Stahlhersteller präsentiert Elektrobandsorten
von Alexander Kirschbaum
Am Dienstag (19. Juni) ist die „Coilwinding“, internationale Fachmesse für Spulenwicklung, Isolierung und Elektrofertigung, gestartet. Der Stahlbereich von thyssenkrupp zeigt bis zum 21. Juni in Berlin (Halle 2.2, Stand A29) Anwendungsbereiche seiner Elektrobandsorten mit Exponaten wie einer Ladesäule für Elektroautos und eines Stators. Neu ist in diesem Jahr eine Virtual Reality-Anwendung, die die Eigenschaften und Vorteile der Produkte des Stahlherstellers in einer virtuellen Welt digital anschaulich macht.
Wird Energie mit der Kraft von Wind oder Wasser erzeugt, müssen Generatoren die Bewegungsenergie zunächst in Strom umwandeln. Elektroband lässt solche Anlagen effizient arbeiten. Es sorgt dafür, dass die mechanische Rotationsenergie verlustarm in elektrischen Strom umgewandelt wird. Der Spezialstahl bündelt und verstärkt den magnetischen Fluss: „In Anlagen wie Wind- oder Wasserkraftwerken hängt die Leistungsfähigkeit der Generatoren maßgeblich von den Eigenschaften des Werkstoffs Elektroband ab“, sagt André Matusczyk, CEO der Business Unit Automotive bei thyssenkrupp Steel Europe.
Intelligente Verteilernetze nötig
Um Strom über große Entfernungen zu transportieren, muss dieser auf eine höhere Spannung gebracht werden als er bei seiner Erzeugung besitzt. Die Spannung beim Transport ist etwa tausend Mal höher als in häuslichen Steckdosen. Für die Nutzbarkeit in Haushalten und Industrie muss die Stromspannung wieder transformiert werden. Das kornorientierte Elektroband der Marke powercore von thyssenkrupp kommt deshalb in Verteil- und Leistungstransformatoren zum Einsatz.
Eine besondere Herausforderung sieht der Stahlhersteller in der Ecodesign-Richtlinie der EU. Nach dieser verschärfen sich schrittweise die Anforderungen an den Wirkungsgrad von Transformatoren, um Energie noch verlustärmer zu transportieren. Derzeit liegt die Verlustquote allein in Deutschland bei zwei bis drei Prozent. „In Zukunft werden dafür noch differenziertere Elektrobandsorten verlangt. In diesen Spitzensorten sind wir bereits heute gut aufgestellt und begleiten die Entwicklung mit unseren speziell hochwertigen kornorientierten Elektroband-Produkten“, sagt Dr. Overrath, CEO von thyssenkrupp Electrical Steel.
Datennetze sollen Stromnetze ergänzen
Eine zentrale Frage beim Thema Elektromobilität sind die Reichweite der Fahrzeuge und deren ausreichende Lademöglichkeiten. Denn je mehr Ladestationen benötigt werden, desto mehr Einspeisepunkte bzw. Verteiltransformatoren braucht man. „Wenn die Zahl der Stromverbraucher steigt, muss die Verteilkapazität erhöht werden. Dabei ist es unerheblich, wofür der Strom gebraucht wird“, erläutert Dr. Overrath.
Mit der zukünftig größeren Verbreitung von Elektromobilität, werden die Verteilnetze in Deutschland und Europa weiter aus gebaut. „Die Energiewende ist von einer intelligenten Energieverteilung nicht zu trennen.“ Intelligente Verteilnetze, so genannte „Smart Grids“, sind daher gefragt. Bereits heute muss die schwankende Nachfrage nach Strom gesteuert und ausgeglichen werden. Mit der stärkeren Nutzung von erneuerbaren Energien, die nicht ständig verfügbar sind, wird diese Aufgabe künftig noch umfassender. Ein parallel zum Stromnetz agierendes Datennetz soll deshalb die Erzeugung, Speicherung und Verteilung der Energie mit Hilfe von neuartigen Transformatorenkonzepten koordinieren. „Das notwendige kornorientierte Elektroband für diese smarten Transformatoren ist heute schon bei uns verfügbar", so Overrath.
Basiswerkstoff für Elektromobilität
„Ohne Stahl keine Elektromobilität. Wir brauchen Elektroband zwingend zur Herstellung der E-Motoren“, sagt Matusczyk. Das Potential der Elektromotoren ist zwar enorm, doch so sind auch die Anforderungen: Hohe Drehzahlen und gesteigerte Drehmomente, Energieeffizienz, geringer Bauraumbedarf und Ressourcenschonung wird dem Antrieb mit Strom abverlangt. Aus diesem Grund bietet thyssenkrupp Elektrobandsorten an, die schnelldrehende Antriebsmotoren besonders verlustarm machen. Die magnetischen Eigenschaften des Hightech-Werkstoffs machen die Motoren effizienter und erhöhen so die Reichweite der Fahrzeuge. Das Unternehmen prüft die neu entwickelten Elektrobandsorten zum Großteil in einem Motorenprüfstand im E-Mobility Center Drives in Bochum.
Virtual Reality, Kunden-App und E-Commerce
Auf dem thyssenkrupp Messestand können die Fachbesucher mit einer VR- Brille in eine interaktive, computergenerierte Welt eintauchen und die Technologiethemen des Stahlherstellers in einer virtuellen Umgebung in Echtzeit erleben und selbst steuern. Darüber hinaus kann die neu gestaltete Multi-Touch App „Hocheffizientes Elektroband – Basiswerkstoff für die Energiewende“ über ein Touch-Screen am Messestand bedient werden. Kunden des Stahlherstellers können so die unterschiedlichen Elektrobandsorten und deren Anwendung – etwa in einem Windpark – anschauen, sich über deren Materialeigenschaften informieren und das gewünschte Produkt schneller finden. Mit Steel Online, dem digitale E-Commerce-Portal von thyssenkrupp, können sich Kunden über die Onlinebestellmöglichkeiten beim Stahlhersteller informieren.
Quelle: thyssenkrupp Steel Europe Artikelfoto: Elektroband ist der Kernwerkstoff der Energiewende. (Foto: thyssenkrupp Steel Europe)