Sanktionen sorgen für Preissausschläge an den Industriemetallmärkten

von Angelika Albrecht

Die Regierungen der USA und Großbritanniens haben am 12. April eine gemeinsame Verschärfung ihrer Sanktionen gegen den russischen Metallsektor beschlossen. So wird ab sofort kein neues, in Russland produziertes Aluminium, Kupfer und Nickel mehr an der London Metal Exchange (LME) und der Chicago Mercantile Exchange (CME) gehandelt. Wie Commerzbank Research berichtet, schossen die Preise der betroffenen Metalle als Reaktion auf die Maßnahme in die Höhe. Der an der LME gehandelte Aluminium- und Nickelpreis legte um jeweils rund 10% in der Spitze zu, bei Kupfer waren es nur knapp 3%.

Um größere Auswirkungen auf den Handel zu vermeiden, dürfen die sich bereits in den LME-Lagerhäusern befindenden Metallbestände (unter Einschränkungen für britische Unternehmen) weiter gehandelt werden.

Seit Beginn der Datenreihe im Januar 2023 hat sich der Anteil der russischen Primäraluminiumbestände an der LME zwar am stärksten ausgeweitet, aber auch bei Nickel ist der Anstieg von rund 16% auf mittlerweile 36% durchaus bemerkenswert.

Nach Meinung der Commerzbank Analysten dürften die Sanktionen aber das globale Angebot der betroffenen Metalle kaum beeinträchtigen und somit zumindest langfristig nicht zur einer Angebotsverknappung führen. So wie es beispielsweise an den Energiemärkten zu beobachten war, dürfte Russland andere Abnehmer - und hier wohl allen voran China - finden. Seit Anfang 2022 liegt der Anteil der monatlichen (raffinierten) Aluminiumimporte Chinas aus Russland Daten des Statistikamtes zufolge bereits bei durchschnittlich 75%.

Der größte russische Aluminiumproduzent bestätigte bereits, dass er keine Einschränkungen in seiner Fähigkeit, Aluminium auszuliefern, durch die neuen Sanktionen sieht. Daher erscheint die schnelle Korrektur bei den Metallpreisen - Nickel handelt bereits wieder auf den Niveaus von Ende letzter Woche - durchaus gerechtfertigt.

Allerdings hängt laut Commerzbank der langfristige Angebotseffekt vor allem für westliche Abnehmer auch davon ab, inwieweit nicht-russische Alternativen zur Verfügung stehen. So liegt es nahe, dass etwa China als weltweit wichtigster Produzent auch als Lieferant, insbesondere bei Aluminium, einspringt. Allerdings könnte dies die EU und die USA, die beide versuchen ihre heimischen Industrien zu schützen, dazu veranlassen, Anti-Dumping-Zölle auf etwa Aluminium aus China zu erhöhen, um eine Importschwemme zu verhindern.

Gemischte Daten aus China

Die Wirtschaftsdaten aus China, dem wichtigsten Absatzmarkt für Industriemetalle, fielen zuletzt gemischt aus. Das BIP legte im ersten Quartal zwar stärker zu als von den meisten (von Bloomberg befragten) Analysten und auch von den Commerzbank-Spezialisten erwartet worden war, was positiv für die Metallpreise ist. Dem gegenüber stehen allerdings schwächelnde Einzelhandelsumsätze, die auf einen schwachen Konsum schließen lassen. Darüber hinaus lässt auch eine Erholung am Immobilienmarkt auf sich warten.

Hierzu passt, dass die Stahlproduktion im März eher enttäuschte. Gleichzeitig verharrte die Aluminiumproduktion nahe ihrer Rekordhochs. Die erneut robusten Erzimporte im März lassen zudem auch bei Kupfer auf eine weiterhin dynamische Produktion schließen - die genauen Produktionszahlen werden noch in den kommenden Tagen veröffentlicht. Alles in allem sind die Metallpreise also immer noch recht kräftigem Gegenwind aus China ausgesetzt, so dass die Commerzbank Rohstoffexperten das weitere Aufwärtspotenzial bei den Preisen vorerst für begrenzt erachten.


Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: Fotolia

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