Politische Weichenstellung entscheidet Zukunft der europäischen Autoindustrie

von Hubert Hunscheidt

Angesichts neuer Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge, steigender politischer Unterstützung und verschärfter CO2-Vorgaben rückt die Rolle der Politik in den Fokus. Europas Automobilindustrie wird durch fiskalische Maßnahmen und neue Regulierungen maßgeblich beeinflusst, was die Aussichten für 2025 prägt.

Die europäische Automobilindustrie sieht sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die sowohl durch die Märkte als auch durch politische Entscheidungen bestimmt werden. In den USA beispielsweise werden 83 % der Neuwagen durch Leasing oder Kredite finanziert, was die finanzielle Abhängigkeit des Automobilsektors verdeutlicht. Gleichzeitig bleibt die Visibilität der Marktentwicklung im kommenden Jahr begrenzt, was politischen Handlungsbedarf signalisiert. Vor allem die Automobilmärkte in Schlüsselregionen könnten auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um sich konstruktiv zu entwickeln. Zu den politischen Maßnahmen könnten Subventionen für Elektrofahrzeuge in Europa, insbesondere in Deutschland, wirtschaftliche Impulse aus China oder unterstützende Maßnahmen nach den US-Wahlen zählen.

Für die europäische Automobilindustrie könnte das Jahr 2025 ein entscheidendes werden. Der Wandel hin zu Elektrofahrzeugen schreitet zwar voran, doch ist das Tempo des Übergangs noch nicht ausreichend, um alle gesetzten Klimaziele zu erreichen. Hier spielt die Politik eine Schlüsselrolle. Die bisherige Förderung von Elektrofahrzeugen beeinflusst den Markt entscheidend, und es ist klar, dass die politischen Rahmenbedingungen auch die künftige Marktentwicklung maßgeblich prägen werden. Insbesondere die Handelspolitik und die Klimapolitik werden den Weg bis 2025 bestimmen.

Ein wichtiger Aspekt der aktuellen Entwicklung sind die kürzlich von der EU verhängten Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge, die auf eine langwierige Untersuchung über marktverzerrende Subventionen zurückzuführen sind. Die zusätzlichen Zölle, die je nach Hersteller zwischen 17 % und 35 % liegen, haben große Auswirkungen auf den europäischen Markt. Dabei trifft es nicht nur chinesische Marken, sondern auch westliche Hersteller wie Tesla, Volvo und BMW, die in China produzieren und damit ebenfalls von den neuen Zöllen betroffen sind. Trotz dieser Hürden wird erwartet, dass chinesische Marken weiterhin ihren Markteintritt in Europa vorantreiben und vermehrt lokale Produktionsstätten errichten werden.

Kurzfristig werden jedoch vor allem die CO2-Ziele der EU für 2025 den Druck auf die Automobilhersteller erhöhen. Bis 2025 müssen sie einen durchschnittlichen Emissionswert von 93,6 Gramm CO2 pro Kilometer erreichen. Derzeit liegt dieser Wert bei 111 Gramm pro Kilometer, und der Anteil von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs) an den Neuwagenverkäufen ist in den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 von 14 % auf nur knapp 13 % gesunken. Um die CO2-Grenzwerte zu erfüllen, müsste der BEV-Anteil jedoch deutlich auf über 20 % steigen, was eine enorme Herausforderung darstellt.

Die drohenden Milliardenstrafen für Nichteinhaltung dieser Ziele könnten die Branche erheblich belasten. Obwohl eine offizielle Überprüfung der CO2-Ziele erst für 2026 geplant ist, gibt es bereits Diskussionen innerhalb der Europäischen Kommission über mögliche Anpassungen. Dennoch wird erwartet, dass das Verbot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor bis 2035 bestehen bleibt. Dies bedeutet, dass die Verkäufe von Elektrofahrzeugen in den nächsten Jahren weiter ansteigen müssen, um die Ziele zu erreichen.

2025 wird dabei ein kritisches Jahr sein, in dem sich zeigen wird, wie erfolgreich die Automobilhersteller den Wandel gestalten können. Vor allem in Deutschland könnte es zu einer Wiedereinführung von Subventionen kommen, um den Absatz von Elektrofahrzeugen zu fördern. Darüber hinaus könnten auch Maßnahmen zur schrittweisen Reduzierung von steuerlichen Anreizen für Firmenwagen, die einen großen Teil der Neuwagenverkäufe ausmachen, eine Rolle spielen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Automobilindustrie vor einem entscheidenden Umbruch steht. Politische Maßnahmen wie Zölle, CO2-Grenzwerte und fiskalische Unterstützung werden den Markt maßgeblich beeinflussen und die Weichen für die kommenden Jahre stellen. Die Automobilhersteller müssen sich auf ein Umfeld einstellen, in dem nicht nur technologische Innovationen, sondern auch politische Rahmenbedingungen über den Erfolg entscheiden.

Quelle: ING Bank N.V. / Foto: Fotolia

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