RWI: Gute Konjunktur sorgt für Haushaltsüberschüsse

von Hans Diederichs

Das Wirtschaftsforschungsinstitut RWI hat seine Prognose des deutschen Wirtschaftswachstums für das Jahr 2016 gegenüber März dieses Jahres von 1,4 auf 1,7 Prozent gesteigert. Die öffentlichen Haushalte werden 2016 und 2017 voraussichtlich Überschüsse von 14 und 8 Milliarden Euro erzielen.

„Die Inlandsnachfrage bleibt die treibende Kraft des deutschen Wirtschaftswachstums“, so RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn. Private Konsumausgaben und Wohnungsbauinvestitionen expandieren stark. Der Staatsverbrauch dürfte ebenfalls zunehmen, dies auch durch die Aufwendungen für die Flüchtlingsunterkünfte. Hinzu kommen die Ausgaben für Unterkunft, Versorgung und Integration der Flüchtlinge, die in diesem und im kommenden Jahr jeweils rund  0,5 Prozent des BIP betragen dürften.

Beschäftigung dürfte zulegen

Die Beschäftigung dürfte in diesem und im nächsten Jahr weiter steigen. Insbesondere die personalintensiven Dienstleistungssektoren profitieren davon, dass die Konjunktur derzeit von der Binnennachfrage getragen wird.

Allmählich macht sich zudem die Flüchtlingsmigration am Arbeitsmarkt bemerkbar: in den vergangenen Monaten sind sowohl Beschäftigung als auch Arbeitslosigkeit von Staatsangehörigen aus nichteuropäischen Asylzugangsländern beschleunigt gestiegen. „Die Flüchtlingsmigration wird voraussichtlich dafür sorgen, dass die Zahl der registrierten Arbeitslosen trotz zunehmender Beschäftigung steigt“, erläutert Döhrn. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote dürfte in diesem Jahr 6,2 Prozent und im kommenden Jahr 6,3 Prozent betragen.

Inflation steigt, erneuter Budgetüberschuss des Staates

Die Inflationsrate dürfte von 0,4 Prozent in diesem auf 1,4 Prozent im nächsten Jahr steigen. Zum einen laufen die dämpfenden Wirkungen der deutlich gesunkenen Energiepreise auf das Preisniveau allmählich aus. Zum anderen nimmt mit der Inlandsnachfrage auch die gesamtwirtschaftliche Kapazitätsauslastung zu.

Durch die gestiegenen Ausgaben aufgrund der Flüchtlingszuwanderung und die expansiv ausgerichtete Finanzpolitik werden sich die budgetären Spielräume des Staates im Prognosezeitraum zwar verringern,  trotzdem dürfte er erneut einen Budgetüberschuss erzielen. Dazu trägt bei, dass die gute Konjunktur für sprudelnde Steuer- und Beitragseinnahmen sorgt. Zudem profitiert der Staat davon, dass die Zinsausgaben durch die derzeit niedrigen Zinsen weiter sinken. Der Überschuss wird in diesem Jahr voraussichtlich 14 Milliarden Euro bzw. 0,4 Prozent des BIP betragen. Im nächsten Jahr dürfte er bei 8 Milliarden Euro bzw. 0,2 Prozent des BIP liegen.

Quelle: RWI; Vorschau-Foto: fotolia

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