Skepsis bleibt - trotz leichter Auftragssteigerung
von Hubert Hunscheidt
Die Geschäftserwartungen der deutschen Maschinenbaufirmen in China für 2024 zeigen kaum Anzeichen einer Verbesserung, so das zentrale Ergebnis der jüngsten VDMA-Geschäftsklimaumfrage, an der sich 218 Tochterunternehmen von VDMA-Mitgliedsfirmen in China beteiligt haben. 44 Prozent der Befragten bewerten die aktuelle Geschäftslage als schlecht, weitere 44 Prozent als zufriedenstellend und nur 12 Prozent als gut. Diese Einschätzungen führen zu einem weiterhin stark negativen Saldo von minus 32. Im Vergleich: Zur Frühjahrsumfrage 2024 lag der Saldo bei minus 28. Dies zeigt, dass die Lage unverändert angespannt ist.
Lichtblicke gibt es dennoch: Die Auftragslage hat sich im Vergleich zur Befragung im Frühjahr deutlich verbessert: Derzeit berichten 62 Prozent der Befragten von einem normalen Auftragsbestand, verglichen mit 39 Prozent zuvor. Für 29 Prozent stellt sich die Auftragslage als schlecht dar, im Frühjahr waren es noch 48 Prozent. Über einen guten Auftragseingang berichten jedoch auch nur 10 Prozent der Befragten. Insgesamt rechnen die Unternehmen im Durchschnitt mit einem Umsatzwachstum von 1,5 Prozent im laufenden Jahr.
Unterdurchschnittliche Kapazitätsauslastung bremst Stimmung
Die durchwachsene Bilanz spiegelt sich auch in der Kapazitätsauslastung wider: 10 Prozent der Befragten arbeiten über der Normalauslastung, 43 Prozent auf Normalniveau. Knapp die Hälfte der Befragten, 47 Prozent, melden eine Unterauslastung ihrer Kapazitäten. „Der gestiegene Auftragsbestand steht möglicherweise im Zusammenhang mit den jüngst von der chinesischen Regierung angekündigten Konjunkturmaßnahmen. Dass die Kapazitätsauslastung trotzdem auf niedrigem Niveau verbleibt, könnte auf einen weiteren Abbau von Lagerbeständen oder auf zeitliche Verschiebungen im Produktionsprozess hindeuten. Das lässt aber hoffen, dass das letzte Quartal des Jahres an Dynamik gewinnen könnte“, erklärt Claudia Barkowsky, Geschäftsführerin des VDMA in China.
Auftragsmangel bleibt bestehen
Gleichwohl gilt: 35 Prozent der Unternehmen berichten weiterhin von Produktionsbehinderungen, hauptsächlich aufgrund von Auftragsmangel. Zur vorangegangenen Umfrage lag dieser Wert bei 40 Prozent. Auftragsmangel bleibt mit 31 Prozent der am häufigsten genannte geschäftsbehindernde Faktor, wenn auch mit einem leichten Rückgang von 4 Prozentpunkten im Vergleich zur Frühjahrsumfrage. Einkaufsbeschränkungen aufgrund lokaler Anforderungen sind um 3 Prozentpunkte gesunken und werden nur noch von 4 Prozent der Unternehmen als beeinträchtigend angegeben.
Wachstumsaussicht für 2024 nach unten korrigiert, aber noch positiv
Der Blick nach vorn hat sich weiter eingetrübt. Lediglich 28 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten verbessern wird; im Frühjahr waren es noch 40 Prozent. Hingegen rechnen 18 Prozent mit einer Verschlechterung, zuvor waren es nur 10 Prozent.
Während die Unternehmen im Frühjahr noch durchschnittlich mit einem Wachstum von 4 Prozent für das Jahr 2024 gerechnet hatten, ist die Erwartung mittlerweile auf lediglich 1,5 Prozent gesunken – liegt damit jedoch über den null Prozent des Vorjahres.
„Die Stimmung unter deutschen Maschinenbauern in China ist nun im dritten Jahr in Folge angespannt. 2022 belasteten die Covid-Restriktionen die Branche, 2023 kamen die Pandemie-Nachwirkungen, ein schwaches Verbrauchervertrauen und der schwächelnde Immobiliensektor hinzu. Ein schnelles Überwinden der Krise ist aufgrund der vielfältigen Herausforderungen kaum möglich. Für die Tochtergesellschaften wird es dadurch besonders schwierig, da die Headquarters an Wachstum gewöhnt sind, das nun im dritten Jahr in Folge schwer oder gar nicht zu erreichen ist“, erklärt Barkowsky.
Preislücke zu chinesischen Wettbewerbern ist besorgniserregend
In der Umfrage wurden die Unternehmen auch zum Wettbewerb und der Preislücke zur chinesischen Konkurrenz befragt. Neun von zehn Befragten sind besorgt über die zunehmende Konkurrenz durch lokale chinesische Unternehmen, davon 45 Prozent stark besorgt. Ob die Preislücke geschlossen werden kann? 37 Prozent antworten mit „teilweise“, die Mehrheit von 55 Prozent hält dies jedoch für eher unwahrscheinlich. „Der Preisunterschied zu chinesischen Anbietern ist teils erheblich – qualitativ akzeptable Produkte werden von ihnen oft für weniger als die Hälfte des Preises angeboten. Dies wird vor allem in preissensiblen Drittmarkten spürbare Auswirkungen auf unsere Firmen haben“, erklärt die VDMA-Büroleiterin.
Als Gründe für die bestehende Preislücke werden vor allem angegeben: generell niedrigere Kosten der chinesischen Wettbewerber (85 Prozent), die eigene Abhängigkeit von meist teureren Importen und importierten Komponenten (57 Prozent) sowie der Vorteil, den chinesische Unternehmen durch Skaleneffekte erzielen (50 Prozent). Staatliche Subventionen wurden von 29 Prozent als Grund genannt, aber auch Währungsschwankungen werden als nachteilig angesehen (25 Prozent). „Derzeitig profitieren neben der lokalen chinesischen Konkurrenz auch die Wettbewerber aus Japan, da der japanische Yen derzeitig sehr niedrig gehandelt wird. Das erhöht den Druck auf die VDMA-Mitglieder,“ erklärt Daniel Yoo, Büroleiter des VDMA in Shanghai.
40 Prozent der Unternehmen gaben an, aktiv Maßnahmen zu ergreifen, um die Preislücke zu verringern. Weitere 45 Prozent tun dies in begrenztem Maße. Dazu zählen Lokalisierung, Effizienzsteigerungen und Anpassungen in der Lieferkette, um kostengünstigere Bezugsquellen zu erschließen.
Quelle: VDMA, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. / Foto: Fotolia