Öl-, Metall- und Stahlpreise sinken, Palladium hoch
Frankfurt/M. - Energie: Ölpreise weiter auf Talfahrt, OPEC zunehmend unter Zugzwang
Wie die Commerzbank berichtet, hält die Talfahrt bei den Ölpreisen an. Brent fiel vorgestern auf ein 13-Monatstief von 54 USD je Barrel. WTI rutschte kurzzeitig unter 50 USD. Der Druck auf die OPEC+ steigt, etwas zur Marktstabilisierung zu unternehmen. Aktuell gibt es Gespräche, um über mögliche Gegenmaßnahmen zur Überversorgung zu beraten. Im Gespräch sei dabei eine gemeinsame Produktionskürzung um weitere 500 Tsd. Barrel pro Tag. Laut Commerzbank kursieren Meldungen, wonach Saudi-Arabien zu einer temporären Kürzung der Fördermenge um bis zu 1 Mio. Barrel pro Tag bereit sein soll.
Offensichtlich war der Ölmarkt schon im Januar leicht überversorgt. Aufgrund einer deutlichen Übererfüllung durch Saudi-Arabien und einer niedrigeren Ölproduktion in Libyen produzierte die OPEC im Januar knapp 28,4 Mio. Barrel pro Tag. Die Commerzbank Research meint, es hänge maßgeblich von Saudi-Arabien ab, ob der Ölmarkt wieder ins Gleichgewicht gebracht wird. Denn die angekündigten Einschränkungen bei der Rohölverarbeitung in China liegen in der Summe näher bei 1 Mio. als bei 500 Tsd. Barrel pro Tag. Ob Russland an zusätzlichen Produktionskürzungen teilnimmt, ist eher fraglich. Die russische Ölproduktion stieg im Januar laut Energieministerium sogar leicht auf 11,28 Mio. Barrel pro Tag. Darin enthalten sind allerdings auch Kondensate, die im Kürzungsabkommen nicht mehr berücksichtigt werden.
Edelmetalle: Gold gibt nach, Nachfrage in Indien bleibt schwach
Gold rutschte gestern unter 1.570 USD je Feinunze. Damit hat Gold seit seinem Hoch mehr als 20 USD eingebüßt. Mehrere Faktoren führten zur Preisnachgabe. Unter anderem überraschte der ISM-Index in den USA positiv, was dem US-Dollar Auftrieb gab und auf Gold lastete. Zudem blieb die physische Goldnachfrage in Indien zu Jahresbeginn schwach. Inoffiziellen Angaben zufolge sanken die indischen Goldimporte im Januar auf knapp 22 Tonnen und waren damit nur halb so hoch wie im Vorjahr.
Edelmetalle: Rückkehr des Optimismus lässt Palladium steigen
Laut Commerzbank ist der Palladiumpreis wieder auf 2.400 USD je Feinunze gestiegen. Trotz Coronavirus-Ängsten kehrt der Optimismus in die Finanzmärkte zurück, der chinesische Aktienmarkt und die Industriemetallpreise stiegen gestern deutlich. Doch die Folgen für China, den Hauptverbraucher für Palladium, dürften gravierend sein. Der deutliche Rückgang der Autozulassungen vom Vorjahr dürfte sich zumindest kurzfristig verstärken. Zudem wird auch die Auto- und Autoteileproduktion wegen der Werkschließungen in Wuhan und anderswo vorübergehend beeinträchtigt. Die Commerzbank hält den Palladiumpreis für überzogen.
Industriemetalle und Stahlpreise im Abwärtssog
Wie Commerzbank Research berichtet sind Kupfer an der SHFE in Shanghai, Eisenerz an der DCE in Dalian und der Preis für Betonstahl in China vorgestern gefallen. Nach der Wiedereröffnung der Märkte nach der verlängerten Neujahrspause sackte der meistgehandelte Futures-Kontrakt um 8% ab und fiel auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2018. In der Folge holte er immerhin einen kleinen Teil seiner Verluste wieder auf. Der Futures-Kontrakt für Betonstahl an der LME in London hat in den letzten Tagen überschaubare Verluste verzeichnet. Im Markt bestehen nach Ansicht von Commerzbank Sorgen, dass das Coronavirus die Wirtschaftsaktivitäten in China abwürgt und damit auch die Stahlnachfrage negativ beeinflusst. Derzeit sind noch viele Fabriken im Land geschlossen.
Der Verband der europäischen Stahlproduzenten (Eurofer) hat letzte Woche seinen Ausblick für die diesjährige Stahlnachfrage in der EU um zwei Zehntel auf +1,2% nach unten genommen. Er führt dies allerdings auf eine schwächer als erwartete Vergleichsbasis im letzten Jahr zurück. Als größte Risikofaktoren sieht die Eurofer weiterhin die von den USA ausgehenden Handelsstreitigkeiten und die bestehende Unsicherheit hinsichtlich des Brexit. Die Commerzbank geht davon aus, dass 2021 die Stahlnachfrage in der EU um 2,3% anziehen könnte.
Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: fotolia