Quo vadis europäische Stahlindustrie?

von Hubert Hunscheidt

Die Gespräche zwischen der schwedischen SSAB und Tata Steel Europe über eine Übernahme des Stahlwerks IJmuiden in den Niederlanden ist eines von vielen im Rahmen der weiteren Entwicklung der europäischen Stahlindustrie.

Als Beispiele dienen auch die Verhandlungen von ArcelorMittal über die Übernahme der früheren ILVA-Werke in Italien oder die geplante, von der Europäischen Kommission abgelehnte, Fusion zwischen Tata Steel Europe und Thyssenkrupp.

Bei dieser Gelegenheit stellt sich die Frage, ob es bei diesen Bemühungen um eine Konsolidierung oder, angesichts der Überkapazitäten, um eine Neuordnung innerhalb der Branche geht.

Um den Erwerb abzuschließen, war ArcelorMittal gezwungen, sich aus Wettbewerbsgründen von verschiedenen Vermögenswerten innerhalb der EU zu trennen, statt das italienische Werk in sein Portfolio zu überführen und damit die Gelegenheit zur Rationalisierung der Produktion zu haben.

Mit der Liberty Steel Group, einem relativen Neuling auf der europäischen Bühne, fand sich ein Hauptnutznießer dieser Entwicklung. Innerhalb kurzer Zeit konnte sie ihre Präsenz auf dem Kontinent mit Produktionseinheiten von Belgien bis Rumänien ausbauen und fügt sich nunmehr in die Riege der zehn führenden Stahlunternehmen der Welt ein.

Die notleidende British Steel wurde unlängst von dem chinesischen Konzern Jingye erworben. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, die Produktion zu steigern und damit die überschüssigen europäischen Kapazitäten zu erhöhen. Die Eigentümer an der europäischen Stahlindustrie sind heute breiter verteilt als noch vor einigen Jahren und auch ein Verkauf von Tata IJmuiden an SSAB würde lediglich die Kapazität an einen bereits bestehenden Akteur übertragen, aber nicht konsolidieren. Auch die Tata UK fährt hohe Verluste ein und sorgt damit für Missstimmung bei den indischen Eignern,

Für die niederländischen Arbeitnehmer wäre eine Übernahme durch SSAB ein Segen, sehen sie darin doch die beste Möglichkeit zum Erhalt ihrer Beschäftigung. So scheint auch die Erkenntnis, dass bei Tata UK, ILVA oder Thyssenkrupp der Staat eingreifen sollte, eine verständliche Reaktion zu sein, um nationales Gut und qualifizierte Arbeitskräfte zu erhalten.

Quelle: MEPS / Foto: fotolia

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