RWI erwartet Anstieg der deutschen Stahlproduktion

von Alexander Kirschbaum

Laut dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) zeichnet sich für den Durchschnitt dieses Jahres aufgrund der ungünstigen Vorgaben aus dem ersten Halbjahr ein leichter Produktionsrückgang um 0,6 % ab. Dazu trägt auch bei, dass die Edelstahlproduktion im Bochumer Werk von Outokumpu stillgelegt wurde. Für 2016 prognostiziert das RWI ein Plus um 2,1 % auf eine Jahreserzeugung von 43,6 Mill. Tonnen. Damit läge die Kapazitätsauslastung der deutschen Stahlindustrie bei knapp 89 %.

Die weltweite Stahlproduktion hingegen lag dem Institut zufolge in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um 1,7 % unter der im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Vieles deutet darauf hin, dass sie 2015 zum ersten Mal seit der großen Rezession rückläufig sein wird: Im Euro-Raum hat sich die Produktion zwar stabilisiert, die USA und Japan erzeugen aber deutlich weniger und die Produktion in China ist aufgrund der angestrebten Verschiebung der Produktionsstruktur zugunsten von Konsumgütern und Dienstleistungen seit nunmehr fast zwei Jahren tendenziell rückläufig.

Der RWI erwartet zwar eine allmähliche Belebung der internationalen Konjunktur, was die Nachfrage nach Stahl erfahrungsgemäß überproportional steigen lässt. Zugleich ist aber – vor allem aufgrund der Entwicklung in China – die Expansion weniger stahlintensiv geworden. Vor diesem Hintergrund dürfte der im ersten Halbjahr beobachtete Rückgang der Erzeugung in der zweiten Jahreshälfte nicht aufgeholt werden und die weltweite Rohstahlerzeugung damit im Jahr 2015 um 0,7 % sinken. Für das kommende Jahr rechnen die Wirtschaftsexperten mit einer Zunahme von rund 1,5 %.

Das Problem der niedrigen Kapazitätsauslastung in der Stahlindustrie dürfte sich laut dem RWI künftig noch verschärfen. So ist dem Institut zufolge weltweit zu erwarten, dass die Erzeugungskapazitäten in den kommenden Jahren teigen, insbesondere in Asien, wo sich noch viele Stahlwerke im Bau befinden. Vor diesem Hintergrund ist zu befürchten, dass viele Produzenten versuchen werden, ihre Kapazitätsauslastung durch vermehrte Exporte zu verbessern. Bei einer nur noch langsam wachsenden Nachfrage nach Stahl könnte dies für die Unternehmen aber zu einem gefährlichen Preiskampf führen.

Quelle: RWI

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