Revolutionäre Methode soll Stahl-Produktion tausendfach beschleunigen
von Hubert Hunscheidt
Chinesische Wissenschaftler haben eine revolutionäre Methode entwickelt, um Eisen in Sekundenschnelle herzustellen. Das Verfahren basiert auf dem sogenannten „Flash-Smelting“ (Schwebeschmelzverfahren), das bislang vor allem in der Kupferproduktion genutzt wird. Medienberichten zufolge, darunter die South China Morning Post, könnte diese Innovation die Effizienz in der Stahlindustrie erheblich steigern.
Beim Schwebeschmelzverfahren wird fein gemahlenes Eisenerz-Pulver in einen extrem heißen Ofen eingebracht. Eine chemische Reaktion, die einer Explosion ähnelt, erzeugt flüssige Eisentröpfchen, die sich am Boden des Ofens sammeln und direkt für die Stahlerzeugung genutzt werden können. Laut den Forschern benötigt der gesamte Prozess lediglich 3 bis 6 Sekunden – im Vergleich zu den bisher üblichen 5 bis 6 Stunden.
Herzstück der Methode ist eine neuartige Sprühlanze, die das Erz präzise in den Ofen einspritzt. Diese Technologie ermöglicht eine gleichmäßige Verteilung des Pulvers und steigert so die Effizienz. Mit nur drei solchen Sprühlanzen könnte ein Hochofen jährlich über 7 Millionen Tonnen Eisen produzieren. Zum Vergleich: China stellte 2023 insgesamt 871 Millionen Tonnen Roheisen her.
Besonders bemerkenswert ist, dass dieser Prozess vollständig ohne Kohle auskommt. Das bedeutet nicht nur eine enorme Einsparung von Ressourcen, sondern auch einen wichtigen Schritt in Richtung CO2-freier Stahlproduktion. Die Energieeffizienz der chinesischen Stahlindustrie könnte sich laut den Forschern um bis zu ein Drittel verbessern.
Die Entwicklung geht auf ein Team um Zhang Wenhai von der Chinese Academy of Engineering zurück. Bereits 2002 begannen erste Forschungen zu dieser Technik, und 2013 wurde ein Patent angemeldet. Die Sprühlanze soll inzwischen kommerziell genutzt werden.
Auch wenn ähnliche Ansätze in den USA entwickelt wurden, hat China das Verfahren soweit verfeinert, dass es flüssiges Eisen erzeugen kann – eine bahnbrechende Entwicklung, die die globale Stahlproduktion verändern könnte.
Quelle: South China Morning Post Publishers Ltd. / Foto: Fotolia