Stahl: Warnstreiks ab 1. Juni 2022

von Hubert Hunscheidt

Die zweite Runde der Tarifverhandlungen in der nordwestdeutschen und ostdeutschen Eisen- und Stahlindustrie brachte keine Fortschritte. In der ersten Verhandlungsrunde vor fast zwei Wochen hatten die Arbeitgeber eine einmalige Zahlung von 2100 Euro angeboten. Die IG Metall hat dieses Angebot als in Struktur und Volumen völlig unzureichend zurückgewiesen und die Arbeitgeber aufgefordert, ein Angebot vorzulegen, das eine dauerhaft wirkende Erhöhung der monatlichen Entgelte beinhaltet.

Die Arbeitgeber waren jedoch auch in der zweiten Verhandlungsrunde nicht bereit, die Entgelte dauerhaft zu erhöhen.

IG Metall will Prozente – dauerhaft

„Wir lassen uns diese Tarifrunde nicht durch eine Einmalzahlung abkaufen“, betont Knut Giesler, IG Metall-Bezirksleiter NRW und Verhandlungsführer im Nordwesten. „Die Stahlbranche hat seit Monaten volle Auftragsbücher und die Gewinne sprudeln. Darum erwarten die Beschäftigten zu Recht, dass sie angemessen an der guten Geschäftsentwicklung beteiligt und nicht mit einer Einmalzahlung abgespeist werden.“

Die IG Metall fordert eine Erhöhung der Monatsentgelte um 8,2 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Darüber hinaus sollen die Tarifverträge zur Altersteilzeit, über den Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung verlängert werden. Diese Forderungen hatten die Tarifkommissionen nach Diskussion in den Betrieben Ende April aufgestellt – der IG Metall-Vorstand fasste den Beschluss dann am 8. Mai.

„Wir haben in der Verhandlung verdeutlicht: Einmalzahlungen sind nichts von Dauer. Sie werden ausgegeben und sind weg. Es braucht aber Sicherheit für die Beschäftigten nach vorne“, erklärt Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen und Verhandlungsführerin in der ostdeutschen Stahlindustrie mit Verweis auf die hohe Inflation. „Wir haben den Arbeitgebern sehr deutlich gemacht, dass die Belegschaften eine Anhebung der Tabellenentgelte erwarten. Dafür gehen sie auch vor die Tore und sind durchsetzungswillig.“

Warnstreiks ab 1. Juni

Die IG Metall erhöht nun den Druck auf die Arbeitgeber. Die Tarifkommissionen – überwiegend Betriebsräte und Vertrauensleute aus den Stahl-Betrieben – haben beschlossen: Umittellbar nach Ablauf der Friedenspflicht – ab dem 1. Juni – gibt es Warnstreiks.

„Wir haben die Stahlbranche im letzten Jahr mit einem verantwortlichen Krisenabschluss gut durch die Pandemie gebracht. Die Beschäftigten haben teilweise mit Extraschichten ihren Beitrag dazu geleistet, dass jetzt richtig viel Geld in der Branche verdient werden kann“, macht Nordwest-Verhandlungsführer Giesler klar. „Nun wäre es an der Zeit, dass die Arbeitgeber angesichts der steigenden Inflation mit einer guten Entgelterhöhung soziale Verantwortung gegenüber den Beschäftigten übernehmen. Aber da kam nichts. Das macht die Beschäftigten gerade angesichts der großen Gewinne wütend. Es braucht eine Erhöhung der Entgelttabelle. Das wird vor den Toren bei den Warnstreiks deutlich werden.“

Quelle: IG Metall / Foto: Fotolia

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