Stahlhandel mit Abstand wichtigste Kundengruppe
von Hubert Hunscheidt
Mit einem Anteil von rund 40 Prozent des gesamten Absatzes ist der Stahlhandel die mit Abstand wichtigste Kundengruppe von KASTO – sowohl in Deutschland als auch in Europa und weltweit. Die Anforderungen und Aufgaben der Branche haben sich mit den Jahrzehnten stark verändert – genau wie die Produkte und Lösungen, mit denen KASTO Stahlhändler seit jeher zuverlässig unterstützt.
Der Stahlhandel ist so alt wie die Stahlproduktion selbst: Als Bindeglied zwischen Stahlwerken und Verarbeitern spielt er eine zentrale Rolle für sämtliche Branchen, in denen der Rohstoff genutzt wird – von der Bauindustrie über die Automobil- und Zulieferbranche bis zum Maschinen- und Anlagenbau und der Luft- und Raumfahrt. Denn viele Unternehmen benötigen Stahl nur in relativ kleinen Mengen, dafür aber in vielen unterschiedlichen Abmessungen, Güten, Geometrien oder Legierungen. Komplette Bunde direkt vom Hersteller zu beziehen, ist für die meisten von ihnen nicht wirtschaftlich. Stahlhändler kaufen deshalb große Mengen an Materialien von den Werken und geben sie auftragsbezogen weiter. „Neben den geringen Losgrößen der Liefermengen stellen uns auch die weitläufigen Liefergebiete und die oft entlegenen Standorte unserer Kunden vor eine logistische Herausforderung“, beschreibt Oliver Ellermann, Vorstand des Bundesverbands Deutscher Stahlhandel (BDS).
Um diese zu bewältigen, ist die entsprechende Lager- und Bearbeitungstechnik unverzichtbar. Lange Zeit waren manuell bediente Boden- oder Kragarmlager das dominierende Bild in den Hallen der Händler. Dies änderte sich allerdings gegen Ende der 1970er Jahre, als in der Branche die ersten Ansätze zur Automatisierung erkennbar wurden. Besonders fortschrittlich war damals Japan: Dort nämlich übernahm der Stahlhandel schon früh auch den Zuschnitt der bestellten Materialien für die verarbeitende Industrie. Zur gleichen Zeit stellte KASTO seine ersten vollautomatischen Lagersysteme vor. Diese ermöglichten nicht nur einen mannlosen Ein- und Auslagervorgang, sondern auch die selbstständige Versorgung daran angeschlossener Sägemaschinen.
Bereits zu Zeiten der ersten Bügelsägen waren diese im Stahlhandel anzutreffen, häufig in Verbindung mit Zu- und Abfuhrrollenbahnen. Die Kombination von Lager- und Sägetechnik wurde in den 1980er und 1990er Jahren auch in anderen Ländern wichtiger, unter anderem in Deutschland. Denn auch hier gaben immer mehr produzierende Unternehmen Anarbeitungsschritte wie das Sägen an ihre Zulieferer ab. KASTO griff diesen Trend auf und entwickelte für die Stahlhändler sowohl leistungsfähige Hochregal-Lagersysteme als auch Sägemaschinen mit automatisierter Zu- und Abfuhrperipherie. Kombiniert wurden diese beiden Geschäftsbereiche in Form von integrierten Sägezentren, in denen vom Einlagern des Rohmaterials bis zur Kommissionierung der fertig gesägten Abschnitte sämtliche Prozesse automatisch ablaufen.
Besonders beliebt bei den Kunden sind zunächst große Überfahrlager mit Unterfahrwagen, die das benötigte Material schnell und leistungsfähig nach dem Prinzip „Ware zum Mann“ bereitstellen. Mitte der 1990er Jahre stellt KASTO dann die ersten automatischen Wabenlager vor: Diese sind im Vergleich platzsparender und benötigen keine Grube für den Wagen. Bis heute ist dieser Lagertyp im Stahlhandel äußerst erfolgreich. Bei den Sägen setzen die Unternehmen auf variabel einsetzbare Hochleistungsmaschinen wie die Bandsäge-Baureihe KASTOtec oder die Kreissäge KASTOvariospeed. Beide erzielen mit ihrer Ausbringleistung und der entsprechenden Peripherie einen hohen, mannlosen Durchsatz und sorgen so für eine wirtschaftliche Produktion. Speziell für die Bearbeitung von Rohren steht zudem mit der KASTOwin tube eine eigene Lösung zur Verfügung. Gerad- und Gehrungsschnitte an Stahlträgern lassen sich mit der KASTOmiwin-Reihe sehr gut vornehmen.
Mittlerweile haben sich Stahlhändler mehr und mehr zu Komplettdienstleistern entwickelt, die sowohl ein immer größeres Materialspektrum und zusätzliche Anarbeitungsschritte anbieten als auch zunehmend größere Liefergebiete bedienen müssen. „Vor 50 Jahren lieferte der Stahlhandel mit rund 2.200 Standorten nahezu dasselbe Mengenvolumen aus wie heute – allerdings sind davon nur noch 600 Standorte übrig“, skizziert BDS-Vorstand Ellermann. „Große Stahldistributeure versuchen seit einiger Zeit, sich mit weniger und dafür großen Lagern aufzustellen, um viele Schritte gleichzeitig abzudecken und somit effizienter zu werden. Diese Konzentration und Konsolidierung funktioniert nur, wenn die verbliebenen Betriebe flexibler und leistungsfähiger werden.“ Ein Schlüssel dazu ist die Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen. „Ob im Vertrieb, der Supply Chain oder der Organisation – das Potenzial für sinnvollen technischen Fortschritt ist enorm“, betont Ellermann. „Wir brauchen neue Ideen – auch, weil wir durch den demografischen Wandel immer weniger Fachkräfte zur Verfügung haben.“
KASTO hat diese Entwicklung schon früh erkannt und setzt bereits seit geraumer Zeit auf digitale und automatisierte Lösungen. Dazu zählt etwa das eigene Warehouse Management System KASTOlogic, das sämtliche Prozesse rund um das Lagern und Sägen selbstständig steuert und verwaltet. Die Software lässt sich über eigens geschaffene Schnittstellen auch nahtlos an ERP-Systeme unterschiedlicher Anbieter anbinden. Die mobile Lösung KASTOlogic mobile ermöglicht es, das gesamte Lager – auch Bestände außerhalb eines Automatiklagers - flexibel per Smartphone oder Tablet zu verwalten. Um Zustandsdaten und Fehlermeldungen angeschlossener Maschinen übersichtlich auf mobilen Endgeräten anzuzeigen, hat KASTO die KASTOapp entwickelt. Weitere Beispiele sind das intelligente Tourenverteilsystem KASTOrail, das Kommissionierbunde effizient und ergonomisch für den Versand bereitstellt, die Integration von Industrierobotern für nachgelagerte Handlings- und Bearbeitungsschritte oder die interaktive Fernwartung mithilfe von Apps und Smart Glasses.
„Wichtig ist, dass der zunehmende Grad an Automatisierung und Vernetzung für die Mitarbeiter stets beherrschbar bleibt“, findet Ellermann. „Dies gilt besonders für die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die regional tätig sind und kleine Bedarfsfälle vor Ort erledigen. Denn hier ist die Zentralisierung und Spezialisierung noch nicht so zu spüren wie bei den großen Konzernen.“ KASTO hat deshalb auch für die Zukunft zahlreiche Innovationen in der Pipeline, mit denen die tägliche Arbeit im Stahlhandel flexibler und effizienter, aber auch einfacher wird.
Quelle und Fotos: KASTO Maschinenbau GmbH & Co. KG