Roland-Berger-Studie: Restrukturierungsdruck nimmt zu

von Hans Diederichs

Die schwächere Konjunktur in Europa und China, niedrige Rohstoffpreise und das aktuell noch niedrige Zinsniveau bergen deutliche Risiken für deutsche Unternehmen. Darauf verweisen Experten von Roland Berger in ihrer neuen "Restrukturierungsstudie 2015". Die Studie, die auf einer Umfrage von 1.100 Branchenexperten in Deutschland basiert, zeigt die wichtigsten Herausforderungen, mit denen deutsche Firmen derzeit konfrontiert sind.

Die Sorgen der Manager: Schuldenkrise, China, Fachkräftemangel

So sehen 40 Prozent der Studienteilnehmer in der anhaltenden europäischen Staatsschuldenkrise und dem Abflachen der chinesischen Konjunktur eine Gefahr für die weitere Konjunkturentwicklung in Deutschland. 14 Prozent sorgen sich eher um den Fachkräftemangel.

"Deutschland profitiert aktuell immer noch von seinem starken Exportgeschäft – doch der Schein trügt", warnt Sascha Haghani, stellvertretender Deutschlandchef von Roland Berger und Leiter des Competence Center Restructuring & Corporate Finance. "Verschiedene Faktoren können die positive Entwicklung schnell kippen lassen."

Die Warnungen der Berater: Digitalisierung, Wettbewerbsdruck, Regulierung 

Deutsche Unternehmen stehen aktuell vor einem wichtigen Wandel, der je nach Industriebereichen von unterschiedlichen Treibern beeinflusst wird. So sehen 34 Prozent der Befragten die zunehmende Digitalisierung als wesentlichen Grund für den Industriewandel in Deutschland. "Unternehmen aus dem Produktionssektor, wie etwa dem Automotive-Bereich, aber auch aus der Medienbranche stehen vor der Herausforderung, ihr Geschäftsmodell schnell anpassen zu müssen. Denn nur so können sie ihren Marktanteil verteidigen bzw. verbessern", erläutert Gerd Sievers, Senior-Partner von Roland Berger und Autor der Studie.

Die schnelle Digitalisierung der Industrie verstärkt so auch den Wettbewerbsdruck: Etablierte Unternehmen sind mit neuen, branchenfremden Marktakteuren konfrontiert, die Lösungen aus einer Hand bieten. So empfindet rund ein Viertel der Studienteilnehmer den Konsolidierungsdruck als entscheidenden Treiber für den Wandel der deutschen Wirtschaft.

Doch auch regulatorische Veränderungen spielen in bestimmten Branchen eine wichtige Rolle (11%): "Sektoren wie die Finanz- und die Energieindustrie müssen auf neue regulatorische Maßnahmen wie Basel III oder auf politische Entscheidungen etwa zur Energiewende reagieren und sich strategisch und operativ entsprechend neu ausrichten", sagt Haghani. Damit erklärt sich auch, warum fast jeder zweite Befragte davon ausgeht, dass die Anzahl der Restrukturierungen in den kommenden zwölf Monaten zunehmen wird.

Komplexitäts- und Stakeholder-Management wichtig

Ein weiterer Komplexitätstreiber ist weiterhin die Finanzierungsseite bei der Restrukturierung. Die Zunahme von Finanzierungsinstrumenten und -parteien erfordert die Ausarbeitung eines gut durchdachten Konzeptes. "Besonders problematisch ist dabei das Stakeholder-Management", erklärt Sievers. "Denn in den meisten Fällen müssen die Interessen verschiedener Geldgeber unter einen Hut gebracht werden." Zudem haben Firmen umfangreichere Berichtspflichten gegenüber ihren Finanziers.

Die vollständige Studie kann als PDF direkt von der Roland-Berger-Seite heruntergeladen werden.

Quelle: Roland Berger; Foto: fotolia

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