Nach 29 Jahren: neuer Stahl-Sarkophag für Tschernobyl

von Hans Diederichs

London – Kurz vor dem 29. Jahrestag des Reaktorunglücks im ukrainischen Tschernobyl schlägt die Europäische Entwicklungsbank EBRD Alarm: Der Sarkophag, der die Kraftwerksruine überspannt und deren Strahlung abschirmt, wird derzeit erneuert – und von den 2,15 Milliarden Euro, die für den Neubau benötigt werden, fehlen noch mehr als zehn Prozent. Deutschland als amtierendes Land für den G7-Vorsitz wird am 29. April eine internationale Geberkonferenz in London abhalten, um die fehlenden 265 Millionen Euro zusammen zu bekommen.

Der neue Schutzmantel, der die Kraftwerksruine umschließen wird, beinhaltet ein Edelstahlskelett von 165 Meter Länge und 100 Meter Höhe, hat eine Bogenspannweite von 260 Meter und wiegt 31.000 Tonnen. Um die Strahlung der im Reaktorkern verbliebenen rund 100 Tonnen Uran und Plutonium abzuschirmen, wird der Stahlbogen mit Teflonplatten versehen.

Ursprünglich sollte der neue Schutzmantel bereits dieses Jahr fertig gestellt werden; wegen der Finanzierungsverzögerung wurde die Fertigstellung jetzt bis 2017 verschoben. Der neue Sarkophag ist für eine Lebensdauer von 100 Jahren ausgelegt und ist von seiner Projektgröße und -komplexität einmalig in der Geschichte des Stahlbaus.

Am 26. April 1986 war der Block 4 des 70 Kilometer von Kiew entfernten Kernkraftwerks Tschernobyl explodiert, Grund war eine unsachgemäße Bedienung und schwere Verstößen gegen die Sicherheitsvorschriften gewesen. Der Vorfall war bis zum Reaktorunglück von Fukushima im Jahr 2011 die größte Katastrophe in der zivilen Nutzung der Kernkraft.

Quelle: marketSTEEL

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