Nachhaltigkeitskonzept alternativer Stahlbaukultur

von Hubert Hunscheidt

Nachhaltigkeit ist zu einem inflationär verwendeten Begriff geworden. Doch insbesondere die Baubranche muss eine Wende hin zur Wiederverwendung von Werkstoffen bewältigen. Das Projekt „Petite Maison“ zeigt eindrucksvoll, dass der Umgang mit globalen Ressourcen neue Wege braucht und wie diese im Stahlbau konkret aussehen können.

„Petite Maison“ – ein kleines Haus mit hoffentlich großer Wirkung – ist ein circa 40 m² großer geschlossener Raum, an den sich eine weitere gleich große offene Fläche anschließt. Auf den ersten Blick also nichts Ungewöhnliches. Aber auf den zweiten Blick erkennt man, dass die gesamte Konstruktion verschraubt ist und gänzlich auf Verschweißungen verzichtet. Genau dies macht das Prestigeprojekt so einzigartig, denn dadurch kann man die Stahlkonstruktion auch wieder problemlos demontieren. Durch das vereinfachte „Refitten“ können die verwendeten Rohstoffe zukünftig einer neuen Verwendung zugeführt werden, was bei einer herkömmlichen verschweißten Konstruktion „für die Ewigkeit“ nahezu unmöglich ist.

Der anlässlich der „Europäischen Kulturhauptstadt 2022“ realisierte beispielhafte Prototyp alternativer Baukultur ist ein Nachhaltigkeitsprojekt der Stadt „Esch-sur-Alzette“ unter der Projektführerschaft der Universität Luxembourg und der Leitung durch Professor Carole Schmit. „Petite Maison“ ermöglicht es Experten und einem breiten Publikum, neue Denkweisen zu entwickeln, regt zu Austausch von Erfahrungen und weitergehenden Forschungen an. „Dies ist besonders wichtig, weil Recycling und Wiederverwertung in der Vergangenheit des Bauwesens keine tragende Rolle spielten und die Circular Economy zu einer massiven Ressourcenschonung durch mehrfache Nutzung der Baumaterialien einen wesentlichen Beitrag leisten kann“, so Paul Niederstein, geschäftsführender Gesellschafter von The Coatinc Company Holding, über das Projekt.

Es ist also höchste Zeit umzudenken und mehr Bewusstsein für die Generationen von morgen bereits in der Planungsphase von Architekturprojekten einfließen zu lassen. Dazu gehört auch die Feuerverzinkung des verwendeten Stahls, der so für viele Jahrzehnte vor Korrosion geschützt wird. Die Oberflächenveredelung wurde durch die Coatinc Rhein-Main (CRH) mit Sitz in Groß-Rohrheim umgesetzt. Der Architekt von „Petite Maison“, René Thill vom Planungsbüro MABILUX, und der ausführende Stahlbauer Guy Gardula haben bereits in der Vergangenheit erfolgreich mit der CRH zusammengearbeitet. Die CRH verfügt über intelligente Logistiklösungen und eine ideale Anbindung in die SaarLorLux-Region.

„Petite Maison“ wird nach der nun erfolgten Feuerverzinkung in den kommenden Monaten des Jahres errichtet und noch in 2022 einer neuen Verwendung zugeführt. Der gesamte Prozess wird dokumentiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Über das Unternehmen:

The Coatinc Company ist eine international tätige Unternehmensgruppe, die sich auf die Oberflächenveredelung von Stahl und Metall spezialisiert hat. Mit über 500 Jahren Unternehmensgeschichte vereint The Coatinc Company Tradition und Innovation. TCC verbindet Oberflächentechniken der Feuerverzinkung (Normaltemperatur-, Hochtemperatur- und Schleuderverzinkung), Pulverbeschichtung, Nassbeschichtung und Anodisieren mit einer großen Vielzahl angeschlossener Dienstleistungen. Das Spektrum der Leistungen fängt mit der Beratung an und geht über alle folgenden Verfahrensschritte, inklusive Anarbeitung, bis hin zur termingerechten Verpackung. Hinzu kommen eine umfassende Logistik mit digitalisierter Warenwirtschaft und Exportabwicklung.

Über das Projekt:

Die Universität Luxemburg unter der Leitung der Architektin und Gastprofessorin Carole Schmit trägt zusammen mit dem Forschungs- und Entwicklungsspezialisten Dragos Ghioca vom Master in Architektur (FHESS) mit einem kleinen Haus zur Veranstaltung ESCH2022 bei, indem sie einen kollaborativen Designprozess zum Thema Kreislauf kuratiert. In Zusammenarbeit mit Prof. Christoph Odenbreit (FSTM), der Unterstützung von frEsch.asbl und LIST wird das Haus dank der Sachleistung einer großen Anzahl professioneller Partner in Luxemburg und der Großregion koproduziert. Petite Maison, eine fortlaufende öffentlich zugängliche Performance im Maßstab 1:1, erstreckt sich über neun Monate und ist in drei Momente unterteilt:

Konstruktion, Nutzung und Dekonstruktion. Jedes Bauelement ist mit einer virtuellen Datenbank verknüpft und steht nach 2022 zur Wiederverwendung zur Verfügung.

Quelle und Fotos: The Coatinc Company Holding GmbH

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