Schlechte Marktlage beeinträchtigt Geschäfte
von Hubert Hunscheidt
SCHMOLZ + BICKENBACH, ein weltweit führendes Unternehmen für Speziallangstahl, hat heute um 13,8 % niedrigere Absatzmengen von 405 Kilotonnen im Vergleich zu 470 Kilotonnen im dritten Quartal 2018 gemeldet. Da zudem die Verkaufspreise geringfügig nachgaben, war der Rückgang beim Umsatz mit 14,1 % auf EUR 670,1 Mio. von EUR 780,0 Mio. noch etwas stärker. Das bereinigte EBITDA stand bei EUR –32,9 Mio. nach EUR 41,8 Mio. in der Vorjahresperiode und die Nettoverschuldung bei EUR 723,5 Mio., leicht höher als zum Ende des zweiten Quartal 2019 mit EUR 709,3 Mio. Mit EUR 6,0 Mio. wurde ein positiver Free Cash Flow erreicht (Q3 2018: EUR –2,6 Mio.) und das Nettoumlaufvermögen konnte seit Jahresende 2018 um EUR 59,6 Mio. auf EUR 872,1 Mio. reduziert werden.
Geschäftsentwicklung im dritten Quartal 2019
Die Lage im Stahlmarkt hat sich nach einem bereits herausfordernden ersten Halbjahr weiter zugespitzt. Konnten im zweiten Quartal noch Hinweise für eine Verlangsamung des Nachfragerückgangs insbesondere aus der Autoindustrie erkannt werden, so fehlten diese im saisonal schwachen dritten Quartal gänzlich. Vielmehr schwächte sich die Nachfrage auch aus anderen wichtigen Endmärkten weiter ab und setzte die gesamte Stahlindustrie, aber auch deren Kunden in anderen Industrien unter nochmals höheren Druck.
Aufgrund des Einbruchs der relevanten Absatzmärkte im dritten Quartal wurde ein entsprechender Impairmenttest für immaterielle Vermögenswerte mit bestimmter Nutzungsdauer und Sachanlagen bereits per 30. September 2019 vorgenommen. Daher mussten die Nettoaktiven der Business Units DEW, Ascometal, Finkl Steel und Steeltec um EUR 297,4 Mio. wertberichtigt werden. In der Konzern-Erfolgsrechnung ist diese in der Position Abschreibungen und Wertminderungen erfasst. Die Wertminderungen sind in der Anhangsangabe 15 im Zwischenbericht Q3 2019 dargestellt.
Im dritten Quartal 2019 wurde mit 405 Kilotonnen um 13,8 % weniger Stahl abgesetzt als im Vorjahresquartal mit 470 Kilotonnen. Dieser Rückgang war vor allem auf um 17,0 % geringere Absatzmengen bei Qualitäts- & Edelbaustahl zurückzuführen. In dieser Produktgruppe schlug sich die Schwäche der Automobil- und der Maschinenbauindustrie deutlich nieder. Auch Werkzeugstahl wurde weniger verkauft als im gleichen Quartal des Vorjahrs. Im Gegensatz dazu konnte die Verkaufsmenge bei RSH-Stahl (rost-, säure- und hitzebeständiger Stahl) um 2,6 % gesteigert werden.
Der durchschnittliche Verkaufspreis je Tonne Stahl lag im dritten Quartal 2019 bei EUR 1'654,6 und war damit leicht unter jenem im Vorjahresquartal von EUR 1'659,6 und jenem des zweiten Quartals 2019 (EUR 1'661,7). Der Rückgang ist auf den wachsenden Preisdruck und den niedrigeren Schrottpreis zurückzuführen.
Der Umsatz sank auf EUR 670,1 Mio. und war damit um 14,1 % niedriger als im Vorjahresquartal (EUR 780,0 Mio.). Der Rückgang ist in erster Linie der Produktgruppe Qualitäts- & Edelbaustahl mit einer Abnahme von 23,1 % zuzuschreiben. Der Umsatz mit RSH-Stahl sank um 3,6 %, jener mit Werkzeugstahl um 11,3 %.
Regional betrachtet musste gegenüber dem Vorjahresquartal in allen Regionen ein Umsatzrückgang hingenommen werden.
Das um Einmaleffekte bereinigte EBITDA lag mit EUR –32,9 Mio. unter dem Wert des Vorjahresquartals von EUR 41,8 Mio. Die Einmaleffekte beliefen sich auf EUR 19,0 Mio. und enthielten unter anderem Restrukturierungsrückstellungen von EUR 10,0 Mio. für geplante Maßnahmen innerhalb der Business Unit DEW. Die Einmaleffekte eingeschlossen, sank das EBITDA auf EUR –51,9 Mio. von EUR 38,5 Mio. im dritten Quartal 2018.
Das um Einmaleffekte bereinigte EBITDA lag mit EUR –32,9 Mio. unter dem Wert des Vorjahresquartals von EUR 41,8 Mio. Die Einmaleffekte beliefen sich auf EUR 19,0 Mio. und enthielten unter anderem Restrukturierungsrückstellungen von EUR 10,0 Mio. für geplante Maßnahmen innerhalb der Business Unit DEW. Die Einmaleffekte eingeschlossen, sank das EBITDA auf EUR –51,9 Mio. von EUR 38,5 Mio. im dritten Quartal 2018.
Entsprechend lag die bereinigte EBITDA-Marge bei –4,9 % (Q3 2018: 5,4 %) und die EBITDA-Marge bei –7,7 % (Q3 2018: 4,9 %).
Das Finanzergebnis war mit EUR –14,3 Mio. negativer als im Vorjahresquartal mit EUR –8,5 Mio. Der Grund dafür ist die höhere Verschuldung. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) lag bei EUR –390,3 Mio. (Q3 2018: EUR 3,2 Mio.).
Das Finanzergebnis war mit EUR –14,3 Mio. negativer als im Vorjahresquartal mit EUR –8,5 Mio. Der Grund dafür ist die höhere Verschuldung. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) lag bei EUR –390,3 Mio. (Q3 2018: EUR 3,2 Mio.).
Der Steueraufwand betrug EUR 29,6 Mio. und vergleicht sich mit von EUR 6,9 Mio. im Vorjahresquartal. Grund für den Anstieg ist die mit der Wertberichtung von Anlagen zusammenhängende Wertberichtigung der latenten Steueransprüche, die im Umfang von EUR 29,4 Mio. im Steueraufwand enthalten ist. Im dritten Quartal 2019 musste ein Konzernverlust von EUR 419,9 Mio. hingenommen werden, nachdem im dritten Quartal 2018 einer von EUR 3,7 Mio. verzeichnet wurde.
Der Free Cash Flow war im Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres dank der frühzeitig eingeleiteten Maßnahmen zur Reduktion des Nettoumlaufvermögens – namentlich dem Abbau von Vorräten und Forderungen aus Lieferungen und Leistungen – positiv und erreichte EUR 6,0 Mio. nach EUR –2,6 Mio. im dritten Quartal 2018.
Die Nettoverschuldung, welche die kurz- und langfristigen Finanzverbindlichkeiten abzüglich der Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente umfasst, lag mit EUR 723,5 Mio. über dem Wert vom 31. Dezember 2018 von EUR 654,8 Mio. Grund für den Anstieg ist in erster Linie die Erstanwendung von IFRS 16, welche die Nettoverschuldung um EUR 59,0 Mio. erhöhte. Die Nettoverschuldung im Verhältnis zum bereinigten EBITDA (Leverage, auf Basis der letzten zwölf Monate) stieg dementsprechend gegenüber dem 31. Dezember 2018 von 2,8 auf 8,2 an.
Ausblick auf das Geschäftsjahr 2019
Im Zuge der wirtschaftlichen Abkühlung, welche insbesondere in der produzierenden Industrie zu einem starken Rückgang der Geschäftstätigkeit geführt hat, ist die Stahlindustrie in schweres Fahrwasser geraten. Dieser Entwicklung konnte sich auch SCHMOLZ + BICKENBACH nicht entziehen. Nach der üblichen saisonalen Abschwächung in den Sommermonaten hat sich die Nachfrage im September zwar vom Tiefst im August erholt, dies jedoch deutlich geringer als erwartet. Eine spürbare Erholung von Bestellungseingang und Auftragslage ist auch in den ersten Wochen des vierten Quartals ausgeblieben.
Aufgrund dieser Entwicklungen geht das Unternehmen davon aus, dass das bereinigte EBITDA niedriger als EUR 70 Millionen ausfallen wird. Aufgrund der nochmals gestiegenen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten sowie dem gegen Jahresende üblichen saisonalen Nachfragerückgang kann für das Geschäftsjahr 2019 keine genauere Prognose abgegeben werden.
SCHMOLZ + BICKENBACH wird weiterhin entschlossen den negativen Marktentwicklungen entgegensteuern und versuchen, die Auswirkungen auf das Unternehmen zu minimieren. Neben der Intensivierung der operativen Kostenverbesserungs- und Liquiditätserhaltungsmassnahmen plant das Unternehmen, noch in 2019 eine Kapitalerhöhung durchzuführen, um wieder eine nachhaltige Finanzstruktur herzustellen. Diese soll am 2. Dezember 2019 von den Aktionärinnen und Aktionären an einer außerordentlichen Generalversammlung genehmigt werden.
Operativ wird das Hauptaugenmerk von SCHMOLZ + BICKENBACH auf die nächsten Schritte der industriellen Integration von Ascometal gerichtet sein. Mit der Übernahme wurden die Voraussetzungen geschaffen, um die Marktposition von SCHMOLZ + BICKENBACH mittel- bis langfristig weiter zu stärken. Diese Chance will das Unternehmen konsequent nutzen, während gleichzeitig an der Effizienz, Profitabilität und Optimierung der Lagerbestände gearbeitet wird. Ein weiterer Fokus liegt auf den Maßnahmen zur Verbesserung der Ertragslage von Finkl Steel.
Darüber hinaus beabsichtigt SCHMOLZ + BICKENBACH, die Personalrestrukturierungsmassnahmen fortzusetzen, die überwiegend bei DEW eingeleitet wurden. Schließlich wird das Unternehmen die Programme zur internen Leistungssteigerung («PIP») fortführen, um die Fixkostenbasis zu senken und die betriebliche Effizienz zu verbessern.
Quelle und Vorschaufoto: SCHMOLZ+BICKENBACH AG