RWI erhöht Prognose für deutsches Wirtschaftswachstum
von Hubert Hunscheidt
Das RWI erhöht seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 leicht von 0,9 auf 1,1 Prozent, für 2021 von 1,3 auf 1,5 Prozent. Gestützt wird die Konjunktur von der Inlandsnachfrage. Der Arbeitsmarkt dürfte sich stabil entwickeln, die Arbeitslosenquote 2020 und 2021 jeweils bei 4,9 Prozent liegen. Die Inflationsrate dürfte in den nächsten beiden Jahren jeweils 1,4 Prozent betragen. Die Überschüsse der öffentlichen Haushalte werden von gut 50 Milliarden Euro in diesem Jahr bis 2021 auf gut 6 Milliarden Euro sinken.
Die wichtigsten Ergebnisse:
Das RWI erwartet in seiner aktuellen Konjunkturprognose für 2019 ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte mehr als in seiner Prognose vom September dieses Jahres. Die gesamtwirtschaftliche Produktion in Deutschland hat sich zum Jahresende stabilisiert. Insbesondere die Exporte haben sich erholt, wenn auch teils durch Sonderfaktoren wie gestiegene Ausfuhren nach Großbritannien vor dem zum 31. Oktober 2019 avisierten Brexit. Auch die Inlandsnachfrage stützt die Konjunktur. Für 2020 erwartet das RWI statt 0,9 jetzt 1,1 Prozent Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP), wovon allerdings 0,4 Prozentpunkte auf einen Arbeitstageeffekt zurückzuführen sind. Für 2021 hebt das Institut seine Prognose von 1,3 Prozent auf 1,5 Prozent an.
Auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt deutet darauf hin, dass die konjunkturelle Schwäche allmählich überwunden wird. So ist trotz Arbeitsplatzverlusten im Verarbeitenden Gewerbe die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung insgesamt bisher nicht gesunken, weil die Beschäftigung in den Dienstleistungsbereichen ausgeweitet wurde. Allerdings nimmt seit einer Zeit die Anzahl der Beschäftigten in der Arbeitnehmerüberlassung deutlich ab. Dies kann ein Frühindikator für eine schwächere Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sein, weil Unternehmen erfahrungsgemäß zunächst weniger Zeitarbeit in Anspruch nehmen, um Entlassungen in der Stammbelegschaft zu vermeiden. Die Arbeitslosenquote dürfte für 2020 und 2021 bei jeweils 4,9 Prozent liegen.
Die Inflation dürfte sich 2020 und 2021 mit jeweils 1,4 Prozent moderat entwickeln. Kurzfristig dürften dabei die Energiepreise maßgeblicher Treiber der Preisentwicklung bleiben. Die Kerninflation, die u.a. Preise des Energiesektors nicht berücksichtigt, dürfte bei der leichten konjunkturellen Belebung im Prognosezeitraum in etwa unverändert 1,4 Prozent betragen.
Der staatliche Budgetüberschuss dürfte im Prognosezeitraum bis 2021 von gut 50 Milliarden Euro in diesem Jahr auf knapp 29 Milliarden Euro im nächsten und gut 6 Milliarden Euro im übernächsten Jahr sinken. Im nächsten Jahr sorgen unter anderem langsamer wachsende Bruttolöhne und -gehälter für einen geringeren Anstieg der Staateinnahmen. Gleichzeitig führen die Erhöhung des Kindergelds sowie Investitionen in den Ausbau des Schienennetzes und weitere investive Maßnahmen durch den Energie- und Klimafonds zu höheren Ausgaben. 2021 belasten unter anderem die Einführung der „Grundrente“ und die Teilabschaffung des Solidaritätsbeitrags den Staatshaushalt. Die Schuldenstandsquote wird spätestens 2020 60 Prozent unterschreiten und Ende 2021 voraussichtlich bei 56 Prozent des BIP liegen.
Zur überraschenden Erholung der deutschen Exporte sagt Torsten Schmidt, Projektleiter der RWI-Konjunkturprognose: „Zwar haben sich die deutschen Exporte etwas besser als erwartet entwickelt. Sie werden aber weiterhin durch die fortwährend hohe internationale wirtschaftspolitische Unsicherheit belastet, insbesondere durch Handelskonflikte und die nach wie vor nicht klar definierte Ausgestaltung des Brexits.“
Quelle: RWI / Vorschaufoto: marketSTEEL