Roland Berger: Autobranche vor Zeitenwende

von Hans Diederichs

Werden heute noch über 70 Prozent der weltweit gefahrenen Kilometer mit Privatfahrzeugen zurückgelegt, so werden in den kommenden zehn Jahren Carsharing- und Mitfahrmodelle einen immer größeren Anteil am gesamten Mobilitätsangebot haben. Danach werden dann autonom fahrende Taxis, so genannte Robocabs, bis 2030 voraussichtlich auf knapp 30 Prozent zunehmen. Bis dahin werden nur noch 45 Prozent der gefahrenen Kilometer im Privat-Pkw zurückgelegt werden. Diese radikale Entwicklung wird deutliche Folgen für die gesamte Automobilindustrie haben, so die Roland Berger-Experten in ihrer neuen Szenario-Studie "A CEO agenda for the (r)evolution of the automotive ecosystem".

Autonomes Fahren verändert die Branche

Eine besonders wichtige Rolle in diesem neuen Ökosystem spielt das autonome Fahren. "Robocabs werden sich in den Großstädten sukzessive als kostengünstige und bequeme Alternative zum eigenen Auto etablieren",  sagt Wolfgang Bernhart, Partner von Roland Berger.

Doch schon jetzt verändert sich die Haltung der Autofahrer gründlich, unterstützt durch den Trend zur Shared Economy. So entstehen auch im Mobilitätsbereich neue Geschäftsmodelle, die mit den traditionellen Automobilherstellern um den Markt konkurrieren. "Natürlich werden auch in Zukunft noch Autos produziert und verkauft werden", sagt Bernhart. "Aber die margenträchtigsten Geschäftsmodelle finden sich künftig im Bereich der Mobilitätsdienstleistungen. Die entscheidende Frage ist, wer diese Gewinne für sich beanspruchen wird."

Autohersteller riskieren Verdrängung vom Markt

Die meisten Autohersteller spüren bereits den Wandel und haben deshalb neue Geschäftsmodelle auf den Markt gebracht – von Elektroantrieben über Carsharing-Angebote bis hin zu weiteren Mobilitätsservices. Doch oft sind das Initiativen, die im Kerngeschäft nur ungenügend verankert sind. Meistens handelt es sich noch um Experimente rund um das bestehende Geschäftsmodell oder um die Optimierung aktueller Technologien.

"OEMs sollten nicht mehr nur linear Schritt für Schritt in alten Bahnen denken, sondern sich ganz grundsätzlich überlegen, welche Rolle sie in der zukünftigen Mobilitätswelt spielen wollen", rät Roland Berger-Partner Jan-Philipp Hasenberg. "Nicht jeder Autohersteller wird zum globalen Mobilitätsanbieter werden können, daher sollte man bereits heute Alternativen entwickeln und die Weichen richtig stellen. Je länger die OEMs warten, desto weniger Spielraum werden sie auf dem Markt haben: Die Gewinnmargen werden enger und der Wettbewerb größer."

Die gesamte Studie können Sie hier als PDF herunterladen.

Quelle: Roland Berger; Vorschau-Foto: fotolia

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