Öl, Palladium und CO2 teurer, Gas und Zinn billiger

Frankfurt/M. - Energie: Öl teurer, Gaspreise gefallen, CO2-Preise steigen

Wie die Commerzbank berichtet, wird der Energiesektor gesamt betrachtet 2019 wohl mit einem dicken Plus beschließen. Das liegt wesentlich am Ölmarkt: Brentöl ist am 20.12. mit knapp 67 USD je Barrel 12 USD bzw. 20% teurer als zu Jahresbeginn. Noch stärker legte der Preis für das US-Leichtöl WTI zu. Erstaunlich, meint die Commerzbank, dass die US-Produktion immer weiter steigt, während das Wachstum der globalen Ölnachfrage wegen Konjunkturschwäche langsamer wird. Die Bank geht davon aus, dass die Produktivität der neu erschlossenen US-Schieferölfelder weiter steigen wird, von durchschnittlich 821 in diesem Monat auf 833 Barrel täglich pro Bohrung im Januar 2020. Gründe für die Preissteigerung beim Rohöl sieht die Commerzbank im Konjunkturoptimismus, im schwächeren US-Dollar, in einer steigenden Anlegernachfrage und in den freiwilligen Produktionskürzungen der OPEC+. Sie haben auf Marktanteile verzichtet, das Ölangebot bewusst knapp gehalten, um den Preis zu stabilisieren.

Schwächere Nachfrage bei stark steigendem Angebot wirkte sich im Gasbereich anders aus: Laut Commerzbank fielen beiderseits des Atlantiks die Gaspreise am Kassamarkt deutlich und belegten damit, dass der Verbund der Gasmärkte aufgrund des stark steigenden LNG-Angebots enger geworden ist. Auch Kohle war vor allem in den Industrieländern weniger gefragt und auch die Rally im EU-Emissionshandel nahm im Spätsommer nach zwei Jahren ein Ende. Grund sei die Konjunktureintrübung gepaart mit einem massiven Brennstoffwechsel in der Stromerzeugung von Kohle zu Gas. Der in der Öffentlichkeit viel diskutierte Klimaschutz habe am Markt jedoch eine untergeordnete Rolle gespielt.

Das Klimapaket der Bundesregierung lässt den CO2-Preis steigen

Am 16.12. haben sich in Deutschland Bund und Länder auf einen Kompromiss beim Klimapaket der Regierung geeinigt. Unter anderem soll der CO2-Preis im Verkehr und bei Gebäuden zum 1. Januar 2021 nicht auf 10, sondern auf 25 Euro je Tonne steigen. Bis zum Jahr 2025 soll der CO2-Preis dann schrittweise auf mindestens 55 Euro erhöht werden. Laut der aktuellen Einschätzung der Internationalen Energieagentur IEA zur Kohlenachfrage wird die Nachfrage in den kommenden fünf Jahren weiter steigen, weil der Rückgang in Europa und den USA durch eine steigende Nachfrage in Asien ausgeglichen wird. Die Commerzbank meint, dass es dennoch langfristig zu höheren CO2-Preisen kommt.

Industriemetalle: Nickel hatte 2019 die höchste Aufmerksamkeit

Mit 2019 geht ein ereignisreiches und herausforderndes Jahr an den Metallmärkten zu Ende, sagt die Commerzbank. Metallspezifische Themen wurden oftmals durch politische Faktoren, insbesondere den Handelsstreit zwischen den USA und China, in den Hintergrund gedrängt. Die Preise gingen hoch und runter. Das vor kurzem dann doch noch erzielte „Phase-1-Abkommen“ sorgt letztendlich für einen versöhnlichen Jahresabschluss.

Während die meisten Metallpreise ihre Verluste daraufhin etwas aufholten, „rettete“ sich Kupfer sogar ins Plus. Unterstützt durch feste asiatische Aktienmärkte steigt Kupfer an der LME auf über 6.200 USD je Tonne und markiert damit ein 7-Monatshoch. An der SHFE erreicht Kupfer den höchsten Stand seit acht Monaten. Die Commerzbank hält den bisherigen Preisanstieg im Dezember zu einem großen Teil für spekulativ getrieben.

Stärker als Kupfer legte am Montag (16.12.) Zink zu, das sich um 1,7% auf 2.290 USD je Tonne verteuerte. Da das Schwestermetall Blei gleichzeitig gefallen ist, hat sich die Preisdifferenz zwischen Zink und Blei auf rund 400 USD ausgeweitet. Gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) waren sowohl der globale Zinkmarkt als auch der globale Bleimarkt von Januar bis Oktober im Angebotsdefizit. Interessanter sei der Blick nach vorne. Für 2020 hatte die ILZSG schon im Oktober für beide Märkte Angebotsüberschüsse prognostiziert.

Die größte Aufmerksamkeit erhielt über Monate hinweg Nickel: Es hatte sich im Zuge drohender Angebotsausfälle – in Indonesien wurde ein Vorziehen des Exportstopps von unbehandelten Erzen diskutiert und schlussendlich angekündigt – zwischenzeitlich um 70% verteuert. Von seinem 5-Jahreshoch sackte der Nickelpreis später allerdings um fast 30% ab.

Größter Verlierer wird laut Commerzbank in diesem Jahr aller Voraussicht nach Zinn sein. Der Zinnpreis ist in diesem Jahr so stark gefallen, dass die wichtigsten Produzenten- und Exportländer Produktionskürzungen und Ausfuhrbeschränkungen ankündigten, um den Preis zu stützen – bislang mit nur wenig Erfolg.

Fast allen Metallmärkten war in diesem Jahr gemein, dass sich die angespannte Angebotslage entspannt hat. Die teilweise hohen Angebotsdefizite wurden im Jahresverlauf zumeist abgebaut.

Edelmetalle: Fulminante Preisrally von Palladium

Für Gold geht ein „gutes“ Jahr zu Ende, meint die Commerzbank. Bis kurz vor Weihnachten ist der Goldpreis seit Jahresbeginn um 15% gestiegen. Er profitierte dabei wohl als wertstabile Anlage von der ultra-lockeren Geldpolitik vieler Zentralbanken und dem damit verbundenen Niedrig- bzw. Negativzinsumfeld. Daneben machten einige (geo-)politische Unsicherheitsfaktoren Gold als sicheren Hafen attraktiv. Silber hingegen wies erneut kaum Eigenleben auf und bewegte sich weitgehend im Fahrwasser von Gold. Unter dem Strich hat Silber in diesem Jahr Boden gegenüber Gold verloren.

Palladium legte eine fulminante Preisrally hin und verteuerte sich in der Spitze um fast 60%. Dabei überstieg es zumindest kurzzeitig die Marke von 2.000 USD je Feinunze. Palladium ist mittlerweile teurer als Gold es jemals war. Neben technischen Faktoren haben wohl die Aussichten auf ein weiteres Angebotsdefizit dem Preis von einem Rekordhoch zum anderen verholfen. Keine Rekordjagd gab es bei Platin. Trotz eines Preisanstiegs von bislang 17% in diesem Jahr ist es rund 1.000 USD je Feinunze günstiger als Palladium. Zu einem Umdenken bei den Automobilproduzenten, d.h. zu einem vermehrten Einsatz von Platin in Autokatalysatoren hat dies jedoch noch nicht geführt.


QuelleCommerzbank AG / Commerzbank Commodity Research  / Vorschaubild: fotolia

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