Preisverfall auf den Rohstoffmärkten
von Hubert Hunscheidt
Der HWWI-Rohstoffpreisindex ist im November gesunken, nachdem er in den Vormonaten stark gestiegen war. Im Vergleich zum Oktober fiel der Indexwert um 8,6 % und lag damit im Durchschnitt um 92,6 % höher als im November vor einem Jahr. Der Preisrückgang ist insbesondere auf die starken Preisverluste auf den Energierohstoffmärkten zurückzuführen. Der seit mehreren Monaten anhaltende starke Aufwärtstrend der Energierohstoffpreise wurde im November unterbrochen, da die neue Coronavirusvariante für Unsicherheit auf den Rohstoffmärkten sorgte. Auch die Preise für Industrierohstoffe gingen im November zurück, insbesondere für Eisenerz und Aluminium. Dagegen sind die Preise für Nahrungs- und Genussmittel im November im Durchschnitt gegenüber dem Vormonat angestiegen.
Index für Energierohstoffe: -9,3 % (Eurobasis: -7,3 %)
Die Rohölpreise fielen im November um durchschnittlich 2,9 % gegenüber dem Vormonat, nachdem sie in den Monaten zuvor stark gestiegen waren. Die Preise für die europäische Referenzsorte Brent begannen den Monat bei etwa 85 US-Dollar pro Barrel und beendeten ihn bei 70 US-Dollar pro Barrel. Die Preise für die US-amerikanische Referenzsorte WTI fielen zum Monatsende sogar auf 66 US-Dollar pro Barrel. Damit lagen die Rohölpreise im Novemberdurchschnitt jedoch immer noch um knapp 85 % über dem entsprechenden Vorjahreswert.
Der Preisverfall wurde durch das Auftreten der Virusvariante Omikron ausgelöst. Die neue, sich schnell ausbreitende Virusvariante sorgt derzeit für Unsicherheit auf den Rohölmärkten. Die Auswirkungen der neuen Omikron-Variante auf die Pandemiesituation und damit auf die Weltwirtschaft sind noch nicht abschätzbar. Sollte die neue Virusvariante zu erneuten globalen Lockdown-Maßnahmen führen, hätte dies erhebliche Auswirkungen auf die weltweite Rohölnachfrage. Trotz der niedrigeren Rohölpreise kündigte die OPEC+ Anfang Dezember an, dass sie an der geplanten schrittweisen Erhöhung des Ölangebots festhalten werde.
Neben den Rohölpreisen fielen im November auch die Preise für andere Energierohstoffe. Sowohl die australischen als auch die südafrikanischen Kohlepreise fielen im November im Vergleich zum Vormonat deutlich. Nachdem die Kohlepreise in den letzten Monaten stark angestiegen waren und Rekordhöhen erreicht hatten, griff die chinesische Regierung in den Markt ein und führte Preisobergrenzen für heimische Kohle ein. Die Maßnahme führte zu Panikverkäufen und bewirkte einen Preisverfall auf den Weltmärkten für Kohle.
Auch die Preise für Erdgas sind im November gegenüber dem Vormonat gesunken. Insbesondere die Preise für europäisches Erdgas, die in den Vormonaten Rekordhöhen überschritten hatten, fielen im Monatsdurchschnitt um über 20 %. Ein Grund für den Preisrückgang ist, dass Russland die Erdgaslieferungen nach Europa im November wieder erhöht hat. Darüber hinaus sorgt das milde Winterwetter in Europa derzeit für eine geringere Nachfrage nach Erdgas. Auch die neue Virusvariante Omikron wirkt sich preisdämpfend auf die Erdgasmärkte aus.
Insgesamt fiel der Teilindex der Energierohstoffe um 9,3 % (Eurobasis: -7,3 %) auf 182,4 Punkte (Eurobasis: 177,3 Punkte).
Index für Industrierohstoffe: -7,9 % (Eurobasis: -6,4 %)
Der Teilindex für Industrierohstoffe, der sich in den Index für agrarische Rohstoffe, den Index für Nichteisenmetalle und den Index für Eisenerz und Stahlschrott untergliedert, fiel im November um 7,9 % gegenüber dem Vormonat. Während die Preise für agrarische Rohstoffe im November im Durchschnitt stiegen, fielen die Preise für Nichteisenmetalle sowie für Eisenerz und Stahlschrott.
Die Eisenerzpreise fielen im November besonders stark, vor allem in der ersten Monatshälfte, und setzten damit den bereits im Oktober zu beobachtenden Abwärtstrend fort. Im November fielen die Eisenerzpreise im Vergleich zum Vormonat um durchschnittlich 22 %. Die Drosselung der chinesischen Stahlproduktion mit dem Ziel, klimaschädliche Emissionen zu begrenzen, verringerte die Nachfrage nach Eisenerz und drückte die Preise. Ende November zogen die Eisenerzpreise als Reaktion auf eine Erhöhung der chinesischen Eisenerzimporte wieder an.
Der Rückgang der Preise für Nichteisenmetalle war insbesondere auf den starken Preisverfall auf dem Aluminiummarkt zurückzuführen. Die Aluminiumpreise fielen im November um 10 %, nachdem sie Mitte Oktober Höchststände erreicht hatten. Der Rückgang der Energiepreise führte zu der Erwartung, dass die zuvor gedrosselte energieintensive Aluminiumproduktion wieder ausgeweitet werden würde. Dagegen stiegen die Preise für Zinn und Nickel gegenüber dem Vormonat leicht an und die Preise für Kupfer und Zink gingen im Monatsdurchschnitt leicht zurück.
Die Schnittholzpreise setzten ihren Aufwärtstrend im November weiterhin fort und spiegelten das knappe Angebot in Verbindung mit einer hohen Nachfrage wider. Das Holzangebot wurde im November zusätzlich verknappt, da schwere Regenfälle in Kanada zu Überschwemmungen und Problemen bei der Holzlieferung führten.
Insgesamt fiel der Index für Industrierohstoffe im Monatsdurchschnitt um 7,9 % (Eurobasis: -6,4 %) auf 166,3 Punkte (Eurobasis: 161,8 Punkte).
Index für Nahrungs- und Genussmittel: +4.2 % (Eurobasis: +5,9 %)
Der Index für Nahrungs- und Genussmittel stieg im November im Vergleich zum Vormonat um durchschnittlich 4,2 % und lag damit um 31,7 % über dem entsprechenden Vorjahreswert. Alle drei Teilindizes, der Index für Getreide, der Index für Genussmittel sowie der Index für Öle und Ölsaaten, stiegen im November durchschnittlich an.
Besonders stark nahmen die Getreidepreise im Novemberdurchschnitt im Vergleich zum Vormonat zu, was insbesondere durch die starken Preisanstiege auf den Märkten für Mais und Weizen zu erklären war. Die Weizenpreise näherten sich im November den Höchstständen von vor 10 Jahren. Die starke Nachfrage nach Weizen trifft weiterhin auf ein knappes Angebot, was zu Preissteigerungen führt. So kündigten wichtige Weizenimporteure Anfang November große Kaufangebote an. Auf der Angebotsseite führten starke Regenfälle in Australien, Überschwemmungen in Kanada und Trockenheit in wichtigen Anbauregionen der USA zu einer Verknappung des Angebots. Zum Monatsende sind die Getreidepreise, insbesondere die Weizenpreise, jedoch wieder gesunken. Der Preisrückgang wurde durch das Auftreten der neuen Virusvariante Omikron ausgelöst und spiegelt die Sorge über die Folgen einer weiteren Ausbreitung von Omikron auf die Nachfrage nach Getreide wider.
Die Preise für Genussmittel entwickelten sich im November in entgegengesetzte Richtungen. Während die Kaffeepreise weiter anstiegen, sanken die Preise für Kakao gegenüber dem Vormonat. Der Preis für Kaffee stieg im Vergleich zum Vormonat um 7,5 % und überschritt sein Zehnjahreshoch. Schwere Fröste zerstörten große Flächen von Kaffeeplantagen in den wichtigsten Anbauregionen Brasiliens und verringerten das weltweite Kaffeeangebot. Demgegenüber steigt die weltweite Kaffeenachfrage von Jahr zu Jahr stetig an. Im November wurde das Angebot zusätzlich durch vorübergehende Lieferunterbrechungen aus Brasilien aufgrund von Containerknappheit verknappt.
Ein anderes Bild zeigte sich auf den Kakaomärkten, wo im November weitere Preisrückgänge zu beobachten waren. Niederschläge in den Hauptanbaugebieten der Elfenbeinküste unterstützten die Kaffeeernte. Der Rückgang der Kakaopreise könnte zudem auf die Unsicherheit über die neue Virusvariante Omikron zurückzuführen sein. Neue Lockdown-Maßnahmen und Kontaktbeschränkungen könnten die Nachfrage nach Schokolade und damit nach Kakao erneut schwächen.
Insgesamt stieg der Index für Nahrungs- und Genussmittel im Monatsdurchschnitt um 4,2 % (Eurobasis: 5,9 %) und notierte bei 141,9 Punkten (Eurobasis: 138,0 Punkten).
Quelle: Hamburgisches WeltWirtschafts Institut / Foto: marketSTEEL