Nutzung eigener Prozessgase und Einsatz von Wasserstoff im Hochofenprozess
von Hubert Hunscheidt
Mit „H2Syngas“ setzen Saarstahl und Dillinger gemeinsam mit dem zur SMS group gehörenden luxemburgischen Engineering-Unternehmen Paul Wurth auf die Nutzung von eigenen Prozessgasen und den Einsatz von erheblichen Wasserstoffmengen im Hochofenprozess. Die entsprechende Pilotanlage, die in Kooperation mit Paul Wurth gebaut wird, soll im Sommer in Betrieb gehen. Mit dieser innovative n Technologie reduzieren die Stahlunternehmen weiter ihre CO2-Emissionen und gehen den nächsten wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer CO2-neutralen Stahlproduktion. „H2Syngas“ ist Teil des grenzüberschreitenden Wasserstoffprojektes an der Saar.
Im Rahmen des gemeinsamen „H2Syngas“-Projektes beabsichtigen die Stahlunternehmen mit Paul Wurth die Technologie der Nutzung von eigenen Prozessgasen an einem Hochofen der ROGESA Roheisengesellschaft Saar mbH, einer Tochter von Dillinger und Saarstahl, weiterzuentwickeln. Das neue von Paul Wurth entwickelte Verfahren – die sogenannte Trockenreformierung - ermöglicht die Umwandlung von dem in der Kokerei entstandenen Kokereigas in ein heißes Reduktionsgas oder Synthesegas. Dieses wird, mit Wasserstoff angereichert, dann als Reduktionsmittel für die Reduktion der Eisenerze eingesetzt. Die Eindüsung des heißen Reduktionsgases in den Hochofen führt zu einer erheblichen Verringerung des Koksverbrauchs und damit zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen.
„Der Einsatz von Prozessgasen für metallurgische Zwecke ermöglicht eine Reduzierung der CO2-Emissionen um bis zu 12% “, erklärt Dr. Karl - Ulrich Köhler, Vorstandsvorsitzender von Dillinger und Saarstahl. „Unter Verwendung von Wasserstoff können wir das CO2-Einsparpotential weiter verbessern und sogar nahezu verdoppeln. Die Schaffung einer ausreichenden Energieinfrastruktur ist hierfür Voraussetzung.“ Köhler weiter: „Mit dem Innovationsprojekt ‚H2Syngas‘ verfolgen wir konsequent den Weg hin zu r Produktion von Grünem Stahl .“
„H2Syngas“ gehört zu den Leitprojekten des grenzüberschreitenden Wasserstoffprojektes an der Saar, das eine IPCEI-Förderung des Bundes anstrebt. Ziel der einzelnen Projekte ist es, im Verbund eine grüne Wasserstoffwirtschaft im Saarland, in Frankreich und in Luxemburg aufzubauen. Die unterschiedlichen Teilprojekte stoßen gemeinsam einen nachhaltigen Transformationsprozess in Industrie und Mobilitätssektor an. Die emissionsfreien Technologien, die damit entstehen, treiben den Strukturwandel in der Grenzregion voran. Hierbei übernehmen die saarländischen Stahlunternehmen Dillinger und Saarstahl als industrieller Abnehmer eine Schlüsselrolle im strategischen Aufbau.
In dem ersten Projektabschnitt ist der Bau einer Pilotanlage vorgesehen, mit der der Trockenreformierungsprozess in kleinem Maßstab getestet wird. Für die Entwicklung und den Bau dieser Pilotanlage gewährte das Luxemburger Wirtschaftsministerium Paul Wurth einen Zuschuss im Rahmen der geltenden F&E-Beihilferegelung. Die Inbetriebnahme der Pilotanlage soll im Sommer 2021 erfolgen. In den nächsten Projektabschnitten soll das Verfahren mit Unterstützung von öffentlichen Fördermitteln auf halbindustriellen und später auf industriellen Maßstab weiterentwickelt werden. Hierbei sollen größere Mengen an Synthesegas erzeugt und in einem Hochofen eingedüst werden.