Stahlindustrie könnte unter Ölpreisanstieg leiden

von Alfons Woelfing

Der Ölpreis wurde im zweiten Quartal 2018 vor allem durch die Geopolitik, insbesondere die erhöhten Spannungen in Syrien und im Nahen Osten, sowie durch den Rückzug der Vereinigten Staaten aus dem iranischen Nuklearvertrag getrieben. Das Prognose-Modell des weltweit führenden Kreditversicherers Euler Hermes sieht einen Weltmarkt, der von Bedenken über geopolitisch bedingte Lieferengpässe beim Öl getrieben wird.

Wie hoch sind die Risiken von Lieferrückgängen aus dem Iran und Venezuela?

Ein vollständiger Produktionsausfall aus dem Iran ist sehr unwahrscheinlich. Die US-Sanktionen dürften die iranischen Öl-Exporte in den nächsten Monaten weniger hart treffen als in den Zeiten, in denen die USA und Europa an einem Strang zogen. Die Drosselung der Produktion im Iran kommt jedoch gleichzeitig mit der Aussicht auf weitere Produktionsrückgänge infolge der wirtschaftlichen und politischen Krise in Venezuela von rund 0,5 Millionen Barrel pro Tag. Insgesamt könnte der Markt in einem realistischen Szenario in Zukunft um etwa eine Million Barrel pro Tag an Öllieferungen schrumpfen.

Welche Länder könnten diese Lücken schließen?

Die OPEC könnte die Produktion steigern, insbesondere in Saudi-Arabien, wo Kapazitäten vorhanden sind. Aber Saudi-Arabien wird wahrscheinlich nicht allein handeln; eine Erhöhung der Produktion müsste innerhalb der OPEC und mit Russland vereinbart werden. Parallel dazu hat die US-Regierung Gespräche mit internationalen Ölkonzernen aufgenommen, um deren Möglichkeiten zur Produktionssteigerung abzuschätzen. Schließlich könnte die Ölproduktion auch in den Vereinigten Staaten ansteigen, wenn auch in diesem Jahr in begrenztem Umfang.

Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes DACH: "Viele deutsche Unternehmen beschäftigen sich derzeit fast ausschließlich mit den Auswirkungen möglicher weiterer Strafzölle. Die Entwicklung des Ölpreises wird dabei unterschätzt. Vor allem Fluglinien, Anbieter bestimmter Schiffsfracht-Routen und die Stahlindustrie werden angesichts des bestehenden Konkurrenzdrucks in ihren Branchen steigende Kosten nicht an ihre Kunden weiterreichen können und damit erheblich unter einem möglichen Preisanstieg für Öl leiden."

Quelle: Euler Hermes Deutschland / Vorschaufoto: fotolia

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