Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie - Kritik aus der Recyclingwirtschaft
von Hubert Hunscheidt
Bundesumweltministerin Steffi Lemke sieht darin einen entscheidenden Schritt hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft: „Die Strategie schafft die Grundlage für eine zirkuläre Wirtschaftsweise, stärkt Innovationen und macht Deutschland unabhängiger von Rohstoffimporten.“ Dennoch gibt es Stimmen, die die Umsetzung kritisch bewerten.
Wichtige Ziele der NKWS
Die Strategie legt ehrgeizige Ziele fest: Bis 2045 soll der jährliche Verbrauch primärer Rohstoffe pro Kopf von derzeit rund 16 Tonnen auf 6 bis 8 Tonnen sinken. Zudem wird angestrebt, den Anteil von Sekundärrohstoffen bis 2030 auf EU-Ebene zu verdoppeln und die Abfallproduktion signifikant zu reduzieren. Mit Maßnahmen wie Rezyklateinsatzquoten, dem Recht auf Reparatur und Standards für langlebige Produkte soll die Transformation zur Kreislaufwirtschaft beschleunigt werden.
Kritik vom bvse: „Mehr Verbindlichkeit nötig“
Der bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung begrüßt zwar die Zielsetzung der NKWS, sieht jedoch erheblichen Nachbesserungsbedarf. Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des bvse, bemängelt: „Die Strategie bleibt zu allgemein und verweist oft auf zukünftige EU-Regelungen, statt konkrete nationale Maßnahmen zu ergreifen.“ Besonders die mittelständischen Unternehmen in der Recyclingbranche fühlen sich unzureichend berücksichtigt. „Gezielte Fördermaßnahmen fehlen, während Großprojekte bevorzugt werden. Das werkstoffliche Recycling wird dabei sträflich vernachlässigt“, so Rehbock.
Ein zentraler Kritikpunkt ist die langwierige Bürokratie bei Genehmigungsverfahren für Recyclingprojekte. „Wir erleben immer wieder Verzögerungen und ständige behördliche Nachforderungen, die für die Unternehmen ein unkalkulierbares Risiko darstellen“, warnt Eric Rehbock. Der bvse fordert eine Privilegierung von Recyclingprojekten, um Investitionen zu erleichtern, die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu stärken und nicht zuletzt einen Großteil der Rohstoffversorgung zu sichern.
Großes Potenzial für die Wirtschaft
Trotz der Herausforderungen sieht die Bundesregierung in der Kreislaufwirtschaft eine Schlüsselrolle für die wirtschaftliche Zukunft. Studien zufolge könnte die Transformation bis 2030 zusätzliche 12 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung generieren und 120.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Damit Deutschland in diesem Bereich global führend wird, seien jedoch gezielte politische Rahmenbedingungen erforderlich.
Ein Schritt nach vorn – aber noch nicht genug?
Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie setzt zweifellos wichtige Impulse für eine nachhaltigere Wirtschaftsweise. Doch die Kritik des Mittelstands zeigt, dass die Umsetzung noch konkreter und praxisnäher gestaltet werden muss, um die Potenziale voll auszuschöpfen. Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, nicht nur ambitionierte Ziele zu setzen, sondern auch die notwendigen Strukturen zu schaffen, die alle Akteure – vom Großunternehmen bis zum Mittelständler – einbinden.
Quelle und Foto: bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.