Stahlmarkt verlässt Abwärtsspirale
von Alexander Kirschbaum
Höhere Preise kein Selbstläufer
Wie erwartet war der deutsche Stahlmarkt im vierten Quartal 2015 in einer Negativ-Spirale gefangen. Von nahezu allen für die Stahlpreisbildung wichtigen Faktoren gingen Negativsignale aus, die sich zum Teil noch gegenseitig verstärkt haben. Einiges spricht dafür, dass der Markt mit dem Beginn des neuen Jahres dem Abwärtssog entkommen und nun in eine Stabilisierungsphase eingetreten ist. Die sowohl bei Lang- als auch bei Flachprodukten für das erste Quartal 2016 avisierten Preiserhöhungen werden dennoch kein Selbstläufer. Dies ist das Fazit der neuen Ausgabe des „Stahlmarkt-Briefes“ von StahlmarktConsult Andreas Schneider, die jetzt erschienen ist.
Die Stahlnachfrage sei im zweiten Halbjahr 2015 gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken, der Auftragseingang der deutschen Werke regelrecht eingebrochen, heißt es in einer Zusammenfassung der quartalsweise erscheinenden Analyse. Am deutschen Spotmarkt seien die Preise im vierten Quartal 2015 quer durch die Erzeugnisse kräftig gefallen und die Flachstahlpreise hätten verbreitet das Niveau des Krisenjahres 2009 unterschritten. Die Gründe dafür seien vielfältig. Dazu gehörten sinkende Preise am Weltmarkt, vor allem bei Flachstahl hohe Einfuhrmengen aus Drittländern in die EU, der teilweise dramatische Fall der Rohstoffpreise sowie ein daraus folgender Bestandsabbau. Dies alles vor dem Hintergrund hoher globaler und regionaler Überkapazitäten und einem ohnehin schon intensiven Wettbewerb.
Lage bleibt fragil
Die Abwärtsspirale sei im Dezember zum Stillstand gekommen. Einiges spreche dafür, dass der Markt nun in eine Stabilisierungsphase eingetreten ist. Die Lage bleibe allerdings fragil, auch angesichts der gestiegenen Unsicherheit hinsichtlich der Entwicklung der chinesischen Wirtschaft und des schwachen Starts der Rohstoff- und Finanzmärkte ins neue Jahr.
„Die sowohl bei Lang- als auch bei Flachprodukten für das erste Quartal 2016 avisierten Preiserhöhungen werden kein Selbstläufer“, meint Andreas Schneider. „Angesichts der hohen Unsicherheit und der fehlenden Aufwärtsimpulse von den Rohstoffmärkten werden sich im Auftaktquartal die positiven Effekte des Lagerzyklus in diesem Jahr erneut in Grenzen halten.“
Auch aufgrund der sehr kurzen Reaktionszeiten im harten internationalen Wettbewerb und wegen des zumindest bei einigen Erzeugnissen immer noch recht großen Preisabstandes zu Importen bleibe das Potenzial für Preiserhöhungen in den kommenden Wochen eng begrenzt. Ein Preisanstieg dürfte sich bei den meisten Erzeugnissen zunächst am unteren Ende des Spotmarktes einstellen. Im Laufe des ersten Quartals könnte eine anziehende Nachfrage bei einigen Erzeugnissen für ein etwas höheres Preisniveau sorgen, solange Gegenwind von den Rohstoffpreisen und den Wechselkursen ausbleibt.
Quelle: StahlmarktConsult ; Vorschau-Bild: fotolia; Foto unten: Andreas Schneider (© Stahlmarkt Consult)