse."
Um sich den daraus resultierenden Schwierigkeiten entgegen zu stellen, wollen die Regierungen für Folgendes sorgen:
- keine Subventionen an unrentable oder kontinuierlich verlustbringende Stahlwerke, keine weitere Förderung von nicht erforderlicher Zusatzkapazität und keine anderweitige Wettbewerbsverzerrung;
- die Zunahme der Stahlerzeugung nicht durch direkte oder indirekte Regulierung zu ermuntern und allen dauerhaft verlustbringenden Werken den Rückzug aus dem Markt zu ermöglichen;
- die negativen Effekte von Werkschließungen auf Arbeiterschaft und betroffene Gemeinden zu mildern, ohne die Schließung der dauerhaft unrentablen Werke selbst zu behindern;
- den Informationsaustausch über Kapazitätsentwicklungen und Industriepolitik im Stahlsektor zu verbessern;
- staatlichen Beteiligungen im Stahlsektor keine Sonderbehandlung zukommen zu lassen, die den Wettbwerb verzerren könnte.
Stahlproduzenten aus aller Welt begrüßten die Erklärung, gaben aber ihrer Sorge Ausdruck, dass China als weltweit größter Stahlerzeuger keine entsprechende Stellungnahme abgegeben hat. Die zehn beteiligten Stahlverbände sehen die Erklärung als ersten Schritt bei der Beseitigung des Kapazitätsproblems, dass sich nicht mit einem einzelnen Treffen aus der Welt schaffen lasse. Mit Blick auf die chinesische Regierung gaben die Stahlverbände ihrem gemeinsamen Wunsch Ausdruck, diese möge sich doch in künftige Diskussionen einbringen und sich ebenfalls des Problems der Überkapazität annehmen.
Quelle: Eurofer; Vorschau-Foto: fotolia