Spezialgetriebe zur Herstellung von „grünem Stahl“
von Hubert Hunscheidt
Die RENK Group, ein weltweit führender Hersteller von einsatzkritischen Antriebstechniken, liefert durch die zur Gruppe gehörigen RENK-MAAG GmbH im Rahmen des Projekts „SALCOS“ (Salzgitter Low CO2 Steelmaking) des Stahlkonzerns Salzgitter AG drei schnelldrehende Spezialgetriebe für Kompressoren zur Herstellung von sogenanntem grünen Stahl an die Siemens Energy Compressors GmbH. Die drei Integralgetriebe werden in den Kompressoren einer Direktreduktionsanlage des SALCOS-Projekts am Standort Salzgitter eingesetzt. Damit unterstreicht RENK seine Position als systemrelevanter Zulieferer für die Energiewende.
„Wir freuen uns sehr, Teil dieses Leuchtturmprojekts für grünen Stahl in Deutschland zu sein“, sagt Nadine Despineux, CEO der RENK-Division Marine & Industrie. „Mit unseren innovativen Getriebelösungen zur Kompression von Wasserstoff gehen wir mit unglaublich hohen Drehzahlen regelmäßig bis an die Grenzen des technologisch Machbaren. So tragen wir dazu bei, die CO2-Emissionen bei der Stahlherstellung schon heute um rund 30 Prozent zu senken. Anstelle von CO2 entsteht dann Wasser. Auf diese Weise unterstützen wir unsere Kunden maßgeblich auf ihrem Weg aus den fossilen Energien zur Klimaneutralität. Und wir sehen großes Wachstumspotenzial, denn die gesamte Industrie stellt ihre Produktionsverfahren derzeit um.“
„Mit unserer Technologie sind unsere Kunden in der Lage, ohne bauliche Änderung der Integralgetriebeverdichter auf wasserstoffreiches Reduktionsgas umzusteigen. Wie der Name schon sagt, ist das Getriebe dabei ein integraler Bestandteil. Wir sind froh, mit Renk-Maag einen starken Partner an unserer Seite zu haben. Mit diesem Leuchtturmprojekt unterstützen wir unsere Industriekunden auf ihrem Weg zur Dekarbonisierung und sind damit ein wichtiger Baustein für die Stahlindustrie, ihre CO2-Einsparziele zu erreichen“, sagt Clemens Förster, Vertriebsleiter der Siemens Energy Compressors GmbH.
„Unsere schnelllaufenden Getriebe für Kompressoren sind eine wichtige Komponente für den Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft – ob Speicherung, Verarbeitung oder Transport. Diese Turbokompressoren zeichnen sich durch einen hohen Druckaufbau aus und sind für große Gasvolumina geeignet“, sagt Thomas Fritschi, Geschäftsführer von RENK-Maag in Winterthur.„Konkret geht es hier um Getriebe mit einer Drehzahl von 8.000 bis 50.000 Umdrehungen pro Minute – wir haben aber auch schon Getriebe mit einer Drehzahl von über 60.000 Umdrehungen pro Minute hergestellt. Nur zum Vergleich: Die Motordrehzahl eines PKWs beträgt bei normaler Fahrt maximal 2.000 bis 3.000 Umdrehungen pro Minute.“
Die Getriebe werden am Renk-Standort Winterthur in der Schweiz entwickelt und gebaut. Sie werden in einer Direktreduktionsanlage in Siemens-Kompressoren eingesetzt. Bei der Direktreduktion wird Eisenerz mithilfe eines Reduktionsmittels in Eisenschwamm umgewandelt. Dabei löst das Reduktionsgas den Sauerstoff aus dem Eisenerz heraus, ohne dass dieses schmilzt. Dieser Prozess findet in der Direktreduktionsanlage bei Überdruck und etwa 1.050 °C statt. Statt CO2 entsteht bei dieser Technologie Wasser, welches wiederum im integrierten Prozess weiterverwendet wird. In einer Direktreduktionsanlage können sowohl Erdgas als auch Wasserstoff flexibel als Reduktionsmittel eingesetzt werden. So wird der Erdgas-Anteil schrittweise reduziert und schließlich vollständig durch Wasserstoff ersetzt.
Vor diesem Hintergrund nutzt RENK das bestehende Industrie-Knowhow des Unternehmens im Bereich von High-Speed Getriebelösungen, Kupplungen und Gleitlagern immer stärker in neuen Anwendungsbereichen, darunter neben Wasserstoff auch Carbon Capture-Technologien und Wärmepumpen.
Über die RENK Group
Die RENK Group mit Hauptsitz in Augsburg ist ein weltweit führender Hersteller von einsatzkritischen Antriebstechniken in verschiedenen zivilen und militärischen Endmärkten. Das Produktportfolio umfasst Getriebe, Fahrzeugantriebe, Powerpacks, hybride Antriebe, Federungssysteme, Gleitlager, Kupplungen und Prüfsysteme. RENK bedient insbesondere Kunden in den Branchen für Militärfahrzeuge, Marine, zivile Seefahrt, Zement- und Kunststoffproduktion sowie Öl und Gas ebenso wie Kunden aus den Bereichen Wasserstoff, CCUS sowie industrielle Wärmepumpenanwendungen. Im Geschäftsjahr 2022 erzielte RENK einen Umsatz von 849 Millionen Euro.
Quelle und Grafik: RENK GmbH