Preisrallye bei Energie hält an

von Alfons Woelfing

Gegenüber dem Vormonat steigerte sich der ISPEX-Preisindex für Strom nochmals und liegt bei 4,936 Cent pro Kilowattstunde – die Höchstmarke seit Dezember 2012. Der ISPEX-Gaspreisindex legt ebenfalls noch einmal zu und erreicht mit 2,204 ct/kWh den höchsten Wert seit fünf Monaten. Diese Ergebnisse errechnete das Beratungsunternehmen ISPEX.

Durchgängig bullishe Strombörsen

„Im August beobachten wir an den Strombörsen nur eine Richtung – nach oben“, fasst Andreas Seegers, Vorstand der ISPEX AG, das Marktgeschehen zusammen, „Sogar die Marke von 50,00 Euro pro Megawattstunde im Baseload für 2019 wurde Ende des Monats überschritten“. Über den Gesamtmonat betrachtet verteuerte sich das Jahr 2019 um rund 6,60 Euro pro Megawattstunde. „Für die Lieferjahre 2020 und 2021 ging es ebenfalls nach oben, allerdings moderater“, ergänzt Seegers, „Damit vergrößerte sich der Abstand zum Frontjahr weiter, im Monatsschnitt lagen die Werte jeweils 3,00 bzw. 4,20 Euro pro Megawattstunde niedriger“.

ISPEX Energiepreisindex: Wieder starker Preisauftrieb

Der August markierte für Unternehmen die schlechtesten Einkaufskonditionen seit Dezember 2012. Der ISPEX-Energiepreisindex für Strom erhöht sich gegenüber dem Vormonat um 0,231 Cent pro Kilowattstunde auf 4,936 Cent pro Kilowattstunde. „Die Börsenpreise sind so stark gestiegen, dass keine Puffer bei den Lieferanten mehr vorhanden sind. Die Preisentwicklung schlägt daher voll auf die Unternehmen durch“, erläutert Marktexperte Seegers.

Erdgas mit Jahreshöchstwerten

„Der Anstieg an den Gasbörsen fiel ebenfalls rasant aus“, blickt Beschaffungsexperte Seegers auf den August zurück. Die NCG-Preise für das Kalenderjahr 2019 legten im Monatsverlauf um rund 2,70 Euro pro Megawattstunde zu, „zum Monatsende stand der Jahreshöchstwert von knapp 24,00 Euro pro Megawattstunde ins Haus“. Wie auch an der Strombörse fiel der Preisanstieg für die Kalenderjahr 2020 und 2021 mit rund 1,20 Euro pro Megawattstunde bzw. 0,60 Euro pro Megawattstunde deutlich geringer aus. Der Preisabstand zwischen den Lieferjahren ist damit nochmals gewachsen.

Aufschlag auf Endkundenpreis für Gas noch moderat

„Die heftigen Preissteigerungen der Gasbörse haben sich noch nicht voll im Preisniveau für die Unternehmen niedergeschlagen“, ordnet Experte Seegers das Geschehen im August ein. Der ISPEX-Gaspreisindex für August erhöht sich gegenüber dem Vormonat um 0,037 Cent pro Kilowattstunde und erreicht einen Wert von 2,204 Cent pro Kilowattstunde. „Allerdings ist davon auszugehen, dass sich die Beschaffungskonditionen für die Unternehmen auch im September weiter verschlechtern werden“, ergänzt Seegers.

Handlungsbedarf für die Unternehmen

Die aktuelle Entwicklung führt für nahezu alle Unternehmen zu einem Handlungsbedarf. „Angesichts der deutlich gestiegenen Marktpreise ist davon auszugehen, dass die Lieferanten laufende Energielieferverträge zum nächstmöglichen Zeitpunkt kündigen werden und neue Konditionen anbieten“, weiß Seegers aus der Praxis zu berichten. „Die Kunden sollten die neuen Angebote unbedingt im Wettbewerb testen. Gerade bei einer volatilen Marktentwicklung sehen wir häufig gravierende Preisunterschiede zwischen den Lieferanten“, so Seegers weiter. Auf besonders effiziente Weise könne der bestmögliche Marktpreis über eine Online-Auktion ermittelt werden, bei der die Lieferanten in einem interaktiven Wettbewerb gegeneinander antreten.

Aber auch Unternehmen, die noch eine längerfristige Vertragsbindung haben, sollten die aktuelle Marktentwicklung zum Anlass nehmen, über ihre Beschaffungsstrategie nachzudenken. „In vielen Fällen kann es zum Beispiel sinnvoll sein, schon frühzeitig zumindest Teilmengen für künftige Lieferzeiträume zu beschaffen oder Preislimits zu definieren, um die mittelfristigen Preisrisiken zu begrenzen“, empfiehlt Seegers.

Quelle: ISPEX AG / Vorschaufoto: marketSTEEL

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